Games for Innovation: das Heldenprinzip
Berlin, Juli 2011 - (von Florian Conrad und Martin Steinicke) Innovationen braucht das Land. Doch wie innoviert man erfolgreich? Innovationsmodelle beschreiben häufig einen idealtypischen Prozess: Ideenfindung, Produktentwicklung, Markteinführung. Diese Fließbandmetapher ignoriert jedoch meist die essentielle Komponente Mensch. Keine Innovation ohne kreativen Kopf, keine Veränderung ohne Widerstand und Angst. Doch woran kann man sich bei der Bewältigung so komplexer Prozesse sonst orientieren?
Heldenmythen beschreiben archetypisch den Entwicklungsprozess eines Heros. Der Held oder die Heldin hört den Ruf zur Veränderung, macht sich entgegen aller inneren und äußeren Widerstände auf, die Welt zu verbessern, und kehrt nach großen Prüfungen mit neuem Wissen und diversen Schätzen gereift zurück. Diese Dramaturgie wurde von Mythenforscher Joseph Campbell als Monomythos bezeichnet. Sie lässt sich nicht nur kulturübergreifend in Mythen nachweisen, sondern ist auch dramaturgische Basis für unzählige Bücher, Filme und digitale Spiele.
Im Projekt "Innovationsdramaturgie nach dem Heldenprinzip", gefördert vom Bundesforschungsministerium und dem Europäischen Sozialfond, wird an der UdK Berlin und dem gameslab der HTW Berlin der Heldenmythos als Grundlage für ein neuartiges Modell des Innovationsmanagements genutzt. Dabei soll die Synthese von künstlerisch-ästhetischen Interventionen und digital-experimentellen Lernumgebungen vor allem in kleinen und mittleren Unternehmen kreative Potenziale wecken.
Um die Dramaturgie exemplarisch vorzustellen und erlebbar zu machen, setzt das HTW-Team auf digitale Spiele und spielerische Interaktionen, etwa im Motion-Capture-Studio. Das Game-based Learning, als eine Form des eLearnings, wird in der Arbeit mit Unternehmen und Führungskräften dreifach getestet: als Self-Study Modul, als Blended Game-based Learning und als Element von Face-to-Face Interventionen.
Überwiegend erfolgt die Wissensvermittlung in den Interventionen selbst, durch das Erlebbarmachen der Heldenprinzip-Stationen und darauf aufbauender Einzel- bzw. Gruppenreflexionen. Das Spielen und Analysieren kommerzieller Games kann darüber hinaus als Vor- oder Nachbereitung im Selbststudium genutzt werden. Als Blended Game-based Learning wird diese "Hausarbeit" zusätzlich in einer Storytelling-Runde reflektiert. Die Verknüpfung der Diskussion über die Dramaturgie mit dem oft schon auf der Meta-Ebene "abenteuerlichen" Erlebnis des Spielens, verstärkt so die Lernwirkung.
Aussagekräftige Passagen oder gar komplette kommerzielle Spiele erfordern jedoch viel Zeit. Daher wird hier der Fokus auf Übungen zu einzelnen Kompetenzen des Heldenprinzips gelegt. Besonders bieten sich physisch interaktive Spiele und Konzepte des Public Gamings an. Kurzweilige Inhalte verbunden mit expressiven, etwa bewegungsgesteuerten Eingabemöglichkeiten und großflächigen Ausgabemedien ermöglichen die Einbindung ganzer Gruppen.
Eine erste Interventions-Serie und Test-Workshops wurden bereits erfolgreich durchgeführt, weitere Lern-Szenarien und vertiefenden Praxistests folgen.
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