Transportindustrie

Digitales Lernen auf dem Wasser, zu Lande und in der Luft

Saarbrücken, März 2016 - Täglich werden weltweit Güter und Personen auf unterschiedlichen Wegen von A nach B befördert. So wurden 2015 beispielsweise 361 Millionen Tonnen Güter alleine auf dem deutschen Schienennetz transportiert und fast 200 Millionen Fluggäste starteten und landeten auf deutschen Flughäfen. Um diese Güter und Personen sicher an ihr Ziel zu bringen, werden gut ausgebildete Mitarbeiter in unterschiedlichen Funktionen benötigt. Die Branche birgt jedoch spezielle Anforderungen an die Aus- und Weiterbildung, die zwischen den verschiedenen Sparten, von der Schiffsfahrt über den Straßen- und Schienenverkehr hin zur Luftfahrt, variieren.

 

Während beispielsweise der Güterverkehr auf der Straße sehr hohen Regularien und Anforderungen unterliegt, ist das Zulassungswesen in der Seefahrt privatisiert, das heißt die Unternehmen setzen sich ihre Standards zum großen Teil selbst. Dabei gelten in verschiedenen Ländern unterschiedliche Regeln und auch Wertvorstellungen.
 
Unabhängig von diesen Unterschieden zwischen den einzelnen Sparten ist der Schaden, der durch nicht ausreichend qualifizierte Mitarbeiter entstehen kann, in der gesamten Transportindustrie immens. Dies zeigen nicht zuletzt die Schlagzeilen über Verkehrsunfälle und Schiffsunglücke, die zu erheblichen Reputationsverlusten bei den verantwortlichen Gesellschaften führen. So trug das Transrapid-Unglück, das sich 2006 in Lathen ereignete und bei dem menschliches Versagen und ein lückenhaftes Sicherheitskonzept als Unfallursachen festgestellt wurde, wohl zum Ende des Transrapid in Deutschland bei.
Umso wichtiger sind flexible und oftmals sehr spezielle Weiterbildungsmodelle, welche dazu beitragen die Herausforderungen, die sich auf dem Wasser, der Schiene, der Straße und in der Luft ergeben, erfolgreich zu meistern.
 
Herausforderungen und Lösungen auf dem Wasser
 
Kreuzfahrten stehen nach wie vor hoch im Kurs. Immer mehr Menschen träumen vom Urlaub auf hoher See. 2016 nehmen gleich 26 neue Kreuzfahrtschiffe ihre Fahrt auf den Weltmeeren auf. Alleine zum Betrieb dieser Schiffsneubauten benötigten die Reedereien mehr als 25.000 neue Crew-Mitglieder. Aber auch zahlreiche Frachtschiffe durchqueren tagtäglich die Ozeane. Um Urlaubern ein unvergessliches Reiseerlebnis zu bieten und Frachten sicher zu transportieren, ist eine gut ausgebildete und aufeinander eingespielte Mannschaft unentbehrlich.

Mit qualifizierten Mitarbeitern lassen sich die Risiken für Schiffsunglücke, einhergehende Reputationsverluste, Personenschäden und Umweltschäden vermindern. Gleichzeitig ist der Kostendruck unter den Reedereien jedoch besonders hoch, um im globalen Wettbewerb mithalten zu können. Daher ist eLearning prädestiniert, um schnell und kostengünstig große Mitarbeiterzahlen schulen.
 
Von Küchenhilfen, Animateuren und einfachen Deckarbeitern hin zu Schiffsmechanikern, Schiffsarzt und dem Kapitän – die Zielgruppe für die angebotenen und erforderlichen Trainings ist ausgesprochen heterogen. Dies muss in der Weiterbildungsstrategie berücksichtigt werden und es müssen zum einen Inhalte entwickelt werden, die speziell auf ungelernte Crewmitglieder zugeschnitten sind, zum anderen bedarf es Inhalte für hochqualifizierte Fachkräfte.
 
Gleichzeitig muss ein homogener Wissensstand über allgemeingültige Verhaltensweisen gewährleistet werden. Immer noch kommt es aufgrund fehlender internationaler Standards dazu, dass Grundlagen-Schulungsprogramme nicht durchgängig konzipiert sind und somit zu unterschiedlichen Kenntnissen bei Besatzung und Offizieren führen.
 
Hinzu kommt noch, dass auf hoher See unterschiedliche Nationalitäten auf engsten Raum zusammen arbeiten und leben. Angesichts des steigenden Kostendrucks setzen viele Schiffseigner auf Besatzungsmitglieder aus Schwellenländern, da deren Lohnanforderungen geringer sind5. Dies erfordert zum einen Sprachtrainings, um folgenschwere Kommunikations-Missverständnisse im Tagesgeschäft zu vermeiden. Zum anderen erfordert dies aber auch interkulturelle Verhaltenstrainings. In einem Learning Management System lassen sich Trainings in unterschiedlichen Sprachen für heterogene Zielgruppen zentral managen und Lernfortschritte überwachen.
 
Besonders zu berücksichtigen ist, dass auf hoher See das Internet nicht jederzeit und überall verfügbar ist. Dies kann beispielsweise dann der Fall sein, wenn militärische Sperrgebiete durchquert werden müssen. Zudem ist es bei Kreuzfahrtschiffen durchaus üblich, dass Crewmitglieder häufig das Schiff wechseln, so dass Lernfortschritte auch über die Schiffe hinweg verfügbar sein müssen. Dank eines LMS, das sowohl online als auch offline funktioniert, und der regelmäßigen Replikation der Lerninhalte von einem zentralen Server auf die Schiffs- und Internetserver, sind Trainings jederzeit und überall verfügbar.
Herausforderungen und Lösungen auf der Schiene
 
Die Anforderung an das Fachwissen und die Entscheidungskompetenz der Mitarbeiter im Eisenbahnwesen ist sehr hoch. Im Schienenverkehr ergibt sich dabei vor allem die Herausforderung, dass viele Lerner, u.a. das gesamte Zugpersonal, stets unterwegs sind und keinen festen Computer-Arbeitsplatz haben. Dies macht die Forderung nach mobilen Lösungen unabdingbar. Lerninhalte in Form modular aufbereiteter Trainingshäppchen lassen sich über ein Tablet aufrufen und ermöglichen Lernen "on the way". Jedes Modul sollte nicht länger als fünf bis 15 Minuten sein und auf leicht verständlich aufbereitete Inhalte setzten.
 
Derartige Learning Nuggets lassen sich nicht nur schnell und kostengünstig für große Gruppen von Lernern produzieren, sondern bieten darüber hinaus die notwendige Flexibilität beim selbstgesteuerten Lernen und Wiederholen. Wartet ein Lokführer beispielsweise auf die Abfahrtserlaubnis, so kann er diese Leerphase dazu nutzen, um mit seinem Tablet das neue Training seines Arbeitgebers zu Compliance-Standards zu absolvieren.
 
Eine Plattform, die von überall aus und jederzeit Zugang zu den Lerneinheiten bietet und alle Daten an einem Ort zusammenführt, ermöglicht sie die Verfolgung des Compliance-Status der Mitarbeiter und hilft dabei, die Planung, Verwaltung und Steuerung der unterschiedlichen Trainings unternehmensweit zu koordinieren. Auf einen Blick lässt sich beispielsweise überprüfen, ob alle Lerner die Trainings zu Sicherheits-, Behörden- und Gesetzesanforderungen absolviert und auch bestanden haben.
 
Herausforderungen und Lösungen auf der Straße
 
Fast 3.500 Menschen starben im Jahr 2015 auf Deutschlands Straßen. Derartige Nachrichten schockieren und es wird immer wieder öffentlich diskutiert, wie sich die Ursachen, die hinter solchen Meldungen stecken, beheben lassen. Verkehrssicherheit ist dementsprechend zentraler Bestandteil der Aus- und Weiterbildung aller Berufe im Straßenverkehr. Aber auch Themen wie beispielsweise ein bewusster Fahrstil zur Minimierung des Kraftstoffverbrauchs gewinnen an Bedeutung.
 
LKW- und Busfahrer sind seit 2009 EU-weit verpflichtet, alle fünf Jahre einen Nachweis über eine berufsbegleitende Berufskraftfahrer-Weiterbildung (BKF) zu erbringen. Inhalte der Trainings, welche zur Erbringung des Nachweises belegt werden müssen, sind zum Beispiel wirtschaftlich Fahren, Fahrsicherheit, Gefahrenlehre und Sicherheitstechnik sowie Ladung sichern. Zur Vermittlung dieser sich regelmäßig wiederholenden Schulungsschwerpunkte bieten sich besonders gut standardisierte eLearning Module an.
 
Jedoch muss beim Einsatz digitaler Trainings bedacht werden, dass man es gerade bei Transportunternehmen, die ihr Kerngeschäft im Straßenverkehr haben, häufig mit einer Zielgruppe zu tun hat, die nicht oder nur sehr wenig mit eLearning vertraut ist. Zudem findet sich hier häufig ein hoher Ausländeranteil unter den Beschäftigten, woraus sich Sprachbarrieren ergeben. Hier sind eine selbsterklärende Benutzeroberfläche und ein ansprechendes Design der Trainings besonders wichtig. Die Lerner muss noch mehr als sonst motiviert werden, sich mit den Inhalten auseinanderzusetzen. Dazu bieten sich vor allem Videotrainings an.
 
In arbeitsplatznahen Szenarien lassen sich Prozesse, wie das sichere Be- und Entladen eines LKWs, Schritt für Schritt und in Bildern erklären. Je realistischer die gewählten Szenarien, desto höher ist die Identifikation mit den gezeigten Inhalten. Zudem sollte man sich bewusst für die Verwendung von Alltagssprache entscheiden und auf komplexe Fachterminologie verzichten. Da LKW-Fahrer ebenso wie Zugbegleiter stets unterwegs sind, bietet sich auch hier ergänzend eine mobile Lösung an. Über eine Learning App kann auf die entsprechenden Inhalte zugegriffen werden, auch ohne Internetverbindung. Somit lassen sich Pausenzeiten auf Autobahnraststätten für kurze Weiterbildungseinheiten nutzen.
 
Herausforderungen und Lösungen in der Luft
 
In der Luft ergeben sich zunächst ähnliche Herausforderungen wie die bereits erläuterten. So stellt sich, wie im Schienen- und Straßenverkehr auch, die Forderung nach mobilen Lösungen. Gerade auf Langstreckenflügen lassen sich Leerlaufphasen mit kurzen Trainingshäppchen via Tablet überbrücken.
 
Hinzu kommt, dass insbesondre die Luftfahrtbranche durch sehr hohe Sicherheitsanforderungen geprägt ist. Immer noch lautet bei dem Großteil aller Flugunfälle der offizielle Befund "Menschliches Versagen". Dies zeigt wie wichtig eine Ausbildung von Piloten und Flugbegleitern nach höchsten Qualitätsstandards ist. Dabei ergibt sich die besondere Herausforderung einer besonders hohen Volatilität der Ausbildung. Stetig müssen neue Lerninhalte vermittelt werden, etwa wenn neue Flugzeugtypen in Dienst gestellt werden, verschärftere Sicherheitsregularien in Kraft treten oder wenn sich die Anforderungen an den Umgang mit anspruchsvollen Passagieren ändern.
 
Ein LMS in der Cloud ermöglicht es, flexibel und in Echtzeit auf Veränderungen zu reagieren. Besonders dann, wenn es um sicherheitsrelevante Lerninhalte geht, ist es wichtig, Änderungen der Regularien sofort zu schulen, umzusetzen und in Compliance-Reports auch zu dokumentieren, dass die Mitarbeiter über die Änderungen informiert wurden.
 
Mit Hilfe von Simulationen lassen sich zudem Gefahrensituationen trainieren, wie sie in einem normalen Training nicht möglich wären. Moderne Flugsimulatoren bilden reale Situationen ab und können jede mögliche Fluglage wirklichkeitsgetreu darstellen – Bewegung und Akustik entsprechen exakt einem Echt-Flug. So müssen beispielsweise ohne Risiko auch die schwierigsten An- und Abflugprozeduren geübt werden, bevor ein Pilot zum ersten Mal einen Flughafen anfliegt7. Auch Soft-Skills, wie die Kommunikation und Zusammenarbeit im Cockpit zwischen Pilot und Copilot, lassen sich mit Hilfe von Simulationen trainieren.