Die Chance, Wissen erfolgreich zu vermitteln
Hamburg, Dezember 2012 - (von Dr. Gwendolin Rugen) Während wir vor einigen Jahren noch von virtuellen Klassenzimmern sprachen, die aufwendig in der Umsetzung, limitiert und abstrakt in ihrer Anwendung erschienen, weisen jetzt Webinare den virtuellen Weg. Ein gravierender Unterschied zum ehemaligen virtuellen Klassenraum liegt insbesondere in der Länge von Webinaren. Kurz und kompakt sollen sie sein! Das klassische Webinar überschreitet eine Dauer von 45 bis 60 Minuten daher selten.
Neben reinen Online-Meetings wird in diesem Zusammenhang auch von Webcasts und flipped classrooms gesprochen. Dabei handelt es sich um Abwandlungen des reinen Webinars, zum Beispiel zur Erreichung sehr großer Zielgruppen (ab >200 Teilnehmern) oder Veränderungen der klassischen Schulungssituation (der Lehrer wird in Präsenzveranstaltungen zum Mentor, zum Tutor, während das Lernen online passiert).
Das Webinar, ein Kunstwort entstanden im Trainingsbereich aus "web basierte Seminare", zeigt eine neue Entwicklung des virtuellen Kommunizierens und lässt sich breitgefächert für die unterschiedlichsten Themen einsetzen. Hoch interessant für Akademien und Human Ressource Abteilungen (HR) zur Durchführung von Trainings, zur Weiterbildung des Personals und Recruiting, sind Webinare vor allem auch für den Bereich Marketing sehr empfehlenswert.
Neu und in Deutschland noch wenig verbreitet scheint das "educational Marketing" zu sein, das Service, Training und Marketing für Mitarbeiter und Kunden vereint. Kein anderes Online-Tool ermöglicht den Einsatz der schnellen, zeitgleichen und direkten Informationsverbreitung mit persönlicher Ansprache und Rückfragemöglichkeit, so wie sie in Webinaren üblich ist.
Zur Durchführung für Webinare gibt es inzwischen eine Reihe von Software-Angeboten namhafter Unternehmen, wie z.B. GotoWebinar, Adobe Connect, WebEx, Edudip um nur einige zu nennen, die sich auf die Anforderungen und benötigten Features zur Umsetzung von Webinaren spezialisiert haben.
Webinare bieten neue Ansätze in der virtuellen Kommunikation und Serviceleistung und schaffen damit einen Mehrwert für gleich zwei große Zielgruppen, Mitarbeiter und Kunden. Die Veränderung erfordert jedoch auch ein Umdenken bei Entscheidern und Trainern, insbesondere, wenn diese bisher vornehmlich Präsenzveranstaltungen genutzt, durchgeführt und eingesetzt haben. Webinare bringen Abwechslung! Ihr Einsatz wird auch zur Vor- oder Nachbereitung im Blended Training geschätzt.
Persönliche Gespräche lassen sich virtuell ebenso umsetzen wie Informationsveranstaltungen mit sehr hohen Teilnehmerzahlen. Ein weltweiter Einsatz kann problemlos realisiert werden und spart zudem noch hohe Reisekosten und Arbeitsausfälle. Die Teilnehmer wählen sich ortsungebunden über eine Internetverbindung mit Ihren Computern oder mobilen Endgeräten in ein Webinar ein.
Vorteilhaft ist die Nutzung eines Headsets. Auf diese Weise wird es auch Vertriebs-, Shop-, und Außendienstmitarbeitern ermöglicht, Schulungen und Informationsveranstaltungen in den Arbeitsalltag zu integrieren und an diesen teilzunehmen.
Trotz des Wissens um die virtuellen Möglichkeiten und trotz des Verbreitungs- und Einsparpotenzials von Webinaren bleiben häufig gestellte Frage nach Umsetzung, Methodik und sinnvollen Einsatz, dem Thema und Anlass entsprechend, oft ungeklärt. Die virtuelle Lern- und Informationsumgebung ist keinesfalls mit einem Präsenztraining vergleichbar und bedarf daher spezieller Aufmerksamkeit in ihrer Didaktik und Methodik.
Ein erfahrener und guter Präsenztrainer ist nicht gleichzeitig auch ein guter Online-Trainer. Diese schmerzliche Erfahrung haben bereits einige Trainingsabteilungen teuer bezahlen müssen und die Unumgänglichkeit der Ausbildung als Online-Tutor/ e-Moderator erkannt.
Da ein Webinar virtuell stattfindet und die Teilnehmer oft unsichtbar bleiben, müssen die persönliche Ebene und die Wahrnehmung der teilnehmenden Personen für Referierende und Moderatoren im Mittelpunkt stehen. Dieser Aspekt wird leider oft übersehen. Die meisten von uns kennen sicherlich Webinare, in denen der Referent einen fachlich kompetenten Monolog hält und sich nach anschließender, kurzer Fragerunde dankend verabschiedet.
Beschreibungen solcher Online-Meetings lauten dann etwa: "langweilig", "zeitraubend", "unpersönlich", "unverbindlich" und sind auf diese Art und Weise für die Wissensvermittlung denkbar ungeeignet! Wie aber lassen sich Webinare interessant und kurzweilig gestalten? Welche Methoden sind notwendig, um das Publikum zu integrieren und nicht zu verlieren? Wie und wo können die Methoden gelernt werden?
Das große Interesse an der zielgerichteten und effizienten Umsetzung von Webinaren war auch Thema auf der diesjährigen Online Educa in Berlin, das sich großer Beliebtheit erfreute. Die Knowledge exchange Session zum Thema "Webinar a great chance for knowledge transfer! How to do…?" zeigte, dass auch im internationalen Umfeld, sowohl wirtschaftlich als auch akademisch, viele Webinare zum Einsatz kommen. Die Frage nach dem WARUM scheint weitestgehend beantwortet, das WIE ist aber oftmals noch unklar.
Erfolgreiche Webinare kennzeichnen vor allem drei Merkmale: die Präsentation, die Interaktion und der Einsatz der Stimme des Referenten. Da Bildschirmarbeit ermüdend wirkt, benötigt das Auge einen Anreiz pro Minute, um die Aufmerksamkeit aufrecht zu erhalten. Diesen Anreiz bietet die Präsentation, die im Webinar vielen Folien beinhaltet und zusätzlich durch selbsterklärende visuelle Elemente ergänzt werden muss. Um bei der fachlichen Ausführung die Teilnehmer nicht zu vergessen, ist ein ausgewogenes Verhältnis von Interaktionen unbedingt notwendig.
Interaktionen können aus Umfragen, Testfragen oder gemeinsamen Whiteboard-Aktionen bestehen. Die Teilnehmer werden auf diese Weise aktiv in den Lernprozess einbezogen. Nicht zuletzt ist der Einsatz der Stimme wichtig, da Abwechslung in Tonlage, Geschwindigkeit und Lautstärke ebenfalls die Aufmerksamkeit auf sich zieht.
Der Trend zum Webinar ist deutlich erkennbar. Der Mehrwert, ein neues Serviceangebot für Kunden und Mitarbeiter zu schaffen, liegt auf der Hand. Eine Weiterbildung zur Erstellung und Umsetzung von Webinaren ist unbedingt notwendig und hilft Theorie und Praxis zu vereinen, um zukünftig spannende und erfolgreiche Webinare zu gestalten.
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