Schatzsuche im Internet
Bruchsal, September 2005 - (von Anja Janus) WebQuest - das hört sich nach Abenteuer im Internet an, nach Schatzsuche und Heldentum. Diese Assoziation ist teilweise richtig, geht es dabei doch auch um "Spurensuchen". Doch wer hinter dem Begriff eine bloße Internetrecherche vermutet, täuscht sich. WebQuest ist vielmehr ein anspruchsvolles Lernkonzept, das gerade für den Schulunterricht immer aktueller wird.
Bei einem WebQuest sollen Schüler ein Problem mithilfe des Webs lösen. Der Erwerb von Internetkompetenz ist jedoch zweitrangig. Es geht darum, selbstständig und methodisch zu lernen. Etwa zehn Jahren ist es her, dass der Amerikaner Bernie Dodge von der University of San Diego WebQuests entwickelt hat, um das Arbeiten mit dem Internet in der Schule zu realisieren und neue Unterrichtsformen - weg vom Frontalunterricht - zu entwickeln. Mittlerweile hält das Konzept auch in den deutschen Klassenzimmern Einzug. Eine Workshopreihe dazu bietet derzeit der Verein Schulen ans Netz.
Klarer Konzeptaufbau, den Lehrer moderieren
Der konstruktivistische Lernansatz ist das Wesentliche dieser Methode. Die Schüler erforschen selbst ein Wissensgebiet. Doch werden sie nicht einfach losgeschickt nach dem Motto: Nun macht mal! Die Lehrer leiten oder moderieren den Lernprozess je nach Alter der Schüler. Zur Vorgehensweise gibt es ein klares Schema. Das WebQuest-Konzept gliedert sich in sechs Teile: Einführung in das Thema, Aufgabenstellung, Hinweise zu Internetlinks und Materialien, Beschreibung des Arbeitsprozesses und - besonders wichtig - Präsentation der Arbeitsergebnisse sowie Evaluation.
Idealerweise sollte die Aufgabe in eine Problemstellung eingebettet sein, die gelöst werden soll. Bei einem WebQuest über Tiere im Regenwald beispielsweise geht es nicht nur darum, welche Tiere es gibt und wie sie leben, sondern darum einen fiktiven Zoodirektor zu beraten, wie er seine Regenwaldabteilung erweitern kann.
Die Aufgabenstellung sollte möglichst so komplex sein, dass sie nur in der Gruppe lösbar ist. Das fördert nicht nur kooperatives Lernen, sondern ermöglicht gleichzeitig eine Binnendifferenzierung, da die Schüler unterschiedlich schwere oder umfangreiche Aufgaben innerhalb der Gruppe bearbeiten können.
Mehrarbeit, aber entspannter Unterricht
Die Lehrer ihrerseits müssen WebQuests gut vorbereiten. Ein weiteres Beispiel dafür, dass digitale Medien eher mehr als weniger Arbeit machen? Björn Scholz vom Verein Schulen ans Netz e.V. bildet seit einem Jahr Lehrer in der WebQuest-Methode fort. Nach seiner Erfahrung würden die Lehrer bald feststellen, dass die Mehrarbeit sich in Grenzen hielte und der Unterricht viel entspannter sei. Zudem gebe es bereits viele WebQuests im Netz.
Eine Communiy hat sich auf der Kooperationsplattform WebQuest-forum.de gebildet, die gemeinsam von der niedersächsischen Initiative n-21, der Pädagogischen Hochschule Zürich und der Johannes Kepler Universität Linz eingerichtet wurde. Über 70 WebQuests gibt es bereits auf dem Portal, außerdem ein eLearning-Programm zur Erstellung von WebQuests.
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