Bis zu 290 Prozent Zuwachs beim digitalen Lernen
Potsdam, August 2020 - In 25 deutschen Großstädten haben sich die Lernaktivitäten von Nutzern offener Onlinekurse zu Digitalisierungsthemen gegenüber 2018 mehr als verdoppelt. Das hat eine Studie des Hasso-Plattner-Instituts (HPI) ergeben. Es bietet solche Kurse seit 2012 gratis auf seiner Lernplattform openHPI an. Laut der Analyse weisen bei den IT-Kursen im Netz acht der 25 Großstädte sogar Zuwachsraten zwischen 200 und knapp 290 Prozent auf.
"In ganz Deutschland beobachten wir auf breiter Front ein beeindruckend zunehmendes Interesse, sich über unsere Onlinekurse digitales Grundwissen anzueignen oder es aufzufrischen", sagt HPI-Direktor Professor Christoph Meinel. Dieser Trend zu mehr digitalem Lernen habe sich seit Beginn der Corona-Pandemie noch deutlich verstärkt.
In Zeiten der Pandemie wächst die Zahl der Online-Lerner besonders
Nach Beobachtung des Potsdamer Instituts nutzen viele Menschen die Zeit sozialer Distanzierung und häuslicher Zurückgezogenheit, um ihre digitalen Kompetenzen mit Onlinekursen zu erweitern. "Auf der IT-Lernplattform openHPI registrieren wir seit Anfang Januar im Vergleich zum Vorjahreszeitraum rund 61 Prozent mehr Einschreibungen von 81 Prozent mehr Nutzern, berichtet Informatikwissenschaftler Meinel.
Nach seinen Worten bilden Bergisch Gladbach, Paderborn und Rostock das Führungstrio in der Rangliste der 25 deutschen Großstädte, welche seit 2018 die stärksten Zuwächse an digitalen Lernaktivitäten aufweisen können. Welche weiteren Städte die Rangliste umfasst, zeigt Tabelle 1.
Rückgänge an Lernaktivitäten im Vergleich zu 2018 verzeichneten hingegen die Großstädte Ludwigshafen (minus 46 Prozent), Potsdam (minus 48 Prozent), Hannover (minus 89 Prozent) und Saarbrücken (minus 92 Prozent). Potsdam, Heimat des Hasso-Plattner-Instituts, konnte als einzige von diesen Großstädten aber zumindest die Quote an Online-Lernern pro 1.000 Einwohner steigern - um 66 Prozent. "Auf unserer Plattform openHPI haben wir in diesem Jahr also einerseits deutlich mehr Nutzer aus Potsdam als noch 2018, andererseits sind hier aber die Lernaktivitäten pro Kopf der Bevölkerung um fast die Hälfte zurückgegangen", erläutert Meinel.
Deutschlands Süden bleibt dank eifrigster Online-Lerner Spitze
In der diesjährigen openHPI-Statistik sämtlicher deutscher Orte mit der absolut höchsten Dichte an IT-Lernaktivitäten steht eine kleine Gemeinde aus Rheinland-Pfalz an der Spitze: Oberneisen im Rhein-Lahn-Kreis kommt auf den Wert von 46.725 Lernaktivitäten pro 1.000 Einwohner. Mit deutlichem Abstand dahinter folgen das baden-württembergische Wiesloch (Rhein-Neckar-Kreis) mit 11.215 und Hammersbach im osthessischen Main-Kinzig-Kreis mit 8.211 Lernaktivitäten pro 1.000 Einwohner. Potsdam rangiert mit dem Wert 6.924 auf Platz vier.
Welche 30 deutschen Orte vorne liegen, weil sie die höchste Dichte an Onlinekurs-Teilnehmenden und -Lernaktivitäten aufweisen, zeigt Tabelle 2.
"Von den 30 Städten und Gemeinden, welche pro Kopf der Bevölkerung mit den meisten Aktivitäten in unseren Onlinekursen glänzen, liegen 25 in Deutschlands Süden - neun in Baden-Württemberg, acht in Hessen und je vier in Rheinland-Pfalz und in Bayern", berichtet Informatikwissenschaftler Meinel. Damit bestätige sich der Befund einer ähnlichen HPI-Analyse aus dem Jahr 2018, wonach die Menschen im Süden Deutschlands beim digitalen Lernen zu den eifrigsten gehören.
Betrachtet man ausschließlich die einwohnerstärksten deutschen Großstädte und die IT-Lernaktivitäten ihrer Bürgerinnen und Bürger auf openHPI, ergibt sich laut Instituts-Analyse eine Rangliste, die von Frankfurt/Main, Stuttgart und Berlin angeführt wird.Die komplette Rangliste der 30 größten deutschen Städte mit den meisten Lernaktivitäten pro Kopf der Bevölkerung zeigt Tabelle 3.
Details zur Untersuchung
Bei ihrer Analyse der Verbreitung digitaler Allgemeinbildung untersuchten die Forscher des Hasso-Plattner-Instituts im Sommer 2020, woher die meisten und aktivsten Teilnehmenden an seinen kostenlosen Onlinekursen auf der Internet-Bildungsplattform openHPI stammen. Das Ergebnis: Die gegenwärtig rund 250.000 einzelnen Nutzenden der Kurse nehmen das Gratisangebot zu 48 Prozent von gut 100 deutschen Städten aus wahr. Zwei Drittel davon sind Großstädte mit einer Einwohnerschaft von mehr als 100.000 Personen.
Lokalisiert wurden die Kursteilnehmenden für die HPI-Studie über ein anonymes Geo-Mapping anhand der IP-Adressen, mit denen sich Rechner im Netz anmelden. "Dabei ist zu berücksichtigen, dass die verwendete externe Datenbank die Internet-Anschlussadressen den Orten nur relativ grob zuordnen kann. "Präzision und Verlässlichkeit der Standortbestimmung mit diesem Verfahren sollte man nicht überschätzen", erläutert HPI-Direktor Meinel und spricht von "Näherungswerten".
In die Analyse der regionalen Verteilung in Deutschland bezog das Institut nicht bloß die absolute Zahl der einzelnen openHPI-Nutzerinnen und -Nutzer pro Ort ein, sondern setzte diesen Wert noch ins Verhältnis zur gesamten Einwohnerschaft. So ermittelten die Wissenschaftler zum Beispiel, dass die Lerner-Dichte, also die Zahl der einzelnen openHPI-Lerner pro 1.000 Einwohner, in den untersuchten deutschen Städten und Gemeinden zwischen 130 (Oberneisen) und 0,4 (Saarbrücken) schwankt.
Da es aber sein kann, dass eine Großstadt zwar relativ viele openHPI-Nutzer hat, diese aber wenig aktiv auf der Bildungsplattform des Hasso-Plattner-Instituts sind, ermittelten die Forscher auch noch eine zweite Kennziffer. Dabei handelt es sich um die openHPI-Lernaktivitäten pro 1.000 Einwohner. Gemessen wurden die Lernaktivitäten in der Zahl von Klicks auf Lern-Videos, Selbsttests, Hausaufgaben und Prüfungen sowie von Foren-Beiträgen. Hier zeigte sich, dass die Werte zwischen 46.725 (Oberneisen) und 32 (Hannover) liegen.
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