Der lange Weg von der Zielgruppe zur Community
Stuttgart/München, Oktober 2007 - Die Informationskonzepte des Web 2.0 stellen die Verlage "vor einen tief greifenden kulturellen und sozialen Wandel, der sich gravierend auf die klassische Verlagsarbeit auswirken würde", so Verlagschef Wulf D. v. Lucius des Stuttgarter Verlagshauses Lucius & Lucius im Vorfeld der Frankfurter Buchmesse. Über 70 Fachveranstaltungen stellen sich dort dem Thema Digitalisierung. Am Beispiel der Fachzeitschriften im Weiterbildungssektor lässt sich beobachten, dass gegenüber den Kommunikationsstrukturen des "Mitmach-Web" noch Zurückhaltung besteht.
Experten wie von Lucius sehen einen grundlegenden Wandel der Anforderungen an Verlagsseiten im Internet. Aus der Informationsplattform nach dem Prinzip "one to many" wird eine Austauschplattform, auf der Kontaktnetzwerke und Foren die User nicht nur einbindet, sondern diese auch selbst zu Autoren werden.
"Die klassische Zielgruppe wandelt sich zur Community", formuliert es der Verleger und Honorarprofessor an der Universität Hohenheim. Vor inhaltliche, rechtliche und vertriebliche Herausforderungen gleichzeitig gestellt, reagieren viele Verlage mit schrittweisen Veränderungen.
Den Gedanken des Informations-Marktplatzes setzen die meisten bislang mit Recherchefunktionen im eContent und eCommerce-Ansätzen um. Leserbeiträge als Content, der neuen Traffic generiert, hat bislang keiner der Verlage integriert.
Bei der Zeitschrift "wirtschaft + weiterbildung", die bei Haufe Fachmedia erscheint, erhalten Abonnenten freien Zugriff auf die Online-Datenbank aller Texte vorangegangener Ausgaben. Wer den Premium-Service bucht, der mit 29,20 EUR rund 70 % Aufpreis zum Print-Produkt kostet, kann aus einer Vielzahl von Themen-Specials und Arbeitsmaterialien wie Präsentationsvorlagen und Musterverträge wählen.
Mit der Serviceplattform www.redmark.de ergänzt die Haufe Mediengruppe ihre Zweitverwertungsstrategie. Unter dem Slogan "kompetent - rechtssicher - aktuell" bietet der Fachverlag für Wirtschaft, Recht und Steuern einzelne Dokumente zum kostenpflichtigen Herunterladen an.
Exklusive Online-Beiträge bzw. eine Verschiebung des Publikations-Schwerpunktes von Print auf Online sind noch kein Thema bei Fachzeitschriften im Weiterbildungssektor. Die Zeitschrift "wissensmanagement - Das Magazin für Führungskräfte" publiziert in ihrer Online-Ausgabe allerdings eigenständige Artikel, die keine reinen "Ableger" der Print-Version sind.
Ein stärkeres Online-Engagement im Hinblick wie auf Funktionen wie blog oder podcast plant auch der Verlag "managerseminare" derzeit nicht. Der Leserkreis bevorzuge erfahrungsgemäß immer noch Informationen in gedruckter Form, so Vertriebsassistentin Marion Gaßler. Man habe sich eine stärkere Entwicklung über die Archivfunktion hinaus vorstellen können, doch selbst das Interesse am ebook sei bei der eher konservativ eingeschätzten Zielgruppe "verschwindend gering".
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