eManagement

Direktiven für die Weiterbildung des Managements

Koblenz, Mai 2007 - (von Dr. Annegret Stegmann) Der Wille zum eLearning alleine kann im Management keine Berge versetzen: Tools, Systeme und Schulungen garantieren noch keinen Erfolg. Wie kann aber innovative Informationstechnologie effizient und wirksam für den unternehmerischen Erfolg eingesetzt werden? Dieser Frage stellt sich Prof. Dr. Harald von Kortzfleisch im Gespräch mit CHECK.point eLearning.

Der Spezialist in Fragen des Wissensmanagements, organisatorischer Gestaltung, Innovations- und Technologiemanagements sowie Entrepreneurship
lehrt am Institut für Management der Universität in Koblenz.

Kann eLearning sinnvoll für das Management genutzt werden?


Prof. von Kortzfleisch: Grundsätzlich kann es heute nicht mehr um die Frage gehen, ob oder ob nicht eLearning ein sinnvolles Instrument für Managerinnen oder Manager ist. Vielmehr kann es nur noch um die Frage gehen, wie eLearning genutzt werden kann, so dass Entscheidungen auch in Zukunft auf der Grundlage einer hoch qualifizierten Wissensbasis getroffen werden können.


Der Grundsatz des "Lebenslangen Lernens" gilt vor allem auch für Manager. Wenn wir akzeptieren, dass die Halbwertzeit des Wissens sich immer weiter verkürzt, wenn Wissen zumindest vom Prinzip her überall und zu jeder Zeit verfügbar ist, und wenn den Kolleginnen und Kollegen aus den Konkurrenzunternehmen unserer Managerinnen und Manager die Potenziale von eLearning ebenso ohne jegliche Zugangsbarrieren zur Verfügung stehen, dann gehört eLearning eben genau so zum Alltag der Managementaufgaben, wie die immer wieder empirisch bestätigte Kommunikation.


Wie erklären Sie sich dann die teilweise immer noch vorhandene mangelnde Akzeptanz von eLearning in der Praxis?


Prof. von Kortzfleisch:
Akzeptanz hat mit Passung zu tun. Offensichtlich fehlen eLearning-Konzepte, die friktionsfrei im Alltag von Managerinnen und Managern genutzt werden können. Schaut man sich diesen Alltag genauer an, so ist seit langem empirisch immer wieder bewiesen, dass dieser zu ungefähr 70 Prozent aus Kommunikation besteht: Telefonate, Meetings, Vorträge und heute zunehmend natürlich eMails, Video-Konferenzen und Chats sind in diesem Zusammenhang zu nennen.


Es verbleibt also nicht viel Zeit für eLearning und wenn, dann unter hohem Zeitdruck. Damit eng verbunden sind die Lernbedarfe im Managementbereich hochgradig situativ und spontan. Auch dies stellt erhöhte Anforderungen an die Gestaltung von eLearning.


Welche konzeptionellen Verbesserungen würden Sie als Konsequenz vorschlagen?


Prof. von Kortzfleisch:
Zeitdruck und Anforderungen an zeitliche Flexibilität legen Konzepte nahe, die zunächst einmal einen offenen Zugang ins Internet haben. Lerneinheiten können nicht im Sinne "vorgefertigter Lernkonserven" gestaltet werden sondern müssen der Dynamik der Wissensentwicklung, mit der ja gerade die Notwendigkeit zum Lebenslangen Lernen begründet wird, Rechnung tragen.


Pädagogisch gesehen ist dies durch handlungsorientierte sowie Reflexion ermöglichende Lernkonzepte durchführbar, auf keinen Fall eben mit behavioristischen "Drill-and-Practice"-Ansätzen. Die geforderten Lernkonzepte ließen sich beispielsweise auf technischer Ebene durch so genannte "Blogs" oder "Wikis" umsetzen, aber auch durch entsprechend aufbereitete Wissensportale oder Lerneinheiten.


Diese sollten vor allem auch einen schnellen Zugang zu den tatsächlich nachgefragten Wissensbedarfen ermöglichen. Etwa mittels der Möglichkeit, Suchworte eingeben zu können, die entsprechende Lerneinheiten verfügbar machen. Auch dürfen Lerneinheiten nicht zu umfangreich sein und sie müssen auf mobilen Endgeräten mit in der Regel kleinen Displays gut lesbar und navigierbar sein.


Managerinnen und Manager stehen für selbst bestimmtes Arbeiten. Deshalb muss auch Lernen in einem Kontext erfolgen, welcher ebenso gestaltet ist.


Sie haben davon gesprochen, dass Management zu 70 Prozent aus Kommunikation besteht. Was bedeutet das für die Anforderungen an eLearning-Konzepte?


Prof. von Kortzfleisch:
Kommunikation ist Lernen. Und der Einsatz von eCommunication ist dann ein wesentlicher Teil von eLearning. Allerdings ist die Lernkomponente von eCommunication dann ebenso in elektronischer Form verfügbar zu machen.


So lassen sich virtuelle Präsentationen beispielsweise über so genannte "Virtual Classroom Software" unterstützen; mit dem Effekt, dass die Präsentationen und damit verbundenen Diskussion automatisch aufgezeichnet werden. Diese stehen dann einer lernorientierten Analyse in gut dokumentierter Form zur Verfügung.


Voraussetzung ist, dass die Kommunikationspartner über die entsprechende Medienkompetenz verfügen. Und diese kann nicht ohne das Medium erworben werden: Je intensiver eLearning genutzt wird, desto nachhaltiger wird diese für Managerinnen und Manager sehr wichtige Kompetenzform aufgebaut.