Wie Evangelisten den Wandel vorantreiben
Stuttgart, Juli 2018 – Ambassadoren, Scouts, Guides, Connectoren – Der Weg zum Digitalen Arbeitsplatz ist voller Anglizismen und neuer Rollen im Unternehmen. Dabei geht es vor allem um eines: Personen, die den Weg mit Leidenschaft gehen und andere mit ihrer Begeisterung anstecken. Viola Ploski, Senior Consultant bei der Know How! AG, erklärt, was Evangelisten ausmacht und welche Voraussetzungen sie für ihre Arbeit brauchen.
Was ist eigentlich ein Evangelist?
Viola Ploski: Der Begriff stammt aus der Bibel: Evangelisten haben das Wort Jesu verbreitet, nach seinen Werten gelebt und Anhänger für die neue Religion gewonnen. Im Kontext der Digitalisierung funktioniert das ganz ähnlich. Jemand muss vorangehen, neue Arbeitsweisen demonstrieren und die anderen Mitarbeiter dafür begeistern. Der Wandel kann nur gelingen, wenn Personen mit Strahlkraft ganz vorn dabei sind.
Ich habe schon Projekte erlebt, bei denen das Projektteam alles organisiert, aber nicht gestrahlt hat. Das mag so gewesen sein, weil sie Angst vor dem Scheitern hatten und dass ein Fehlschlag auf sie zurückfällt. Aber diese Haltung kann zu Problemen führen. Denn wenn die Verantwortlichen nicht für das Thema brennen – wie sollen es die anderen tun?
Evangelisten brauchen also bestimmte Eigenschaften?
Viola Ploski: Auf jeden Fall. Sie müssen sehr gute Kommunikatoren und Netzwerker sein. Sie müssen Begeisterung wecken können und verschiedene Abteilungen und Hierarchie-Ebenen mit ins Boot holen. Evangelisten sind auch zu einem gewissen Grad Selbstdarsteller, sie sind innerhalb und außerhalb des Unternehmens häufig in sozialen Kanälen präsent.
Eine gewisse Hartnäckigkeit ist auch nicht schlecht, denn Veränderungen lassen sich selten schnell durchsetzen. Vor allem muss ein Evangelist wissen, dass Widerstand wertvoll ist. Wenn jemand sich über eine Neuerung beschwert, ist das der Start für eine Diskussion. So kann der Evangelist neue Sichtweisen lernen und Probleme erkennen, die er gar nicht auf dem Schirm hatte.
Welche Voraussetzungen muss das Unternehmen für so jemanden schaffen?
Viola Ploski: Evangelisten brauchen Freiraum. Sie sind wilde Vögel, ein bisschen anders als der durchschnittliche Mitarbeiter. Sie müssen aber auch anders sein dürfen, denn Konformität verhindert Veränderungen. Deswegen brauchen Evangelisten einen guten Kontakt ins Management – sie müssen Raum für ihre Tätigkeit haben oder sich diesen Raum schaffen.
Für ein erfolgreiches Change-Projekt braucht es außerdem Macht und Mittel. Macht bedeutet, dass Grenzen verschoben und z. B. die Unternehmenswerte verändert werden dürfen. Mittel sind Ressourcen wie Mitarbeiter und Geld und – ganz wichtig – Zeit. Erfahrungsgemäß ist das Zeitbudget der Knackpunkt, viele Unternehmen unterschätzen den Bedarf. Und nebenbei kann man ein Digitalisierungsprojekt nicht laufen lassen.
Wenn ein Unternehmen den Digital Workplace gut vorbereitet angeht, wird den Evangelisten von Anfang an große Beachtung gegeben. Rollenbeschreibung, Ziele, Ressourcen und ein eigenes Karrieremodell zeigen den Evangelisten, dass sie ein wichtiger Teil der Veränderung sind.
2024 neigt sich dem Ende zu und damit starten die Vorbereitungen für das nächste Jahr. Welche Trends werden in 2025 die L&D Branche prägen? Was sind die größten Herausforderungen für Personalentwickler:innen und wie können sie ihnen begegnen? Nehmen Sie sich fünf Minuten Zeit!