Stürmische Zeiten für Non-Compliance
Frankfurt a.M., Mai 2014 - Die Bemühungen der Unternehmen um stärkere Compliance und Präventionsprogramme zahlen sich aus. Während 2009 noch 61 Prozent der Unternehmen von mindestens einem Schadensfall im Untersuchungszeitraum berichteten, ist diese Zahl in unserer aktuellen Befragung auf 45 Prozent zurückgegangen. Zugleich ist die Zahl der Compliance-Programme deutlich gestiegen: Mittlerweile setzen drei Viertel der befragten Unternehmen auf systematische Kontrollen und Kriminalitätsprävention - im Gegensatz zu 52 Prozent in der Studie von 2011 und 44 Prozent in 2009.
Das sind zentrale Ergebnisse der Studie "Wirtschaftskriminalität und Unternehmenskultur 2013", die PwC in Zusammenarbeit mit der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg veröffentlicht hat. Werden neben den nachgewiesenen Delikten auch die konkreten Verdachtsfälle der vergangenen zwei Jahre berücksichtigt, ergibt sich ausgehend von den Ergebnissen der Studie aus 2011 ein Rückgang der Kriminalitätsbelastung von 73 Prozent auf aktuell 53 Prozent.
Deliktarten: Vermögensdelikte dominieren
Bezogen auf die in den vergangenen zwei Jahre entdeckten kriminellen Handlungen entfallen 34 Prozent auf Vermögensdelikte wie Betrug, Unterschlagung oder Diebstahl, 10 Prozent der Delikte sind Verstöße gegen Patent- und Markenrechte und jeweils 6 Prozent der Delikte sind Korruptions- und Kartellfälle, wobei das "Dunkelfeld" der nicht entdeckten Straftaten gerade im Bereich von Korruption und Kartellabsprachen relativ groß sein dürfte. So ist immerhin jedes vierte Unternehmen der Ansicht, in den vergangenen zwei Jahren mindestens einen Auftrag auf Grund von Korruption durch Wettbewerber verloren zu haben.
20 Millionen Euro durchschnittlicher Schaden durch Wettbewerbskriminalität
Unsere Analysen der Schadensentwicklung zeigen, dass die Unternehmen zunehmend durch Wettbewerbsdelikte geschädigt werden. Produktfälschungen und Verstöße gegen Patent- und Markenrechte, Diebstahl vertraulicher Kunden- und Unternehmensdaten, wettbewerbswidrige Absprachen und Wirtschafts- und Industriespionage machen zwar zusammen genommen nur etwa ein Drittel der gesamten Wirtschaftskriminalität aus, aber sie verursachen mit durchschnittlich 20,1 Millionen Euro je betroffenes Unternehmen die mit Abstand höchsten finanziellen Schäden. Kartellrechtsverstöße führen zu einer gravierenden zeitlichen Belastung des Managements und zu erheblichen finanziellen und zeitlichen Aufwendungen für die rechtliche Bearbeitung. Korruption und Kartellrechtsverstöße verursachen bei den betroffenen Unternehmen die größten indirekten Schäden in puncto Reputation und Geschäftsbeziehungen.
NSA-Affäre sensibilisiert für Wirtschafts- und Industriespionage
Die sogenannte NSA-Affäre hat in den Unternehmen ihre Spuren hinterlassen. Wie eine Zusatzbefragung von 250 Unternehmen im September 2013 ergab, schätzt jeder vierte Betrieb das Risiko von Wirtschafts- und Industriespionage aktuell höher ein als vor den Enthüllungen von Edward Snowden. Jedes dritte Unternehmen will die Sicherheit seiner IT- und Kommunikationssysteme überprüfen. 15 Prozent erwägen sogar eine Umstellung auf europäische IT-Dienstleister, um ihre Daten vor dem Zugriff US-amerikanischer und britischer Geheimdienste zu schützen.
Vor der Überwachungs- und Spionageaffäre stuften nur 6 % der Unternehmen das Risiko, bei der Nutzung der neuen Cloud-Technologie durch Betrug und Missbrauch geschädigt zu werden, als sehr hoch ein. In unserer Zusatzbefragung im September 2013 waren es schon 22 % der Unternehmen; insgesamt ging sogar jedes zweite Unternehmen (54 %) von einem hohen oder sehr hohen Risiko aus.
Viele Unternehmen hat die Überwachungs- und Spionageaffäre dazu angeregt, eine Verschlüsselung des eMail-Verkehrs und der Mobilfunkkommunikation zumindest zu prüfen. Jedes dritte Unternehmen (38 %) erwägt die Einführung bzw. Erweiterung von Verschlüsselungstechnologien beim eMail-Verkehr und jedes vierte (25 %) die Verschlüsselung der Mobilfunkkommunikation.
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