Floridi, Gründungsdirektor des Digital Ethics Centre und Professor für Kognitionswissenschaften an der Yale University, ist weithin bekannt für seine bahnbrechenden Arbeiten zur Untersuchung der tiefgreifenden ethischen Auswirkungen digitaler Technologien. Seine aufschlussreichen Recherchen haben dazu beigetragen, die aktuellen Diskussionen über die Schnittstelle von Technologie und Gesellschaft zu prägen.
In seiner bevorstehenden Keynote auf der OEB 2023 wird Floridi die ethischen Dimensionen digitaler Technologien beleuchten und dabei insbesondere auf den Irrglauben eingehen, dass Technologie von Natur aus neutral sei. Auf der Grundlage seines umfassenden Fachwissens wird Floridi die weit verbreitete Vorstellung in Frage stellen, dass die ethischen Bedenken im Zusammenhang mit digitalen Technologien ausschließlich in deren Missbrauch oder Einsatz und nicht in deren Gestaltung und Entwicklung liegen.
Floridis Argumentation beruht auf einer grundlegenden Unterscheidung zwischen zwei Arten von Gleichgewichten - neutralen und doppelt geladenen. Er behauptet, dass keine Technologie wirklich neutral sein kann, da sie immer unter Berücksichtigung impliziter oder expliziter Werte, kultureller Einflüsse und beabsichtigter Verwendungszwecke entwickelt wird. Zur Veranschaulichung dieses Punktes zieht er Parallelen zwischen verschiedenen Technologien wie Kaffeemaschinen und Bajonetten, um die signifikanten Unterschiede in ihrem Gleichgewicht hervorzuheben.
Darüber hinaus betont Floridi, dass die Verantwortung für die Gestaltung des ethischen Charakters einer Technologie in erster Linie bei ihren Entwicklern und Innovatoren liegt. Die Neutralitätsthese, die die Technik als wertneutral darstellt, verdeckt diese Tatsache. Floridi plädiert für einen nuancierteren Ansatz in der Technologieethik, der auf der Erkenntnis beruht, dass digitale Technologien wie die künstliche Intelligenz von Natur aus doppelt aufgeladen sind und sowohl positive als auch negative Folgen haben können.
Floridis Vortrag verspricht, konventionelle Weisheiten in Frage zu stellen und wertvolle Erkenntnisse für Bildungsexperten, Technologen und politische Entscheidungsträger zu liefern, die an der OEB 2023 teilnehmen. Seine zum Nachdenken anregende Analyse wird zu einem tieferen Verständnis der ethischen Komplexität digitaler Technologien und ihrer Auswirkungen auf die Bildung beitragen.
Die OEB 2023 setzt damit ihre Tradition fort, Diskussionsstoff über die sich entwickelnde Landschaft von Technologie und Bildung zu liefern, und die Keynote von Luciano Floridi wird zweifellos die Bühne für bedeutungsvolle Gespräche auf der diesjährigen Veranstaltung bereiten.

Prof. Luciano Floridi wird in der Eröffnungsveranstaltung der OEB am Donnerstag, den 23. November 2023 um 9.30 Uhr sprechen, gefolgt von einer Fragerunde von 12 bis 13.30 Uhr.