WHO-Studie

Bildungsniveau und Gesundheitsverhalten untersucht

Halle, April 2013 - Eine WHO-Studie, die in etwa 40 Länder durchgeführt wird, hat unter anderem ergeben, dass ein schlechteres Gesundheitsverhalten von bildungsferneren Jugendlichen zu einer schlechteren Gesundheit führt. Die Ergebnisse der HBSC-Studie, an der auch Mitarbeiter der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (Institut für Medizinische Soziologie) mitgearbeitet haben, wurden kürzlich veröffentlicht.

Die Chancen auf eine gute und lange Gesundheit hängen wesentlich von der sozialen Position von Jugendlichen bzw. ihren Eltern ab. Die Ergebnisse der neuen HBSC Studie 2010 belegen, dass Heranwachsende mit einer niedrigeren Schulbildung häufiger ihre Gesundheit schlechter einschätzen als Kinder und Jugendliche mit einem höheren Bildungsniveau. Das Gesundheitsverhalten spielt dabei eine große Rolle, vor allem Mädchen aus bildungsferneren Schulen rauchen und trinken oftmals häufiger und ernähren sich ungesünder, was letztlich zu einer schlechteren Gesundheit der Jugendlichen beiträgt.

Gesundheitliche Ungleichheiten


In der nun aktuellen HBSC-Studie 2010, deren Ergebnisse gerade veröffentlicht worden sind, wurden der familiäre Wohlstand und das Bildungsniveau der befragten Jugendlichen untersucht und in einen Zusammenhang mit dem Gesundheitsverhalten gesetzt. Um die Gesundheit zu bewerten, wurde nach der Selbsteinschätzung der Gesundheit, psychosomatischen Beschwerden und Lebenszufriedenheit gefragt. Festgestellt werden konnte, dass Jungen mit einem hohen familiären Wohlstand eine deutlich höhere Lebenszufriedenheit haben, weniger Unterschiede gab es bei der Einschätzung der subjektiven Gesundheit und psychosomatischen Beschwerden.

"Mädchen jedoch schätzen bei geringem sozialen Wohlstand ihre Gesundheit deutlich schlechter ein", stellte Irene Moor fest. Außerdem geben sie mehr psychosomatische Beschwerden und eine geringere Lebenszufriedenheit an. Deutlicher zeigte sich die Benachteiligung in Hinblick auf die Schulbildung. Je niedriger das Bildungsniveau, umso beeinträchtigter ist die Gesundheit. Hauptschülerinnen schätzen ihre Gesundheit schlechter als Gymnasiastinnen ein, haben eine geringer Lebenszufriedenheit und mehr psychosomatische Beschwerden.

Gesundheitsverhalten


"Heranwachsende mit niedrigerem Bildungsniveau weisen insgesamt ein schlechteres Gesundheitsverhalten auf", mussten die Wissenschaftler feststellen. HauptschülerInnen rauchen im Vergleich zu GymnasiastenInnen häufiger, trinken häufiger Alkohol und berichten häufiger von Rauscherfahrungen. Zudem verbringen Jungen und Mädchen mit einem niedrigen Bildungsniveau mehr Zeit vor dem Fernseher und gehen häufiger ohne Frühstück zur Schule. Das Gesundheitsverhalten beeinflusst maßgeblich die Selbsteinschätzung der Gesundheit durch die Jugendlichen.

"Insgesamt scheint das Bildungsniveau einen höheren Einfluss auf das Gesundheitsverhalten und die Selbsteinschätzung der Gesundheit zu haben als der familiäre Wohlstand", stellt der Medizinsoziologe Professor Richter fest. Für die Wissenschaftler ist es wünschenswert, dass besonders HauptschülerInnen mehr präventive Angebote erhalten würden, die das Gesundheitsverhalten beeinflussen.