Finanzstruktur verändert sich
Köln, Mai 2005 - Nach einer aktuellen Untersuchung des Kölner Forschungsinstituts für Bildungs- und Sozialökonomie (FiBS) hat sich die Finanzierungsstruktur öffentlich finanzierter Weiterbildungseinrichtungen wie insbesondere der Volkshochschulen in den vergangenen zehn Jahren erheblich verändert. Dabei zeigt die Studie, die im Auftrag des Deutschen Instituts für Erwachsenenbildung (DIE) durchgeführt wurde auch, dass die viel diskutierte Ökonomisierung in der Weiterbildung ausgeblieben ist.
Deutlich reduziert hat sich bei den Volkshochschulen seit Anfang der 90er Jahre insbesondere der Anteil an öffentlicher Grundfinanzierung von rund 51 auf 42 Prozent. Diese Reduktion fällt allerdings vollständig in den Zeitraum bis zum Jahr 2000; danach ist der öffentliche Anteil sogar wieder leicht angestiegen. Allerdings kann dieser verringerte Anteil nicht mit tatsächlich sinkenden Beträgen gleichgesetzt werden. Kompensiert wird der geringere Anteil vor allem durch zunehmende Teilnehmerbeiträge.
Angesichts sinkender öffentlicher Mittel stellt sich allerdings die Frage, wie nachhaltig die derzeitige Finanzierungsstruktur der Volkshochschulen auf die mittlere Sicht ist. "Viele Projekte werden auslaufen, und nur begrenzt ist Ersatz in Sicht. Hier sind die Volkshochschulen gefordert, sich frühzeitig auf veränderte Rahmenbedingungen einzustellen," so Dr. Dieter Dohmen, Leiter des FiBS. "Wer zulange wartet, riskiert die Zukunft seiner Einrichtung."
Die erheblichen Einsparungen bei der Förderung der beruflichen Weiterbildung wirkten sich zumindest bis Ende 2003 bei den Volkshochschulen noch nicht in dem erwarteten Umfang aus, was auch auf die diversifizierte Programmstruktur zurückzuführen ist. Dramatische Veränderungen zeigen sich jedoch, wenn man die Förderung der beruflichen Weiterbildung insgesamt betrachtet.
Die Einsparungen sind auf die Kombination von verringertem Finanzvolumen, erhöhten Anforderungen für förderfähige Kurse und die Einführung des Weiterbildungsgutscheins zurückzuführen - jedoch nicht auf den Gutschein alleine. Letzterer dürfte aber in vielen Regionen die Entwicklung verschärft haben, weil die Geförderten alleine gelassen wurden und viele Kurse aufgrund zu geringer Nachfrage und unzureichender Koordination und Kooperation nicht zustande gekommen sind.
"Diese Entwicklung ist umso problematischer, als sich deutliche Tendenzen für eine 'prozyklische Entwicklung' zeigen," meint Bildungsökonom Dohmen. "Dies bedeutet, dass die Rückgänge im Fördervolumen umso stärker sind, je schwächer die wirtschaftliche Situation einer Region ist. Dies gilt insbesondere für Ost- und teilweise auch Norddeutschland. Wie Entwicklungen auch bei anderen Gutscheinmodellen, beispielsweise der Hamburger Kita-Card, verdeutlichen, reicht es nicht aus, Gutscheine irgendwie einzuführen. Viel wichtiger ist die konkrete Ausgestaltung und Umsetzung. Und hier kann man bezogen auf den Weiterbildungsgutschein eigentlich nur von Dilettantismus sprechen! Es soll dabei allerdings nicht verkannt werden, dass ein geringeres Budget und höhere Anforderungen den zentralen Grundstein für die Entwicklung gelegt haben."
Eine andere wichtige Konsequenz der neuen Förderstrukturen ist, dass immer mehr Menschen keine Qualifizierung mehr erhalten, sondern allein gelassen werden. "Will man dies verhindern," sagt Dr. Dieter Dohmen, "so erfordert dies eine vollständige Neuorientierung in der Weiterbildungsfinanzierung, die stärker die Benachteiligten ins Blickfeld nimmt. Ansonsten werden wir einen wachsenden Anteil an Menschen haben, die faktisch auf Dauer vom Arbeitsmarkt und von gesellschaftlicher Teilhabe ausgeschlossen sind, Wollen wir dies wirklich?"
Die Studie als FiBS-Forum Nr. 26 auf der institutseigenen Homepage zum Herunterladen zur Verfügung und kann auch über die DIE-Homepage eingesehen werden.
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