"MOOCs sind mehr als eine Abfolge von Videosequenzen"
Zürich, April 2014 - Wer an einem Online-Kurs teilnimmt, braucht viel Selbstdisziplin und Motivation, um am Lernstoff dranzubleiben. Welche Rolle positives Feedback von Lehrenden und anderen Lernern spielt und welche andere emotionalen Aspekte dabei wichtig sind, beleuchtet der Keynote-Vortrag von Andrea Lißner, wissenschaftliche Mitarbeiterin und MOOC-Veranstalterin an der Technischen Universität Dresden, an der Swiss eLearning Conference in Zürich. An dem Kongress beschäftigen sich die Teilnehmenden am 8. und 9. April mit Emotionen als Schlüsselfaktoren beim Lernen.
"Emotionen und Enthusiasmus spielen eine besonders zentrale Rolle für die didaktische Gestaltung von elektronischen Lernszenarien", erklärt Andrea Lißner, Mitveranstalterin eines Online-Kurses und wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Technischen Universität Dresden. Beim computergestützten Lernen seien persönliche Einstellung, Selbstmotivation und Disziplin noch entscheidendere Faktoren für den Lernerfolg als in Präsenzszenarien. Bezugspersonen, regelmässige Treffen sowie non-verbale Kommunikation mit Lehrenden und Lernenden fehlten im eLearning oder fänden in deutlich geringerem Masse statt. "Ob jemand ein eLearning-Modul oder einen MOOC bis zum Schluss durchhält, hängt deswegen vielfach von den Gefühlen, den motivationalen Einflüssen und auch den Erfolgserlebnissen in der elektronischen Lernumgebung ab. Diese so zu gestalten, dass positive Emotionen und damit intrinsische Motivation erzeugt und aufrechterhalten werden kann, ist zentrale Herausforderung für Konzeption und Gestaltung digital vernetzter Lernprozesse."
Misserfolg führt zu Abbruch
Ein einziges Misserfolgserlebnis, wie zum Beispiel technische Hürden, könne bereits dazu führen, dass Teilnehmende ihre Motivation verlieren, die Online-Lernumgebung verlassen und die Massnahme abbrechen, berichtet Lißner von ihren Erfahrungen beim SOOC13, einem Online-Kurs der TU Dresden zum Thema "Lernen 2.0". Auf der anderen Seite lösten Belohnungssysteme wie Badges, Punkte oder lobendes Feedback positive Gefühle bei den Lernenden aus und erhöhten ihre Eigenmotivation.
Auf die Individualität der Lernenden eingehen
Zwar seien nicht alle gruppendynamischen emotionalen Prozesse steuerbar. Dadurch, dass alle Kommunikationsprozesse transparent sind, könnten Verantwortliche jedoch moderierend eingreifen und die Emotionen bewusst in die "richtige" Richtung lenken. "Dafür benötigen Lehrende sehr viel Feingefühl und Empathiefähigkeit", betont Lißner. "Wichtig ist, die Lernenden in gewisser Weise kennenzulernen, ihre Perspektiven zu verstehen und ihre Situation einschätzen zu lernen." Angesichts der hohen Teilnehmerzahl von MOOCs keine leichte Aufgabe. Dennoch sollten Online-Moderatoren den Lernenden zeigen, dass sie bereit seien, auf Individualität einzugehen, und dass ihnen das Wohlbefinden der Teilnehmenden am Herzen liege, so Lißner.
Soziale, Selbst- und Methodenkompetenzen entwickeln
In ihrem Vortrag an der Swiss eLearning Conference wolle sie zeigen, dass MOOCs mehr sein können als die Abfolge von Videosequenzen und Tests. "Konnektivistische MOOCs wie der SOOC13 und der SOOC1314 zielen weit über die Vermittlung von Fachkompetenzen hinaus. Ihr Schwerpunkt liegt vielmehr auf der Entwicklung von Sozial-, Selbst- und Methodenkompetenz und damit stehen natürlich auch die Emotionen der einzelnen Teilnehmer im Vordergrund."
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