Digitales Uni-Projekt hilft Eltern und Lehrern
Münster, April 2020 - Eines steht fest: Dieses Schuljahr wird zur Riesenherausforderung für alle Beteiligten. Damit sich in den nächsten Wochen und Monaten der enorme Einsatz von Eltern und engagierten Lehrern wirklich lohnt, also unsere Kinder am Ende nicht mit leeren Händen dastehen, gibt es nur eine Lösung: das gemeinsame Konzentrieren aufs Wesentliche!
"Es erscheint paradox, aber offensichtlich muss erst eine Krise daherkommen, dass wir endlich einmal innehalten und bereit sind, die Reißleine zu ziehen. Gibt es nicht seit Jahr und Tag die berechtigte Beschwerde der Wirtschaft, dass Abschlüsse immer weniger wert sind, weil die Kernkompetenzen zu wünschen übrig lassen?", macht Prof. Dr. Friedrich Schönweiss von der Uni Münster geltend, der freilich keineswegs nur kritisieren möchte.
Vielmehr bietet der Bildungsforscher und Mediendidaktiker allen Eltern und Lehrern ein Bündel von Lösungen an, die sich hunderttausendfach bewährt haben und mit all ihren digitalen Bausteinen eine ideale Antwort auf die gegenwärtigen Herausforderungen darstellen. Einige davon können kostenlos zur Verfügung gestellt werden.
Schnelle und nachhaltige Lernerfolge bei der "Schule zuhause" versprechen Material und Konzept des inzwischen von fast 700.000 Schülern genutzten Lernservers. Die Aufgaben sind präzise auf den individuellen Wissensstand der Schüler ausgerichtet. Fortschritte sind auf einen Blick sichtbar. Alles, was benötigt wird, lässt sich über die Distanz hinweg bis zum heimischen Schreib- oder Küchentisch liefern. Die Idee ist, gerade in Zeiten der Corona-Pandemie möglichst unkompliziert auf die ungewohnte Situation einzugehen, dass Schüler plötzlich primär von zu Hause aus lernen.
"Eltern tragen derzeit die Hauptlast, und sie verdienen jede Form der Unterstützung. Wann, wenn nicht jetzt, könnte man zu einer echten, inhaltsorientierten Zusammenarbeit von Schule und Elternhaus kommen? Gemeinsam und arbeitsteilig könnten Lehrer und Eltern den Kindern dabei behilflich sein, die zahlreichen Hürden von Sprache und Schrift zu meistern.", so Schönweiss.
Mithilfe der Lernserver-App können Eltern selbst am Smartphone, Tablet oder Computer testen, wie gut die Rechtschreibung ihrer Kinder wirklich ist. Schritt für Schritt führt die App durch den Testverlauf. Aus den Ergebnissen ermittelt der Lernserver den individuellen Förderbedarf.
Umfassendes, passgenaues Lernmaterial für alle Altersstufen und das gesamte Leistungsspektrum steht bereit, sowohl für kleinere Wissenslücken als auch für eine generelle Lese-Rechtschreib-Schwäche. Dass dabei die Handschrift nicht zu kurz kommt, ist dem Uni-Team ein besonderes Anliegen. Für Lernbegleiter sind keine speziellen Vorkenntnisse nötig. Bei Bedarf vermittelt der Lernserver auf Wunsch aber Förderkräfte aus seinem Netzwerk.
"Wir möchten Eltern, Lehrer und Förderkräfte in diesen Zeiten unterstützen, allen Kindern die wichtigen Grundlagen zu vermitteln, ob in höheren Klassen oder gleich von Anfang an. Und dies auf eine Weise, die jedem Lerntyp und allen Lernbedürfnissen gerecht wird. Es versteht sich, dass dabei auf Methoden verzichtet wird, die auch in normalen Zeiten kontraproduktiv sind, wie etwa 'Schreib wie du sprichst!'", betont Prof. Schönweiss.
Gute sprachliche Fähigkeiten bildeten die Basis für Schulerfolge in den meisten Fächern, aber auch für die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben insgesamt, ist der Wissenschaftler überzeugt. "Fehler sollen jedoch nicht stigmatisiert werden, sondern man hilft den Schülern, aus ihnen zu lernen."
Er hofft, dass die aktuelle Corona-Krise als Chance und als Modell für später genutzt wird: "Die Schüler haben jetzt die Gelegenheit, sich die Inhalte in Ruhe und ohne Zeitdruck anzueignen. Bildungsträger können die Krise nutzen, um die viel zitierte Digitalisierung von
Lerninhalten zu stärken, wo sie sinnvoll ist. Regionen, in denen das nächste Nachhilfeinstitut einfach zu weit weg ist, profitieren beispielsweise davon."
Als Medienpädagoge hat Schönweiss den Lernserver bereits vor mehr als zwanzig Jahren von der Universität Münster aus auf den Weg gebracht. In engem Kontakt mit Schulen und einem Netzwerk aus weiteren Fördereinrichtungen entwickelt sein interdisziplinäres Team von Pädagogen, Germanisten und Informatikern die Inhalte und Methoden stetig weiter.
Online-Fortbildungen runden das Angebot ab. Wer sich intensiver einarbeiten möchte, kann sich beim Lernserver als LRS-Trainer oder Lern-Coach qualifizieren. Darin vermittelt der Lernserver den Lehr- und Förderkräften, aber auch interessierten Eltern, zunächst fundiertes Wissen zur Rechtschreibung. Die Teilnehmer lernen unter anderem die häufigsten Stolperfallen der Alphabetschrift kennen und setzen sich mit den Voraussetzungen für einen erfolgreichen Schriftspracherwerb auseinander. Förderdiagnostische Bausteine erleichtern es den Lernbegleitern, auf die speziellen Bedürfnisse von Schülern mit unterschiedlichem Förderbedarf einzugehen.