Digitale Deutschkurse für Geflüchtete
Berlin, März 2023 - Sprache ist der Schlüssel zur Integration. Doch aufgrund des Lehrermangels fehlen aktuell hunderte dringend benötigte Deutschkurse, insbesondere im ländlichen Raum. Digitale Trainingsangebote könnten hier zur Lösung des Problems beitragen.
"Guten Tag! Ich heiße Swetlana. Ich komme aus Kiew. Und du? Woher kommst du?" Swetlana sitzt mit drei anderen Frauen an einem Tisch. Die gelernte Krankenschwester ist seit etwa sieben Monaten in Deutschland. Sie würde gerne hier arbeiten, aber noch wartet sie auf einen freien Platz in einem Deutschkurs. Damit ist sie nicht alleine. Seit Beginn des Krieges sind über eine Million Menschen aus der Ukraine nach Deutschland geflohen – mehr als aus Syrien, Afghanistan und dem Irak in den Jahren 2014 bis 2016 zusammen. Bundesweit fehlen hunderte zusätzliche Sprachkurse. Die durchschnittlichen Wartezeiten für einen kostenlosen Deutsch- und Integrationskurs liegen aktuell bei sechs bis 18 Monaten.
Einer der wichtigsten Gründe dafür ist der akute Lehrermangel. Dieser hat sich in den letzten drei Jahren sogar noch weiter verschärft, denn viele der Lehrkräfte sind freiberuflich tätig und haben sich während der Corona-Pandemie andere Jobs gesucht. Im ländlichen Raum wird die Situation nicht nur durch lange Anfahrtswege zusätzlich erschwert. Die geringe Teilnehmerdichte sorgt dafür, dass viele Kurse, insbesondere in den höheren Niveaustufen, oft erst gar nicht angeboten werden. Auf der Suche nach einer möglichst schnellen und flexiblen Lösung haben viele Kommunen und Bildungsträger ihre Präsenz-Sprachkurse bereits durch eLearning ergänzt. Digitale Trainingsangebote könnten jedoch noch wesentlich stärker zur Lösung des Problems beitragen.
"Aus der letzten Flüchtlingskrise haben wir viel gelernt und können heute auf diese Erfahrungen aufbauen", erklärt Sandra Gasber, die für den Content-Bereich zuständige Geschäftsführerin bei LinguaTV. Der Berliner Sprachkursanbieter hatte 2015 zusammen mit McDonald’s und der Bundesagentur für Arbeit 20.000 mobile Deutschkurse für Geflüchtete aus Syrien zur Verfügung gestellt. Dafür wurden nicht nur zahlreiche Optimierungen in der LinguaTV-App vorgenommen, sondern auch umfangreiche arabische Übersetzungen angefertigt.
Gerade für Anfänger oder reine Selbstlerner mit geringen Vorkenntnissen ist es wichtig, dass Nutzerführung und Lerninhalte auch in der Muttersprache vorliegen. "Wir arbeiten deshalb ständig daran, unsere Kurse in weitere Sprachen zu übersetzen", so Gasber. Der Kurs "Deutsch für Anfänger A1.1" etwa, wurde neben Arabisch und den wichtigsten westeuropäischen Sprachen nun auch um Türkisch, sowie um die osteuropäischen Sprachen Polnisch, Rumänisch, Russisch, Serbisch und Ukrainisch ergänzt.
Im eigenen Tempo lernen zu können, sei häufig ein großer Vorteil, so Sandra Gasber. "Viele Geflüchtete sind sehr motiviert und wollen einfach nur möglichst schnell Deutsch lernen." Die App bietet ihnen dafür die besten Voraussetzungen. Die vollwertigen, multimedialen Sprachkurse können als reine Selbstlernkurse oder als Teil des Blended Learning-Konzeptes (z.B. mit Unterricht im virtuellen Klassenzimmer) genutzt werden. Sie decken die Niveaustufen A1-C1 ab und werden durch zahlreiche berufsspezifische Kurse ergänzt. Neben szenischen Videos und interaktiven Übungen, kommen dabei auch Grammatik-Tutorien, Vokabel- und Aussprachetrainer, sowie ein KI-gestützter Konversationstrainer zum Einsatz.
Swetlana ist von der Idee begeistert. Seit etwa vier Wochen nutzt sie bereits den Deutschkurs für Fortgeschrittene in der LinguaTV-App, zusammen mit dem Vokabeltrainer für Medizin und Pflege. Sie ist hochmotiviert und hofft, bald auch in Deutschland als Krankenschwester arbeiten zu können.
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