Strukturwandel

Stärkere Einbindung von eLearning an Hochschulen?

Prof. Dr.-Ing. Helmut Hoyer, Rektor der FernUniversität in Hagen Hagen, Januar 2007 - eBologna ist mittlerweile in aller Mund. Nachdem anfänglich das Thema vor allem unter dem Aspekt der neuen Abschlüsse des Bachelors und Masters und deren Erfordernisse diskutiert wurden, steht heute die universitäre IT-Struktur im Zentrum der Überlegungen. Denn die Zeit drängt. Bereits 2010 sollen ehrgeizige Ziele erreicht sein. CHECKpoint eLearning sprach mit Prof. Dr.-Ing. Helmut Hoyer, Rektor der FernUniversität in Hagen, über die Situation an deutschen Hochschulen.




Unter dem Stichwort eBologna sind Ziele wie vergleichbare Hochschulabschlüsse gekennzeichnet durch Bachelor und Master, aber auch die Qualitätssicherung des Lehrens und Lernens und die Integration von IKT und eLearning in die Hochschulbildung zusammengefasst. Welches sind Ihrer Ansicht nach aktuell die dringendsten Themen?

Prof. Helmut Hoyer: Die Umsetzung des eBologna-Prozesses bedeutet nicht nur, gestufte Studiengänge und -abschlüsse einzuführen, sondern auch den erforderlichen infrastrukturellen Umbau vorzunehmen. Dazu zählt eine vernünftige Information der Studieninteressierten und eine entsprechende Darstellung der Studienangebote. Dazu zählt, dass der Studierende an die Hand bekommt, was er aus dem Alltag kennt: z.B. sich online immatrikulieren zu können, jederzeit Zugriff auf relevante Informationen zu haben, vernetzt kommunizieren zu können und natürlich auch eLearning-Angebote zu nutzen.

ELearning wird in der Hochschul-Zukunft eine wichtige Rolle spielen, denn die Modularisierung des Studiums erfordert einen höheren Betreuungsaufwand, den die Hochschulen bei gleich bleibenden Personalressourcen bewältigen müssen. So werden Selbstlernphasen in der modernen Lehre einen neuen Stellenwert erhalten.

Weiter ist mit dem eBologna-Prozess verbunden, dass die zahlreichen Prüfungen überschaubar abgebildet werden müssen. Die neue Studienform zieht eine sehr viel höhere Anzahl von Prüfungen nach sich. Die Prüfungsämter müssen sich auf deren Verwaltung einrichten und auf das Bedürfnis der Studierenden, jederzeit wissen zu wollen, wo sie stehen.

Im Grunde bedeutet der eBologna-Prozess von der ersten Interessenbekundung bis zur Zeugnisübergabe eine Durchdringung der Universität mit IT. Das hatten wir zu Beginn der Diskussion über die Kompatibilität der Hochschulgrade noch gar nicht im Blick.

Ist es eine Frage der Hochschulgröße wie schwer oder leicht das Umdenken und diese Neustrukturierung fallen?

Prof. Helmut Hoyer: Groß oder klein ist nicht die Frage, wesentlich ist, ob man's macht oder nicht macht. Die Studierenden werden sich ihre Hochschule auch danach aussuchen, was sie geboten bekommen.


Natürlich verfügen große Universitäten meist über größere Rechenzentren, über Dekanate, die entsprechend ausgestattet sind und über größere Personalressourcen. Außerdem sind sie den Umgang mit Massen gewohnt, was ihnen einen gewissen Vorteil verschafft. So gesehen haben es kleine Universitäten ungleich schwerer, durchgängige Strukturen aus einem Guss selbst zu machen. Doch Kooperationen, gemeinsame Projektansätze bis hin zu Outsourcing-Lösungen können dies ausgleichen.

Die Hochschulen sind frei in der Wahl der Mittel zur Umsetzung ihrer Konzepte. So werden sie derzeit auch zu einem Markt für Beratung sowie für Hard- und Softwareprodukte. Als unternehmerische Hochschule müssen sie dabei herausfinden, wie sie sich künftig aufstellen. Nach wie vor muss sich eine Hochschule über Erfolge in Lehre, Forschung und Weiterbildung definieren, aber zunehmend braucht sie dafür gute Servicestrukturen und die sind untrennbar mit einer leistungsfähigen IT-Infrastruktur verbunden.

Bisher haben wir nur von den Studierenden als Nutznießer der künftigen universitären IT-Strukturen gesprochen. Wird dies auch der Forschung zugute kommen?

Prof. Helmut Hoyer: Forschung und Lehre kann man nicht trennen. Die Lehre führt den Nachwuchs an die Forschung heran. Die Forschung aktualisiert die Lehre. Auf diesem Zweckbündnis beruht die Zukunftsfähigkeit einer Universität.

Was nun aber die IT-Ausstattung anbelangt: Der Studierende ist der erste Nutzer. Doch auch die Wissenschaftler sind Nutzer und verlangen Arbeitsmöglichkeiten ohne Medienbrüche. Der PC ist heute Arbeits- und Lernstation ebenso wie Informationszentrum und Kommunikationsagent. Eine gute Arbeitsplattform für die Forschung ist damit Bestandteil einer modernen IT-Hochschul-Gesamtinfrastruktur.



Die Sektion "eBologna - neue Geschäftsprozesse in Hochschulen" findet, moderiert von Dr. Hubert Groten, FernUniversität in Hagen, am 14. Februar von 14 bis 17 Uhr im Konferenzraum 6 des Messe Congress Center statt.