Online-Seminare: Berieseln lassen zählt nicht
Duisburg, Februar 2012 - (von Prem Lata Gupta) Regelmäßige Weiterbildung bedeutet, dass Mitarbeiter während dieser Zeit für das operative Geschäft nicht zur Verfügung stehen. Dies schlägt umso mehr zu Buche, wenn die Lerner zu Präsenzveranstaltungen reisen. Um Ausfallzeiten zu begrenzen, setzt die Duisburger Steuerberatungskanzlei Pudell & Partner bewusst auf eLearning. Bettina Ernst ist Partner, sie hat diese Methode initiiert. Ihrer Erfahrung nach profitiert jedoch nicht nur der Arbeitgeber, auch die 22 Mitarbeiter erleben sehr konkrete Vorteile.
Haben Sie sich von Präsenztrainings verabschiedet?
Bettina Ernst: Nein, das nicht. Aber ein Teil der Weiterbildung läuft bei uns seit fünf Jahren über Online-Seminare. Präsenzveranstaltungen bedeuten, dass sich unsere Mitarbeiter frühmorgens durch den Berufsverkehr kämpfen müssen, wenn sie in eine andere Großstadt fahren. Dort erleben Sie oft genug eine nervtötende Parkplatzsuche. Der Tag fängt also schon stressig an. Bei einem Online-Seminar dagegen brauchen sie nur mit einem Kaffee ins Besprechungszimmer kommen - und es geht los.
Wie oft passiert das denn?
Bettina Ernst: Es kommt darauf an. Aber durchschnittlich fallen durch Präsenz- und Online-Seminare etwa acht bis zehn Stunden monatlich an. Unsere Branche ist äußerst weiterbildungsintensiv. Durch ständige Gesetzesänderungen, neue Urteile und Verwaltungsanweisungen müssen wir uns immer auf dem Laufenden halten. Die aktuellsten Beispiele sind das BILMOG, das Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz, und die neuen Vorschriften zur e-Bilanz.
Das klingt nach viel "Muss", macht das denn auch Spaß?
Bettina Ernst: Die Teilnahme richtet sich nach dem Aufgabengebiet. Wer für Lohnbuchhaltung zuständig ist, braucht nicht beim Seminar zur eBilanz dabei sein. Aber grundsätzlich wollen wir hochqualifizierte Mitarbeiter: Je höher der Wissensstand ist, desto leichter fällt ihnen die Arbeit. Wer sich darin souverän fühlt, dem macht seine Aufgabe auch Freude. Grundsätzlich gilt übrigens, dass Weiterbildung bei uns Bestandteil der Arbeitszeit ist. Unsere Mitarbeiter brauchen also nicht ihren Feierabend oder sonstige Freizeit opfern.
Wie funktioniert das Online-Seminar?
Bettina Ernst: Entsprechende Unterlagen werden bereits vorher als PDF zum Download versandt. Beim Live-Vortrag sieht man dann den Experten auf dem linken kleineren Teil des Bildschirms. Rechts läuft die Präsentation oder ein Programm wird in Echtzeit erläutert. Wer einzeln an dem Seminar teilnimmt, trägt ein Headset und kann anzeigen, dass er eine Frage stellen möchte. Meistens jedoch nehmen mehrere Mitarbeiter teil und können sich über eine Chatfunktion an der Diskussion beteiligen.
Wie aber können Sie den Transfer herstellen und sicher sein, dass das Wissen tatsächlich ankommt?
Bettina Ernst: Meist bin ich selbst dabei. Und weil ich die Aktivitäten der Kanzlei und sehr viele Fälle in- und auswendig kenne, kann ich im anschließenden Gespräch den direkten Bezug zu unserer konkreten Arbeit herstellen. Das ist sehr wichtig. Ein Online-Seminar zu besuchen heißt nicht, sich berieseln zu lassen. Ich habe sogar das Gefühl, dass eLearning, wie es bei uns praktiziert wird, die Diskussion und den Austausch in Fachfragen fördert.
Sind Ihre Mitarbeiter ähnlich angetan wie Sie?
Bettina Ernst: Als wir angefangen haben, gab es manchmal kleine technische Störungen etwa beim Ton. Da wurde gewitzelt. Aber das ist längst vorbei. Die Seminare verlaufen reibungslos. Sie dauern nicht so lange wie ein Präsenzseminar und inhaltlich kommen die Dozenten besser auf den Punkt. Das Notwendige wird knapper dargestellt, dafür sehr deutlich. Das gefällt uns allen. Manchmal setze ich auch Wiederholungsseminare an. Da geschieht die Teilnahme auf freiwilliger Basis. Aber, und hier muss ich die Leistungsbereitschaft unserer Leute anerkennen, auch daran besteht reges Interesse.
Wie beurteilen Sie Ihre bisherigen eLearning-Erfahrungen?
Bettina Ernst: Eigentlich sind sie ausnahmslos positiv. Denn eLearning ist preiswerter, effizienter und macht oft mehr Spaß als eine Präsenzveranstaltung. Außerdem eignet sich eLearning nicht nur, um uns als Vorgesetzte und unsere Mitarbeiter zu schulen.
Wen sehen Sie noch als Zielgruppe?
Bettina Ernst: Unsere Mandanten. Auch sie lade ich zu Online-Seminaren ein, etwa um darzustellen, wie sie ihre Buchhaltungsunterlagen optimal für uns vorbereiten können. Das nutzt den Mandanten und uns, weil dadurch Zeit und Kosten gespart werden. Außerdem ist eLearning für Klienten eine äußerst zeitgemäße Form von Customer Relationship Management. Es fördert und intensiviert den Kontakt sowie eine optimale Zusammenarbeit.
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