Edutrends

"Wir müssen zu Lernprofis werden"

Zürich, März 2011 - Wie kommt Wissen in die Köpfe? Diese Frage beschäftigt heute nicht nur Pädagogen, sondern auch Personalverantwortliche. Denn nach dem Berufseinstieg ist mit dem Lernen keineswegs Schluss. "Wir sind alle zum lebenslangen Lernen verdammt, verdonnert oder eingeladen - je nach Betrachtung", konstatiert Albrecht Kresse. An der Fachmesse Swiss Professional Learning vom 5. bis 6. April 2011 in Zürich stellt der Bildungsexperte fünf aktuelle "Edutrends" vor.



In der modernen Wissensgesellschaft ist Lernfähigkeit ebenso ausschlaggebend für den unternehmerischen wie für den persönlichen Erfolg. "Wenn Lernen die Schlüsselkompetenz ist, müssen wir Lernprofis werden", folgert Albrecht Kresse. Wie das gelingt, erörtert der Keynote-Speaker am zweiten Messetag der Fachmesse für Personal- und Führungsentwicklung, Training und eLearning.

Derzeit sei "Seminartourismus" ohne definierte Lernziele immer noch an der Tagesordnung, kritisiert der Geschäftsführer der edutrainment company. Zwar gebe es längst geeignete Verfahren zur systematischen Erfassung von vorhandenen und benötigten Kompetenzen, doch bislang machten davon nur zehn Prozent der Unternehmen im Vorfeld ihrer Weiterbildungsprogramme Gebrauch. Kresse verweist zudem auf einen Identitätswechsel der Lernenden. Im Zeitalter des Web 2.0 können mündige Bildungsnetzbürger in Eigenregie Inhalte recherchieren, aufbereiten und diskutieren. Die Zukunft gehöre deshalb Unternehmen, die sich mit diesen Selbstlernern verbündeten und sie zu Mitproduzenten von Wissen machten.

Damit veränderten sich auch die Ansprüche an Präsenzveranstaltungen. Wo früher informiert wurde, müsse heute trainiert werden; wo heute trainiert werde, müsse künftig simuliert werden. In den Niederlanden sei der Beruf des Seminarschauspielers bereits fest etabliert - kein Personalentwickler käme dort auf die Idee, Rollenspiele mit überforderten Kollegen in Laienspielmanier durchzuführen. Auch der Einsatz neuer Medien werde zum Standard. Die Playstation-Generation sei in dieser Hinsicht bereits verwöhnt, warnt Kresse: Statt linearer Lernprogramme erwarte sie multifunktionale Lösungen in Highend-Technik oder höchst spezialisierte Nischenangebote.

Jeder Mitarbeiter lerne für sich und steigere zugleich die Wissensbilanz seines Arbeitgebers. Lernfähigkeit sei insofern zwar erwünscht, aber noch nicht hinreichend definiert. Schlaue Unternehmen sollten jetzt eigene Lösungen zur Vermittlung von Selbstlernkompetenzen entwickeln, rät der Experte. Mithilfe von Lerntypentests, Schulungen zu Lerntechniken und zum Umgang mit dem Internet als Wissenspool liessen sich individuelle Karriereziele mit den Unternehmenszielen synchronisieren.

Insgesamt sieht Kresse grossen Nachholbedarf in Sachen Lernen. Während in Asien Kinder mit Büchern zum Thema Mindmapping und Mnemotechniken aufwüchsen, sei hierzulande noch manche Führungskraft damit zu überraschen. Fachbesucher der Swiss Professional Learning sind davor gefeit: Wer mehr über die altgriechischen Mnemotechniken wissen möchte, kann anschliessend einen Crash-Kursus in dieser Lernmethode bei Gedächtnistrainer Gregor Staub absolvieren. An den Ständen der Aussteller erhalten Interessierte zudem direkten Einblick in die neue Welt des Lernens. Neben einem großen Angebot an eLearning-Programmen stehen Planspiele und Simulationen zum Testen bereit.