Freiräume schaffen will gelernt sein
Mannheim, März 2008 - Unternehmen und ihre Mitarbeiter stehen buchstäblich unter Strom: Internet, Handy und Co. überbrücken Zeit und Raum und beschleunigen die Arbeits- und Alltagsprozesse. Doch schnell sein ist nicht alles, meint Prof. Dr. Seiwert. "Arbeitswelt und Gesellschaft sind in Sachen Geschwindigkeit und Leistung längst am Limit", warnt der Experte für Zeitmanagement am Donnerstag, 10. April, auf der PERSONAL 2008 in Stuttgart.
Zeit ist wertvoll. Das drückt schon das bekannte Zitat "Zeit ist Geld" aus. Doch Prof. Seiwert sieht darin keine umfassende Definition: "Als der Amerikaner Benjamin Franklin 1748 den Satz 'Zeit ist Geld' prägte, hatten die ewigen Propheten des Zeitdrucks und der Eile endlich ihr hektisches Motto gefunden. Doch für mich ist Zeit weit mehr als nur Geld. Zeit ist das kostbarste Gut, das wir besitzen. Zeit ist unwiederbringlich, unbezahlbar. Zeit ist Leben!" erklärt der mehrfache Preisträger.
Prof. Seiwert widerlegt auch die Maxime "Der Schnelle frisst den Langsamen": "Die Geschichte der New Economy hat eindrucksvoll gezeigt, dass hektische Parolen wie 'Get big fast' oder 'Wer bremst, verliert!' die Unternehmen auf Dauer nicht zum Erfolg, sondern ungebremst in den Abgrund führen", argumentiert der Zeitexperte. Wer dieses Risiko vermeiden wolle, sollte vorsorglich die Reißleine ziehen - in Form einer bewussten Planung von Auszeiten.
"Menschliche Arbeitskraft kann man nicht unendlich beschleunigen oder steigern. Und genau deshalb wird der Ruf nach Langsamkeit und Entschleunigung als Gegenbewegung zum ewigen 'Schneller, Weiter, Höher' immer lauter", meint der Professor. Dabei ginge es jedoch nicht darum, alles nur im Schneckentempo zu erledigen. Gefragt sei hingegen Balance: "Die Fähigkeit, schnell zu sein, wenn es nötig ist, langsam zu sein und zu regenerieren, wann immer es möglich ist."
"Natürlich ist es in Zeiten von Handy, eMail und Co. wichtig, gut erreichbar zu sein", räumt Prof. Seiwert ein - aber nicht immer und überall: "Wir müssen nicht umgehend auf jede Mail reagieren oder rund um die Uhr Anrufe entgegennehmen. Vor allem in der Freizeit gilt: Handy aus - Anrufbeantworter an und einfach nur abschalten und entspannen", lautet ein praktischer Tipp, den er selbst beherzigt.
Denn Zeitmanagement dürfe nicht allein dazu dienen, die Hetze im Leben besser zu organisieren, sondern solle dabei helfen, den eigenen Rhythmus, das eigene Tempo zu finden: "Zeitmanagement, wie ich es verstehe, ist immer ein Konzept ganzheitlicher Lebensführung, das es uns ermöglicht, selbstbestimmt zu leben und nicht nur gelebt zu werden."
Die Fähigkeiten, die Zeitmanagement vermittele, seien heute als Schlüsselqualifikationen im Beruf und Privatleben unverzichtbar, meint Prof. Seiwert. Personalverantwortliche sollten Mitarbeiter in dieser Hinsicht gezielt fördern.
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