Smart Learning Solutions für die Industrie 4.0
Berlin, März 2015 - (von Thomas Flum, Geschäftsführer, Equeo GmbH) Industrie 4.0 - die "vierte industrielle Revolution" - ist inzwischen ein nahezu allgegenwärtiges Thema. Auf den ersten Blick scheint sich alles um Maschinen und Technologie zu drehen: Automatisierung der Produktion, das "Internet der Dinge". Tatsächlich geht es aber um mehr: Von zentraler Bedeutung ist der Mensch - als Kunde, dessen Wünsche möglichst genau und individuell erfüllt werden sollen und als Mitarbeiter, als "interner Kunde", dessen Bedürfnisse und Fähigkeiten besser berücksichtigt werden müssen.
Chancen zur humanorientierten Gestaltung der Arbeitsorganisation werden genauso gesehen wie die Möglichkeit, ältere Arbeitnehmer besser einzubeziehen, wie auch Teilzeitmodelle und Arbeit im Home Office (Stichwort Work-Life-Balance). Vornehmlich sollen Arbeitnehmer von Routineaufgaben entlastet werden – die dann tatsächlich von Maschinen ausgeführt würden – und statt dessen eher prozessübergreifende Funktionen einnehmen. Industrie 4.0 liegt ein radikaler Paradigmenwechsel von zentraler zu dezentraler Steuerung der Produktion zugrunde. Dieser bringt eine wesentlich höhere Verantwortung der Mitarbeiter mit sich und bedarf eines umfassenden Verständnisses für Prozesse und Abläufe. Damit steigen auch die Anforderungen: Arbeitsabläufe und Zusammenarbeit müssen in zunehmendem Maße selbst organisiert werden.
Jenseits eines befürchteten Fachkräftemangels stellt dies im Besonderen eine Herausforderung an die betriebliche Weiterbildung dar. Lebenslanges Lernen ist hier ein wichtiger Punkt: so wie sich Gegebenheiten und Anforderungen im ständigen Wandel befinden, hören Mitarbeiter in der Industrie 4.0 nie auf zu lernen – jeder Mitarbeiter ist ein "Lernender", nicht etwa nur die Auszubildenden. Auch Prof. Dr. Henning Kagermann (Präsident von Acatech, der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften) spricht in diesem Zusammenhang von einer "Renaissance des eLearning" unter der Bedingung, dass "Lerninhalte individuell und situationsspezifisch vermittelt" werden. Dieses "neue" eLearning bezeichnen wir als Smart Learning.
Vier Merkmale beschreiben das "Neue" der Smart Learning Solutions:
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Kleine modulare Lerneinheiten: beinhalten aktuell relevante Informationen, in Umfang und Komplexitätsgrad an den Bedarf in der konkreten Situation und an Vorwissen und Verhalten des Nutzers angepasst – Beispiel: kurze Videos, in denen jeweils genau eine Frage beantwortet wird, durch einen Experten oder eine erklärende Animation. Diese können dann unabhängig von Ort und Zeit abgerufen werden – auf dem bevorzugten Endgerät des Lernenden. Das kann ein Smartphone oder ein Tablet, aber in Zukunft auch die Maschine selbst sein. Werkzeuge werden durch das Internet der Dinge zu "Lernzeugen" – kombinierten Arbeits- und Lerngeräten.
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Austausch: Lernende vertiefen Inhalte gemeinsam, unterstützen einander gegenseitig in der Lösungsfindung – Beispiel: Inhalte werden nicht mehr (nur) in einem zentralen System bereitstellt, sondern auf eine konkrete Frage hin (im unternehmensinternen sozialen Netzwerk) werden betriebliche Experten vorgeschlagen, so dass alle voneinander lernen. Der Wissensaustausch wird auf diese Weise erleichtert und gefördert, Menschen werden mit Menschen verbunden, nicht mit einem System.
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Analytics: das individuelle Lernverhalten wird ausgewertet, um Lerninhalte intelligent zusammenstellen und produzieren zu können – Beispiel: Mitarbeiter unterscheiden sich darin, wie viel Unterstützung sie brauchen, um sich eigenverantwortlich fortzubilden. Aber auch die Lerninhalte selbst werden einer qualitativen Überprüfung unterzogen, indem Lernende diese bewerten oder Analysen zeigen, ob ein Inhalt eventuell nicht optimal aufbereitet wurde.
- Adaptivität: Inhalte werden situationsbezogen an Vorkenntnisse, Lernverhalten und Nutzungsgewohnheiten des Lernenden angepasst – Beispiel: ein Mitarbeiter in einer Fabrik bearbeitet eine Lerneinheit zum Umgang mit einer Maschine. Damit die Lerneinheit genau der Situation angepasst werden kann, wird der Zustand der Maschine unter Berücksichtigung der Vorkenntnisse des Mitarbeiters auf dessen Smartphone übertragen, das sich zuvor mit der Maschine verbindet. So ist die Lerneinheit praxisnah in den Arbeitsalltag integriert.
Durch Smart Learning wird lernen zum Teil des Arbeitsalltags. Neben grundsätzlichen Weiterbildungsangeboten (die es auch weiterhin geben wird) werden Mitarbeiter direkt am Arbeitsplatz aus- und weitergebildet. Unterstützen wird dies eine neue Generation von eLearning, das situations- und anwenderorientierte Lerninhalte zur Verfügung stellt. Weiterhin entstehen Möglichkeiten des erleichterten Wissensaustausches sowie neuer Lehrformen, gefördert durch einfache Bedienung und Nutzerfreundlichkeit .
Der Erfolg von Industrie 4.0 hängt keineswegs nur von der Einführung neuer Technologien ab. Besonders die Bedürfnisse und Vorbehalte der Mitarbeiter sind zu berücksichtigen, um der Befürchtung, dass sie bald von Maschinen ersetzt würden, entgegenzuwirken und stattdessen die Chancen des Wandels erfolgreich zu nutzen – und die Mitarbeiter in diesen Prozess einzubeziehen. Ohne diesen Schritt wird Industrie 4.0 scheitern!
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