Leadership und Talent-Management auf Türkisch
Köln, Juli 2013 - Die Türkei hat sich in den vergangenen Jahren wirtschaftlich stark entwickelt - bei einer etwa im Vergleich zu Deutschland hohen Geburtenrate. Dennoch sind Fachkräfte in immer mehr Berufen rar. Initiativen für Ausbildung, betriebliche Weiterbildung und Talent-Management sind gefragt. Das diesjährige Partnerland der Messe Zukunft Personal gibt vom 17. bis 19. September in Köln neue Impulse für die Personalarbeit. Zu den Highlights gehören die Vorträge von YiÄŸit OÄŸuz Duman, Präsident des größten türkischen Personaler-Verbandes PERYÖN, und Mustafa Baklan von der Baktat Group.
"Fast 50 Prozent der türkischen Bevölkerung sind unter 40 Jahre alt. Die Wirtschaft wächst schnell und die Nachfrage nach Talenten ist groß. Jeden Tag kommt eine neue Firma auf den Markt – und sucht qualifizierte Mitarbeiter", so beschreibt YiÄŸit OÄŸuz Duman, Human Resources Director der TAV Airports Holding Co., das konjunkturelle Klima in der Türkei. Die Betriebe in der Türkei hätten folglich auch mit einem Mangel an Fachkräften zu kämpfen. Es gebe zwar in jüngster Zeit vielversprechende Qualifizierungsinitiativen von Regierung und Privatwirtschaft. Doch das sei nicht genug. "Wir brauchen einen strategischen Bildungsplan für unser Land", fordert der Präsident des größten türkischen Verbandes für Personalmanager PERYÖN.
Liebe und Angst: altmodische Führungsprinzipien über Bord werfen
In seinem Keynote-Vortrag auf der Zukunft Personal (auf Englisch), mit dem Duman am Dienstag, 17. September, offiziell die Partnerlandsektion der Messe eröffnet, plädiert er für ein Umdenken im Talentmanagement und in der Unternehmensführung. In vielen türkischen Betrieben herrsche eine Führungskultur vor, die vor allem auf Liebe und Angst der Beschäftigten basiere. Das sei nicht mehr zeitgemäß. "Leute, die dich lieben oder Angst vor dir haben, arbeiten vielleicht sehr hart für dich, aber am nächsten Tag wechseln sie zu einem anderen Arbeitgeber, den sie ebenso sehr lieben oder fürchten", erklärt Duman. Um Mitarbeiter in einer Firma zu halten, müssten das Management und die Personalabteilung vor allem eine faire Infrastruktur schaffen.
Viele CEOs in der Türkei hätten zwar erkannt, dass die Beschäftigten ihr wichtigstes Kapital seien, handelten aber selten danach. Nicht nur in der Türkei, sondern in ganz Europa nutzten sie die Arbeitsleistung der Belegschaft, ohne die Mitarbeiterbindung zu forcieren. Zudem machten Personalmanager viele Fehler im Talent-Management – etwa bei der Art und Weise, wie sie Mitarbeiterpotenziale ermittelten. In seiner Eröffnungsrede zum Partnerland Türkei möchte Duman dazu Denkanstöße geben.
Turnkey Turkey: Personalarbeit gemeinsam voranbringen
Einen Überblick über den türkischen "Talentemarkt" gibt zudem Leyla Spencer, Managing Director von Kienbaum in der Türkei, in ihrem Vortrag "The War for Talent in the Turkish Market". Auf der Grundlage von demografischen Erhebungen zur Bevölkerung im Partnerland der Messe Zukunft Personal unterstreicht sie die Bedeutung von Mitarbeiterbindung und Arbeitgeberattraktivität. Vertreter von Unternehmen, die bereits in der Türkei aktiv sind oder künftig dort agieren möchten erfahren in diesem Beitrag, worauf türkische Fachkräfte am meisten Wert legen und wie Betriebe diese Erwartungen managen können – etwa in Hinblick auf Lohn und Gehalt.
Doch auch türkische Unternehmen, die in Deutschland ansässig sind, erhalten auf der Messe Zukunft Personal Anregungen, wie sie ihre Personalarbeit verbessern – insbesondere beim Networking mit Berufskollegen. Was der länderübergreifende Austausch bringt, ist etwa Thema der Podiumsdiskussion "Tur(n)key: 'Turnkey Turkey' – partnering to leverage assets!" unter der Moderation von Gerlinde Schönberg, Vorstandsvorsitzende des HR Global Network Germany. Als Nachfolgeorganisation von ASTD Global Network Germany bemüht sich das Netzwerk, Personal- und Organisationsentwickler aus Unternehmen, Beratung, Training, Wissenschaft und Forschung miteinander ins Gespräch zu bringen.
Den bilateralen Austausch der deutsch-türkischen Wirtschaft in punkto Fachkräftemangel hat Suat Bakır, Gründungsmitglied und Geschäftsführer Türkisch-Deutsche Industrie- und Handelskammer bei seinem Messebeitrag im Blick. Die TD-IHK pflegt Kontakte zu Organisationen und Entscheidern aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung und ist deshalb ein wichtiges Sprachrohr für Unternehmen, die in beiden Ländern aktiv sind. Mitgliedsunternehmen erhalten Unterstützung in Form von Basisinformationen zu steuerlichen oder rechtlichen Aspekten sowie bei der Kontaktaufnahme mit Netzwerken und Fachleuten.
Best Practice: Erfolgsrezepte türkischer Unternehmen in Deutschland
Ein Highlight des Partnerland-Programms sind die Vorträge türkischer Unternehmer in Deutschland: Mustafa Baklan, Vorstandsvorsitzender und Geschäftsführender Mitinhaber der BAKTAT Group sowie Vorstandsmitglied des Verbands türkischer Unternehmer und Industrieller in Europa e.V. (ATÄ°AD e. V.), macht sich vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels in Deutschland und in der Türkei für neue Instrumente der Mitarbeitergewinnung stark. Betriebe könnten etwa Berufseinsteiger nicht nur nach Noten beurteilen und Jugendlichen mit Migrationshintergrund eine Chance geben. Mustafa Baklan vergleicht in seinem Vortrag die Rahmenbedingungen des War for Talents in Deutschland und in der Türkei und berichtet von seiner Erfahrung als Unternehmer: 1986 eröffnete er mit seinem Bruder einen kleinen türkischen Laden. Heute ist die Marke Baktat ein internationaler Großhändler mit rund 1500 Mitarbeitern.
Mit Yildiray Cengiz, CEO der EKIP Group, die die Fullservice-Marketingagentur EKIP IntegraM GmbH und die Beratungsfirma EKIP Consulting umfasst, ist ein weiterer Erfolgsunternehmer Referent auf Europas größter Messe für Personalmanagement. Als ehemaliger und nunmehr stellvertretender Vorsitzender des Internationalen Unternehmerverbandes RuhrStadt (IntUV) sowie ehemaliger Vorsitzender des Integrationsrates Gelsenkirchen bringt er Erfahrungen von einem Standort ein, der seit Beginn der Industrialisierung von Zuwanderung und kultureller Vielfalt geprägt ist. In seinem Vortrag beschäftigt er sich mit dem unterschätzten Erfolgsfaktor der Bi-Kulturalität: Die Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit diesem Thema sei bereits ein wichtiger Schritt in den Unternehmen, um die schlummernden Potenziale der Deutsch-Türken und anderer Talente mit Migrationshintergrund zu heben.
Ein Beispiel aus der Praxis des Personalmanagements präsentiert Meredith Taghi, Global Head of HRD der DHL Express Global Head Office: In ihrem Vortrag „Developing Global HR Professionals” führt sie aus, wie Unternehmen ihre Talente im Ressort Human Resources strategisch fördern können – insbesondere am Standort Türkei.
Ausstellerbeiträge zum Partnerland Türkei
Auch die Aussteller der Messe Zukunft Personal haben sich auf das Partnerland Türkei eingestellt. So demonstriert Ali Wichmann, Geschäftsführer von Scharlatan – Theater für Veränderung, gemeinsam mit seinem künstlerischen Leiter Michael Bandt und einem türkischen Schauspieler, wie ein positiver Umgang mit kultureller Vielfalt aussehen kann. Was erfolgreiches Executive Coaching von Expatriates und Managern in der Türkei ausmacht, skizziert Dr. Hüseyin Özdemir, Geschäftsführer der oezpa Management Beratung. Bei der weiteren Ausgestaltung der Partnerland-Aktivitäten unterstützt der Bund Türkisch Europäischer Unternehmer (BTEU) den Veranstalter spring Messe Management.
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