Lernplattform für Superhirne
Potsdam, September 2005 - (von Anja Janus) Seine Begabten will das Land Brandenburg künftig besser fördern als bisher. Die Schüler sollen ihre überdurchschnittliche Intelligenz multimedial austoben. eLearning und eine Lernplattform werden Bausteine des Projektes "Begabtenförderung" sein, in dessen Rahmen bis 2010 ein landesweites Fördersystem entwickelt und etabliert werden soll.
eLearning ist eine von mehreren Möglichkeiten, den Klugen genug zum Tüfteln zu geben. Digitale Medien eignen sich gut zur Binnendifferenzierung und ermöglichen daher den begabten Schülern in der gewohnten Schulumgebung zu bleiben. Außerdem "erschließen sie den Schülern zusätzliche Lernzusammenhänge", so Michael Kaden, Referent für Multimedia in der Arbeitsgruppe Begabtenförderung.
Noch wichtiger sei jedoch der Austausch und die Vernetzung der Hochbegabten, so Kaden. Über eine Lernplattform können die jungen Genies unter Anleitung spezialisierter Lehrkräfte virtuell homogene Lerngruppen bilden und sich gemeinsam auf gleichem Niveau mit diversen Themen beschäftigen. Vernetzung ist für die Lehrkräfte mindestens ebenso wichtig: Auf der Plattform können sie sich über ihre Erfahrungen und Erkenntnisse austauschen.
Als Flächenland auf eLearning angewiesen
Ein Förderkonzept mit digitalen Komponenten ist für ein dünn besiedeltes Flächenland wie Brandenburg von großem Vorteil. Im Netz sind Schüler und Lehrer ortsunabhängig. Daher orientieren sich Kaden und sein Team an europäischen Nachbarn wie Finnland und Schweden, die ebenfalls dünn besiedelte Regionen virtuell vernetzen.
Doch noch steht das Konzept nicht. "Wir sind erst in der Vorbereitungsphase und überlegen, wie wir eLearning einbinden," erläutert Kaden. Bei den Lernprogrammen könne eventuell auf Vorhandenes zurückgegriffen werden, denn entscheidend sei erstmal der Schwierigkeitsgrad. Die Didaktik bleibt den Lehrkräften überlassen.
Im Juni 2005 hat sich die AG "Begabtenförderung" gebildet und die Eckpunkte des Projekts skizziert. Neben dem Einsatz digitaler Medien, sollen Arbeitsgemeinschaften, Sommerakademien und Kooperationsprojekte zwischen Schulen und Hochschulen eingerichtet werden. Mindestens eine Schule pro Schulamtsbezirk ist als Projektstützpunkt vorgesehen.
Luxus - ja oder nein
Bildungspolitisch ist das Konzept noch nicht abgesegnet. Die beiden Koalitionspartner SPD und CDU hakeln sich noch am Begriff "begabt". Die Frage ist, wer ist mit welchen Fähigkeiten als begabt einzustufen und damit besonders zu fördern. Letztlich wird die Begabtenförderung von der Anzahl der Plätze und damit von der finanziellen Ausstattung des Programms abhängen, so ein Sprecher des Brandenburger Bildungsministeriums. Es sei kein Luxus Begabte zu fördern, sondern dies nicht zu tun, soll Alfred Herrhausen, ehemaliger Vorstandschef der Deutschen Bank, gesagt haben. Bleibt abzuwarten, wie viel Luxus sich Brandenburg leisten will.
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