Hoch im Kurs

"Internationale Kompetenz" im Content-Test

München, März 2007 - Seit Beginn der Globalisierung gewinnt das Thema "interkulturelle Kompetenz" immer stärkeres Gewicht. Die Teams am Arbeitsplatz sind international. Von allen Beteiligten wird verlangt, Umgangs- und Kooperationsformen zu finden, die sachliche Ergebnisse ohne hohe Reibungsverlust ermöglichen. Welche Trainings diese Erfordernisse am besten unterstützen, verrät der aktuelle CHECK.point Content-Test.




In der aktuellen Testreihe von CHECK.point eLearning finden sich zwei Programme, die sich umfassend mit den Grundlagen interkultureller Kompetenzen auseinander setzen. Unter dem Titel "Interkulturelle Kommunikation im Business: Verständnis für andere Kulturen und Entwicklung interkultureller Kommunikationsfähigkeit" bietet NETg (im Vertrieb der ihk-online.de) zwei Kurse an, die zum einen die Eigenheiten anderer Kulturen im Zusammenhang mit verbaler, nonverbaler und schriftlicher Kommunikation mit Geschäftspartnern in anderen Ländern beleuchten, und sich zum anderen mit Kommunikationshemm- und hindernissen beschäftigen.


In rund vier Stunden Lernzeit pro Kurs wird Schritt für Schritt vermittelt, wie sich Kommunikationsstörungen vermeiden lassen. Auch eine Anleitung für einen für beide Seiten befriedigenden Einsatz eines Dolmetschers ist integriert. Umfangreiche Simulationen ermöglichen das Üben und Vertiefen des Gelernten, das sich an praktisch relevanten Problemstellungen orientiert.


Auch der Anbieter bbw-online hat das Thema "Interkulturelle Kompetenz" in zwei Kursen mit einmal sechs und einmal acht Stunden Lernzeit aufgearbeitet. Die inhaltlichen Akzente reichen hierbei vom Umgang mit Migranten bis hin zur Vorbereitung auf eigene Auslandsaufenthalte. Breiten Raum nimmt auch hier die geschäftliche Kommunikation ein.


Die Kursteilnehmer erfahren Wissenswertes über die Entstehung von Vorurteilen und werden zur Reflektion kultureller Unterschiede angeregt. Dabei ist es den Autoren gelungen, Verhaltensweisen aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu beleuchten und kulturelle Unterschiede einleuchtend und wertfrei zu beschreiben.


Eine Besonderheit bei der Bearbeitung der beiden Kurse ist ein herunter zu ladendes Word-File, das den Teilnehmer durch beide Kurse begleitet. Es fragt die eigene Abstammung ab, zu welchen Kulturen sich der Teilnehmer hingezogen fühlt bzw. welche ihn abstoßen, aus welchen Gründen er die eigene Heimat verlassen würde, welcher Arbeit er sich vorstellen könnte im Ausland nachzugehen, wenn er die Sprache nicht verstünde, welche Wünsche er für die eigenen Kinder hegen würde etc.. Allein dieses Dokument sorgt für eine tiefergehende Reflektion der eigenen Einstellungen und Verhaltensweisen und damit für eine differenziertere Wahrnehmung von Fremdem.


Weniger geglückt ist vom gleichen Anbieter der Kurs "Die Türkei im Profil", ein Kurs aus einer Dreier-Serie, die durch die Themen "Türkei: Türken in Deutschland" und "Türkei: Kulturelle Besonderheit" ergänzt wird, wovon jeder einzelne mit zwei bis drei Stunden Zeitaufwand zu absolvieren ist.


Lernziel des ersten Moduls "Die Türkei im Profil" ist das Verständnis für die historischen und politischen Zusammenhänge sowie der Mentalität im Land. Leider wirkt sich der Verzicht auf Audio- und/oder Videodateien in diesem Kurs fatal aus: Der Anwender muss sich die türkische Aussprache über die Lautschrift in einem PDF erschließen. Generell geringe Interaktionsmöglichkeiten und ein fragwürdiges Testkonzept lassen den Kurs als Ganzes verbesserungswürdig erscheinen.


Das Beispiel "Interkulturelle Zusammenarbeit: Tschechien" erstellt von den Beruflichen Fortbildungszentren der Bayerischen Wirtschaft (bfz) zeigt, dass praktische Vorbereitung von Führungspersonal und Geschäftsleuten auf eine bestimmte Landesmentalität und -kultur per eLearning sowohl machbar als auch qualitativ wertvoll sein kann.


Der Kurs vermittelt Informationen über Kulturstandards, aber auch über Einstellungen, Umgangsformen und Diskussionsstile in Geschäftsbeziehungen. Überzeugend ist die unprätentiöse, funktionale und durchdachte Gestaltung. Vielfältige interaktive Funktionalitäten, eine eindeutige Navigation und eine Audiosequenz an der richtigen Stelle (nämlich zur Ausspracheübung einiger tschechischer Grußformeln) machen das Programm zu einem erfreulichen Lernerlebnis.


Sieger dieser Testreihe ist der "Online Case Study China" der ICUnet AG. Das eLearning-Programm zeichnet realistische Situationen des chinesischen Kulturraums auf, trainiert den Umgang mit Kollegen und Vorgesetzten, Business-Meetings, das korrekte Verhalten bei Einladungen und Geschäftsessen usw. Dabei sensibilisiert das Training vor allem für kritische Situationen und gibt Erklärungen über den kulturellen Hintergrund, so dass der Teilnehmer in realen Situationen "interkulturellen Fettnäpfchen" ausweichen kann.



Eine Besonderheit des Kurses ist sein Aufbau: hier wird kein abstrakter Lernstoff vermittelt. Jedes der zehn Module der "Case Study China" erzählt eine alltägliche Geschichte, die jedem Teilnehmer vor Ort jederzeit passieren könnte. Der Kursteilnehmer soll in der Geschichte die kritischen Situationen erkennen und die entsprechenden Textpassagen einer Kategorie aus der Gruppe "Hierarchiedenken, Gemeinschaftsorientierung contra Individualismus, Sach- contra Beziehungsorientierung, Kommunikation, Zeit und Umgang mit Ungewissheit" zuordnen.


Inhaltlich wie konzeptionell ist der Kurs bestens durchdacht und konsequent umgesetzt.


Das teilweise umfangreiche Angebot der Hochschulen zu diesem Thema konnte leider nicht in die Testreihe aufgenommen werden, das sich die (eLearning-)Kurse in der Regel über ein oder mehrere Semester ziehen. Allerdings bieten Online-Portale wie etwa www.ikkompetenz.thueringen.de, das im Auftrag der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen von der Universität Jena und interculture.de entwickelt wurde, umfassende Einstiegsinformationen in das Thema und beispielsweise einen interessanten Selbsttest.