Sind LMS vertikal bereits ausentwickelt?
Saarbrücken, März 2013 - CLIX, das LMS der IMC AG, war bereits in den Anfangsjahren des Unternehmens das "Flagschiff". CLIX 2012 ist die konsequente Weiterentwicklung und gilt als "mächtiges und bewährtes HR-Tool", das sowohl in Deutschland als auch international in Unternehmen und Universitäten von über 1.000 Kunden und mehr als drei Millionen Nutzern verwendet wird. IMC Vorstandsvorsitzender Dr. Wolfgang Kraemer beschreibt im CHECK.point eLearning-Interview den Entwicklungsweg, den das LMS nimmt.
Was hat CLIX in der vergangenen zwei Jahren "dazugelernt"?
Dr. Wolfgang Kraemer: Der bekannte US-Analyst Elliot Masie hat es auf den Punkt gebracht: "… many of our Learning Management Systems have recently had a 15 year anniversary. They have done major work in distributing and tracking learning activities across the enterprise. But, it is time to ask our LMS for more". Was zählt, ist die User Experience aus der Lernerperspektive - das Anwendererlebnis, die Designmöglichkeiten, die intuitive Bedienung und Interaktionsmöglichkeiten.
Dieser CLIX Entwicklungsstream "Smart Learning" wird als Open Innovation Prozess gemeinsam mit den Kunden der IMC umgesetzt. Einfachheit als Gestaltungsprinzip für das Learning Design der Anwender auf der einen Seite und hochkomplexe Lernszenarien mit ausgefeilten In- und Exclusion Regeln für die Zielgruppenbildung, Tracking-, Eskalations- und Reporting-Instrumenten andererseits, veranschaulichen die hohe Innovationsdynamik. Gerade die korrekte und detailliert dokumentierte Umsetzung von Compliance-Schulungen ist aus gesetzlichen Gründen sowie für die öffentliche Reputation der Unternehmen hochrelevant.
Bereits mehr als 50% der CLIX-Kundensysteme werden heute in der IMC Learning Cloud basierend auf Microsoft Windows Azure betrieben. Das Geschäftsmodell, Lernmanagementprozesse aus der Cloud - ohne Vorlaufzeit und Einführungsprojekt - anzubieten, setzt nicht nur die Bereitstellung einer globalen, flexiblen und skalierbaren Learning Infrastruktur voraus, sondern auch vorkonfigurierte, best practice Geschäftsprozesse, die die initialen Aufwände auf ein Minimum reduzieren. Neben den techniknahen Services wie Application Management sind 2nd level Supportservices aber auch zunehmend Managed Learning Services, in denen die IMC fachliche Aufgaben der Trainingsorganisation des Kunden als Business Partner übernimmt, ein wichtiger Erfolgsfaktor.
Das Leistungsversprechen der Gesamtlösung bestimmt immer mehr die Evaluationskriterien in der Anbieterauswahl. Entscheidend ist also die Kombination aus Produkt- und Serviceportfolio des Anbieters. Dazu zählt zum Beispiel die nachweisliche Kompetenz in der Organisations-, Prozess-, Implementierungs- und Change Management-Beratung bei der Realisierung von digitalen Bildungsstrategien. Ebenso relevant ist die Fähigkeit, alle gängigen Lernformate wie zum Beispiel Web based Training, interaktive Lern und Erklärvideos, mobiler eLearning Content im responsive Design, Serious Games etc. in time and budget zu entwickeln.
Globale Support Services, die TCO-Betrachtung der laufenden Betriebskosten und Anbieterkriterien wie Zuverlässigkeit, Innovationsgeschwindigkeit und Zukunftsfähigkeit sind mindestens genauso wichtig wie die Produktmerkmale. In reifen Märkten werden daher Auswahlentscheidungen für Lerntechnologien immer weniger nur auf der Basis von Features and Functions getroffen. Die Abbildung der funktionalen Mainstream Anforderungen wie Learning Analytics, Mobile und Social Learning, Talent Management aber auch eher technologische Basics wie Integrationsfähigkeit, Security, neue Geschäftsmodelle wie Software as a Service und Cloud Economics sind daher eine Grundvoraussetzung für den Markterfolg.
Wieso hat die IMC AG Learning- und Talentmanagement in zwei Produktlinien untergliedert?
Dr. Wolfgang Kraemer: Die funktionalen Beziehungen zwischen Learning und Talent Management können, müssen aber nicht zwingend als integrierter Prozess verstanden werden. Die Durchführung von Schulungsmaßnahmen im Learning Management führt auch zu einem Nachweis der erworbenen Kompetenzen. Damit kann z.B. die Frage beantwortet werden, wo und ob diese Kompetenzen im Unternehmen ausreichend vorhanden sind - mit Folgeaktivitäten für die Schulungsplanung oder das Recruiting, welche Kompetenzfelder zum Beispiel durch Fluktuation potentiell gefährdet sind und welche geeigneten Nachfolger im Unternehmen bereits vorhanden wären.
Alternativ können auch auf Basis von individuellen Performance Beurteilungen Talente identifiziert und der Anstoß für die gezielte Kompetenzentwicklung auf Basis von empfohlenen Schulungsmaßnahmen gegeben werden. Das Mitarbeiterprofil wird durch diese Talent Prozesse und Learning Management Ergebnisse - z.B. welcher Mitarbeiter hat wann, wie, welche Schulungsmaßnahme absolviert - signifikant erweitert. Die CLIX Talent Suite umfasst deshalb auch sämtliche Funktionen der CLIX Learning Suite.
Studien zeigen, dass in Softwaresystemen 85% aller Funktionen nie oder selten genutzt werden. Die CLIX Learning Suite adressiert deshalb Kunden, die ausschließlich an der Unterstützung ihrer Lernprozesse interessiert sind.
Für welche Zielgruppen sind diese Neuerungen am wichtigsten?
Dr. Wolfgang Kraemer: Die Annahme, dass Learning Management Systeme vertikal "ausentwickelt" sind, täuscht. Neue Lernarrangements wie zum Beispiel Massive Open Online Courses vervielfachen die Nutzerpopulation, da diese Kurse kostenfrei und ohne Zugangsbeschränkungen im Internet verfügbar sind (Open Learning).
Anforderungen durch neue Anwenderzielgruppen - jenseits der klassischen Aus-, Weiterbildungs- und Personalentwicklungsszenarien - halten die Entwicklungsdynamik auch weiterhin aufrecht. So sind Unternehmen nicht nur ihren eigenen Mitarbeitern verpflichtet, sondern zunehmend auch Geschäftspartnern, Lieferanten und Kunden. Lernlösungen werden zum integralen Bestandteil von umfassenden Produkt- und Servicekonzepten.
So wird zum Beispiel für die externe Vertriebsorganisation eines Premiummarkenanbieters eine umfassende Produktqualifizierungslösung bis hin zur Vermittlung von fachspezifischem Grundlagenwissen - nutzbar über die IMC Learning Cloud - als Teil des Service Level Agreement mit angeboten (Customer Learning). Ein anderes Beispiel zeigt die tiefe Integration des Learning Management in die Produktarchitektur des Kunden (Embedded Learning): So ist die Bedienung von Medizintechnik Hardware nur möglich, wenn die Durchführung von Online Lernmaterialen am Gerät selbst, erfolgreich abgeschlossen wurde.
Welcher der aktuellen Trends - Mobile, Social Media, Cloud etc. - hat die größten Auswirkungen auf zeitgemäße LMS-Gestaltung? Welcher stellt aus Ihrer Sicht die größte Herausforderung dar?
Dr. Wolfgang Kraemer: Die zunehmende Verbreitung von mobile Devices, häufig auch als Gerätezoo bezeichnet, gefördert durch IT-Trends in Unternehmen wie "bring your own device", erfordert die Unterstützung von multiplen Geräteformaten, aber auch deren heterogene Betriebssysteme wie zum Beispiel iOS, Android und Windows 8. Learning Management Systeme werden deshalb nicht mehr nur ein single User Interface ermöglichen, sondern im responsive Design agieren. Die LMS Back End Funktionen werden weiterhin auf die Browserformate am Desktop Arbeitsplatzrechner optimiert, während das Lerner Front End dem "Mobile First" Entwicklungsparadigma folgen wird.
Wie unterscheiden sich die kundenseitigen Anforderungsprofile für LMS an den deutschsprachigen und an internationalen Märkten?
Dr. Wolfgang Kraemer: Das "German Engineering" oder die "Liebe zum Detail" steht für ein tiefes Verständnis, wie Komplexität von Geschäftsprozessen in Unternehmen in Softwaresysteme umgesetzt werden kann. Dies erklärt sicher, warum Softwaresysteme aus Deutschland auch international erfolgreich sein können, obgleich dieser Vorteil der Komplexitätsbeherrschung auch wieder als Schwachpunkt aufgeführt werden könnte, denn komplex ist genau das Gegenteil von schicken und einfachen Oberflächen, bei denen Apple als der Benchmark gilt.
Gerade große Unternehmen investieren in global standardisierte Trainingsprozesse. Auf die Berücksichtigung von landesspezifischen Besonderheiten wird daher meist ganz bewusst verzichtet. Tatsächlich variieren diese länderspezifischen Anforderungen nur noch in einer Spannbreite von fünf bis zehn Prozent vom gesamten Funktionsangebot eines LMS. Dazu zählen zum Beispiel länderspezifische LMS-Reports, Datenschutzregeln und teilweise auch spezielle didaktische Konstrukte. Vor allem bei den Lerninhalten, den eLearning Contents, könnte die Diversifizierung nicht größer sein - hier sind den Geschmäckern und Designwünschen keine Grenzen gesetzt; das LMS bleibt davon unberührt und stellt den Nutzern unabhängig von Alter, Hautfarbe, Geschlecht oder Gesinnung den Zugang zur Lernwelt zur Verfügung.
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