LinkedIn-Studienergebnisse zu KI im Arbeitsalltag
München, September 2023 – 2035 werde kein Job mehr ohne den Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) auskommen, erklärte Bundesarbeitsminister Hubertus Heil kürzlich. Mehr als die Hälfte der deutschen Arbeitnehmer (55 Prozent) rechnet laut einer aktuellen Studie von LinkedIn allerdings deutlich früher – nämlich in den kommenden fünf Jahren – damit, dass KI ihren Arbeitsalltag erheblich verändern wird. Zwei von fünf Befragten (43 Prozent) erwarten diese Entwicklung sogar schon im nächsten Jahr.
Die gute Nachricht: Von typisch deutscher Zurückhaltung oder gar "German Angst" kann hierbei keine Rede sein, denn 78 Prozent der Erwerbstätigen in Deutschland freuen sich darauf, mithilfe von KI beispielsweise produktiver zu werden, schneller Zugang zu Informationen und Wissen zu erlangen oder auch sich inspirieren zu lassen. Dementsprechend glauben 36 Prozent, dass ihre Arbeit durch KI einfacher wird, was sich positiv auf ihre Jobzufriedenheit auswirkt, sowie 37 Prozent, dass sie sich dadurch stärker auf Aufgaben konzentrieren können, die ihnen mehr Spaß machen.
Doch die Freude ist nicht ungetrübt, denn noch setzt erst ein Drittel der deutschen Unternehmen (33 Prozent) KI-Tools ein. Ähnlich verhält es sich in den europäischen Nachbarländern Italien (33 Prozent) sowie Frankreich und den Niederlanden (beide 32 Prozent). Dem stehen Länder wie die USA (58 Prozent), Indien (68 Prozent) und Indonesien (71 Prozent) gegenüber, die bei der Einführung von KI deutlich weiter sind. Insgesamt sagt gerade einmal ein Fünftel der Befragten in Deutschland (19 Prozent), dass KI-Tools bei ihnen bereits Teil des Arbeitsalltags und ihrer Prozesse seien.
Unsicherheit im Umgang mit KI macht sich breit
Während Arbeitnehmer also mehrheitlich bereit für den Wandel im Bereich Künstlicher Intelligenz sind, herrscht bei Arbeitgebern noch Zurückhaltung und eine gewisse Trägheit entsprechende Tools oder gar Trainings zur Verfügung zu stellen: So hat knapp jeder Zweite (46 Prozent) das Gefühl, dass sein Arbeitgeber ihn nicht dazu motiviere, Fähigkeiten im Bereich KI zu entwickeln. Und in 55 Prozent der Unternehmen gibt es bislang keine Trainings oder Richtlinien für den Einsatz von KI-Tools.
Für Arbeitnehmer ist dies ein Problem, denn über die Hälfte von ihnen (51 Prozent) will zwar lernen, KI bei der Arbeit zu nutzen, weiß laut eigener Aussage aber nicht wie. Die Folge: 44 Prozent der Befragten fürchten, dass sie mehr zum Thema KI wissen sollten, als sie es derzeit tatsächlich tun – 34 Prozent haben sogar das Gefühl, dass ihre Kollegen ihnen einen Schritt voraus sind.
Das führt zu Unsicherheiten, die in manchen Fällen so weit gehen, dass die Befragten schon einmal behauptet haben, ein KI-Tool verwendet zu haben, obwohl dies nicht stimmte (30 Prozent), oder mehr zu wissen als es tatsächlich der Fall ist, weil sie kompetent erscheinen wollten (32 Prozent). Zwei von fünf Arbeitnehmern (39 Prozent) würden sich zudem nicht auf einen Job bewerben, wenn KI in der Anzeige erwähnt wird, selbst wenn sie für die Rolle qualifiziert wären.
"Durch den rasanten Fortschritt im Bereich Künstlicher Intelligenz ist die Arbeitswelt, die sich in den letzten Jahren ohnehin stark gewandelt hat, weiterhin im Umbruch und stellt Arbeitnehmer:innen vor neue Herausforderungen. Doch statt German Angst, zeigen sich die Beschäftigten in Deutschland aufgeschlossen und bereit, KI-Fähigkeiten zu erlernen. Das Problem: Viele von ihnen wissen nicht so recht, wie und wo sie anfangen sollen, und fühlen sich überfordert – das ist angesichts der Innovationsgeschwindigkeit wenig überraschend. Und auch Unternehmen tun sich schwer, ihre Mitarbeiter:innen bei der Anwendung und Weiterbildung im Bereich Künstlicher Intelligenz zu unterstützen. Ein Blick über den Tellerrand kann Arbeitgebern helfen, zu verstehen, wie andere Unternehmen KI einsetzen und welche Aspekte oder Vorgehensweisen möglicherweise sinnvoll adaptiert werden können. Bei all der Neugier um Künstliche Intelligenz zeigen unsere Daten aber ebenfalls den hohen Stellenwert, den sogenannte Soft Skills wie beispielsweise Kommunikationsfähigkeit, strategisches Denken oder Führungsqualitäten auch in Zukunft weiterhin haben werden", sagt Barbara Wittmann, Country Managerin bei LinkedIn DACH.
Tipps für Arbeitnehmer: KI-Kompetenzen aufbauen
Wie können sich Arbeitnehmer dem Thema KI nähern, auch wenn der Einsatz solcher Tools in ihrem Unternehmen nur langsam vorankommt? Hierzu vier Tipps:
- Sich Durchblick verschaffen: Wo kommt KI heute schon zum Einsatz und wie kann man Tools einsetzen, um sich monotoner Aufgaben zu entledigen? Wer nicht mehr nur so tun will, als ob er oder sie sich mit KI auskennt, sollte Antworten auf diese und weitere Fragen suchen. Es gibt dafür inzwischen zahlreiche Ressourcen, von Büchern über Onlineartikel bis hin zu Podcasts. Ein guter Ausgangspunkt sind auch eine Reihe von LinkedIn Learning Kursen zum Thema Künstliche Intelligenz, wie How to Research and Write using generative AI oder What is generative AI, die bis Ende des Jahres kostenlos zugänglich sind.
- Den Experten zuhören: Wer noch mehr wissen will – nicht nur zu KI selbst, sondern auch zu den Folgen für Gesellschaft und Arbeitswelt – kann zudem entsprechenden Experten auf diesem Gebiet folgen, wie etwa der KI-Forscherin Feiyu Xu, der Daten-Expertin Mina Saidze oder dem Arbeitsmarktexperten Enzo Weber vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung.
- Tools ausprobieren: Viele KI-Tools sind inzwischen öffentlich und oft kostenlos oder zumindest für wenig Geld zugänglich. Arbeitnehmer sollten diese Chance nutzen und einfach einmal ausprobieren, welche Möglichkeiten und Unterstützung diese bieten. Aber Achtung: mit vertraulichen Informationen, ob privater oder beruflicher Natur, sollten die Tools besser nicht gefüttert werden.
- Soft Skills weiterentwickeln: Zwei von fünf Befragten (37 Prozent) sind überzeugt, dass sie sich künftig vor allem durch ihre Soft Skills von KI differenzieren können. Umso wichtiger ist es jetzt, in diese zu investieren. So sollten Arbeitnehmer beispielsweise ihre Kommunikationsfähigkeit, Kreativität, strategisches Denken oder Führungsqualitäten stärken.
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