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"Emotionen treiben uns an zu lernen"

SeLCZürich, März 2014 - Bei der Swiss eLearning Conference, die am 8. and 9. April 2014 zum fünften Mal in Zürich stattfindet, erkunden Experten aus betrieblicher Weiterbildung und Forschung die Rolle von Emotionen beim Lernen. Dr. Roland Tormey gibt in seiner Keynote Einblicke aus pädagogischer Perspektive. Der Experte wird zeigen, wie Lernende ihre Emotionen regulieren können, um Lernaufgaben besser erledigen zu können.

"Emotionen spielen eine Schlüsselrolle beim Lernen, sie motivieren und befähigen uns", erklärt Dr. Roland Tormey, pädagogischer Berater an der École Polytechnique Fédérale de Lausanne. Interessanter Weise habe das Wort "Motivation" die gleichen lateinischen Wurzeln wie das Wort "Emotion". Es sei deswegen nicht verwunderlich, dass Menschen, wenn sie über das Lernen sprächen, auch darüber erzählten, was sie zum Lernen motiviere. "Emotionen treiben uns an; sie treiben uns auch an, zu lernen."

Positive und negative Auswirkungen von Emotionen auf das Lernen

In jeder Lernsituation können unterschiedliche Emotionen den Lernerfolg beeinflussen: "Zum aufmerksam Zuhören gehören zum Beispiel Emotionen wie Wachsamkeit, Interesse, Vorfreude oder Neugier. Eine Aktivität wie Brainstorming wird erfolgreicher sein, wenn die Lerner in einer euphorischen Stimmung sind", berichtet der Lehrer-Coach. Um Lernenden die Beschäftigung mit ihren Aufgaben zu erleichtern, könnten Lehrer oder Trainer jeweils die passende Stimmung dafür erzeugen.

Ein weiterer wichtiger Aspekt sei das Gefühl von Sicherheit. Um sich wohl zu fühlen, müsse der Lerner Dinge ausprobieren können und Feedback erhalten, ohne das Gefühl zu haben, als Person herabgesetzt zu werden. Auch für Teilnehmende an einem Lernforum oder MOOC sei wichtig, was für Rückmeldungen sie von anderen Lernern bekämen und ob sie sich der Gruppe zugehörig fühlten. "Wenn sie das Gefühl haben, alle anderen sind ihnen meilenweit voraus, werden sie sich ausklinken", so Tormey. "Aber wenn sie den Eindruck haben, in einer sicheren Umgebung hilfreiches Feedback zu ihren Versuchen und Fehlern zu bekommen, kann es gut funktionieren."

Emotionen wie Wut oder Angst auf der anderen Seite befördern das Denken oder Lernen nicht, das zeige sich etwa in der Forschung über Mobbing: Wenn in einer Klasse gemobbt werde, lernten weder derjenige, von dem das Mobbing ausgehe, noch derjenige, der es erleide.

Emotionen für das Lernen regulieren

Dadurch, dass Emotionen so viel schneller als das Denken ansprängen, koste es etwas Mühe, sie zu regulieren. "Wenn zum Beispiel ein Lerner gedanklich abgelenkt ist und sich nicht konzentrieren kann, weil er zuvor mit jemandem Streit hatte, dann ist die Fähigkeit, seine Gefühle unter Kontrolle zu bekommen, wichtig dafür, um sich mit seinem Lernstoff zu beschäftigen", nennt Tormey ein praktisches Beispiel. Es sei deswegen wichtig, Lernern Möglichkeiten und Feedback zu geben, damit sie ihren eigenen emotionalen Zustand verstünden.

Dazu reiche es zum Beispiel schon, die Teilnehmenden zu Beginn einer Schulung zu fragen, wie es ihnen gehe und ihnen die Antworten von 15 zufällig ausgewählten Menschen zu zeigen, die in den letzten 24 Stunden die gleiche Frage beantwortet haben. "Das gibt ihnen die Möglichkeit, sich ihrer eigenen Gefühle bewusst zu werden und ihre Reflexionsfähigkeit zu entwickeln", so Tormey. "Indem wir Lerner dabei unterstützen, ihre eigenen Emotionen zu regulieren, helfen wir ihnen dabei, diejenigen Emotionen zu erzeugen und sich zunutze zu machen, die sie in verschiedenen Lernsituationen benötigen. Das wird sie auch in Online-Schulungen erfolgreicher machen."

Die Swiss eLearning Conference 2014

Andere Blickwinkel auf das Kongressthema "Emotions in Learning" steuern an der SeLC am 8. und 9. April in Zürich Experten aus der betrieblichen Weiterbildung, z.B. bei Coca Cola oder Deloitte, sowie Experten aus den Bereichen Marketing, Game Design und Storytelling bei.