"Ideenbörse für Hochschulmodernisierung"
Hamburg, Juli 2005 - Als Ideenbörse für die Hochschule von morgen präsentiert die Campus Innovation neue Konzepte, Strategien und beispielhafte Praxis-Lösungen für internetbasiertes Studieren, IT- und Campus-Management. CHECKpoint eLearning sprach mit Initiator Dr. Ulrich Schmid über drängende Themen, vernetzte Visionen und hochschulpolitische Impulse.
Die Campus Innovation findet dieses Jahr zum dritten Mal statt - hat sich also offenbar etabliert. Wie würden Sie das Profil der Konferenz beschreiben?
Schmid: Die zentrale Botschaft der Campus Innovation ist, dass es ohne digitale Medien, Internet und IT kein zeitgemäßes Studium gibt, und auch kein effizientes Hochschulmanagement - also am Ende auch keine wettbewerbsfähige Hochschule. Ich glaube, die Campus Innovation hat sich mit dieser Thematik in Deutschland als ein wichtiges, möglicherweise als einziges überregionales Forum positioniert.
Die "Vision der Vernetzten Hochschule", wie es im Untertitel der diesjährigen Campus Innovation heißt - was ist damit gemeint?
Schmid: Für die Zukunft der Hochschulen ist der Begriff "Vernetzung" ganz zentral - und zwar nicht nur im Sinne von Rechnernetzen. Heute entstehen mit großer Dynamik neue Kooperationsnetze zwischen Hochschulen - in Europa und global. Hochschulen vernetzen sich aber auch mit Unternehmen oder öffentlichen Institutionen, sie bauen Netzwerke mit ihren Absolventen auf und bieten ihren Mitarbeitern und Kunden Zugang zu Forschungs- und Bildungsnetzen.
Ganz zu schweigen von der immer engeren Verzahnung von Studium, Beruf und Weiterbildung und der forcierten Vernetzung von Service- und Verwaltungsbereichen an Hochschulen. Man sollte also bei Vernetzungs-Visionen weniger an das Internet denken als an neuartige, verteilte Organisationsstrukturen und Kooperations-Strategien.
Wo stehen die Hochschulen in Deutschland ihrer Meinung in Sachen Vernetzung? Gibt es Best Practices?
Schmid: Ich denke, im Forschungsbereich sind - und waren - unsere Hochschulen natürlich extrem gut vernetzt: organisatorisch, technisch und kulturell. Das aktuell viel diskutierte Thema GRID ist im Grunde ja nichts anderes als eine noch intensivere Vernetzung von Forschungsaktivitäten. In der Lehre und Verwaltung herrscht aber, zugespitzt gesagt, das genaue Gegenteil davon: Hier heißt das erste Gebot "Autonomie". Die hochschultypische Organisationsstruktur und -kultur ist eben gerade nicht auf Koordination, Synergie und Ressourcen-Sharing angelegt. Unter dem Leidensdruck leerer Kassen ändert sich das jetzt hier und da.
Auch die Bologna-Reform und die Einführung von Studiengebühren zwingen den Hochschulen modernere Organisationsformen auf. Außerdem macht - aus denselben Gründen - die Wissenschaftspolitik Druck auf die Hochschulen. Vorbilder gibt es also inzwischen durchaus - auch in Deutschland. Das Interessante daran ist, dass die Hochschulen der E(lite)-Klasse zugleich auch die best-vernetzten "E-Hochschulen" sind. Auf der Campus Innovation können Sie einige davon kennenlernen.
Wie sieht denn Ihre persönliche Vision der vernetzten Hochschule aus?
Schmid: Ich finde, unsere Hochschulen müssen heute den Ehrgeiz haben, sich zu möglichst starken Knoten - oder sagen wir besser "Hubs" - in diesen weltweiten Netzwerken für wissenschaftliche Forschung, Lehre und Weiterbildung zu entwickeln. Je vernetzter, desto besser: Ein gutes Alumni-Netz ist die halbe Miete für die Zukunft.
Die Kooperation mit anderen Hochschulen und die Bündelung von Service- und Verwaltungseinrichtungen schont Ressourcen und steigert dennoch die Effizienz. Und die Basis all dessen sind eben ein modernes Informationsmanagement und entsprechende Infrastrukturen. Vernetzung hat ja am Ende immer ein schlichtes Ziel: Do more with less.
Die Campus Innovation 2005 "in a nutshell" - was würden Sie besonders betonen?
Schmid: In meinen Augen ist die Campus Innovation eine Ideenbörse für die Hochschulmodernisierung in der Informationsgesellschaft. Nirgendwo sonst in Deutschland haben "Entscheider" aus dem Hochschulbereich so eine gute Möglichkeit, neue Projekte und Lösungen, Strategien und Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik kennen zu lernen. Und besonders reizvoll finde ich in diesem Jahr, dass zwei Tage nach der Bundestagswahl die Campus Innovation auch hochschulpolitische Impulse an die neue Regierung geben könnte. Einige der politischen Adressaten werden ja anwesend sein.
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