Strategiewechsel

Wann rechnet sich eLearning?

Dr. med. Martin FedderMonheim, Dezember 2005 - eLearning für Ärzte ist ein attraktives Feld für Pharma-Unternehmen. In der Praxis ergeben sich jedoch Schwierigkeiten. Die SCHWARZ PHARMA Deutschland GmbH hat Konsequenzen gezogen und ihre eLearning-Strategie geändert. Ein Interview mit Dr. med. Martin Fedder, Leiter Medizin, über Kostendruck, die Aktualität von Inhalten und die Rückbesinnung auf die Aus- und Weiterbildung der eigenen Mitarbeiter.



Wie sieht die eLearning-Strategie von SCHWARZ PHARMA Deutschland aus?

Fedder: Die Lernplattform EDUMED haben wir seit Mitte 2004 im Life-Betrieb. Die ursprüngliche Idee war, Ärzten in Klinik und Praxis fallbasierte zertifizierte Fortbildungsmodule zu den Indikationsgebieten unserer Medikamente mit den bekannten Vorteilen des Internets anzubieten. Selbstverständlich sollte auch unser wissenschaftlicher Außendienst von diesem Angebot profitieren. Aber wir mussten diesen Fokus auf die Arztfortbildung schon nach kurzer Zeit überdenken.

Aus welchen Gründen erfolgte der Strategiewechsel?

Fedder: Der Hauptgrund waren letztlich die Kosten. Wenn eine Plattform auf Dauer attraktiv bleiben soll, muss das Lernangebot in kürzeren Abständen durch neue Inhalte ergänzt werden. Das setzt entweder kontinuierliche redaktionelle Kapazitäten und Programmierungs-Knowhow im Hause voraus oder ausreichende Budgets für externe Dienstleister bzw. Kooperationen mit Fachverlagen. Diesen Aufwand für kontinuierlichen Content-Nachschub haben wir unterschätzt, zumal mittlerweile viele kostenlose Lernangebote für Ärzte im Internet existieren.

Welche Content-Strategie verfolgen Sie jetzt?

Fedder: Wir produzieren jetzt in erster Linie Inhalte für die Aus- und Weiterbildung von Mitarbeitern. Die neuen Lernmodule möchten wir zumindest eine gewisse Zeit lang exklusiv über unseren wissenschaftlichen Außendienst anbieten und nicht mehr kostenlos allen Interessenten zur Verfügung stellen.

Welche Rolle spielt Content-Sharing in der Pharmabranche?

Fedder: So etwas gibt es meines Wissens in der Pharmabranche nicht. Jedes Unternehmen produziert aus Wettbewerbsgründen und wegen der Corporate Identity-Vorgaben eigene Lernmodule, obwohl hier durchaus ein großes Synergiepotential besteht. Manche Lerninhalte gehören schließlich zum medizinisch-wissenschaftlichen Standardwissen, das nicht so schnell veraltet. Die könnte man schon teilen.

Welche Mitarbeiter nutzen eLearning bereits?

Fedder: Sowohl Innen- als auch Außendienstmitarbeiter nutzen eLearning. Aber so richtig Schwung ist in die Sache erst gekommen, als wir nach Abstimmung mit dem Betriebsrat und mit sanftem Druck den ersten Pflichtkurs mit Abschlusstest eingeführt haben. Die erfolgreiche und fristgerechte Teilnahme wird von der Plattform automatisch dokumentiert, was für die Qualitätskontrolle im Unternehmen wichtig ist. Jetzt gibt es auch die ersten Vorbereitungskurse zu den Präsenzschulungen für neue Produkte. Da besteht natürlich eine gewisse Neugier bei den Mitarbeitern, die sie zur Plattform führt.

CME-Fortbildung für Ärzte - was sind die Knackpunkte?

Fedder: CME-Fortbildung im Internet ist vor allem bei multimedialen Angeboten ganz überwiegend ein Zuschussgeschäft, weil es bereits kostenlose gute Angebote gibt. Und die Nachfrage durch die Pflichtfortbildung hält sich auch in Grenzen, da es zumindest für Ärzte in Ballungsgebieten kein Problem ist, pro Jahr 50 Punkte zu sammeln. Auf dem Land kann es da schon etwas mühsamer sein. Außerdem ist es zurzeit noch nicht klar, wie die im Internet gesammelten Punkte auf den neu eingerichteten Punkteserver der Bundesärztekammer kommen. Das liegt auch daran, dass die Zertifizierungspraxis immer noch nicht bundesweit einheitlich ist.

Welche Ziele peilen Sie für 2006 an? Wo liegen die größten Herausforderungen?

Fedder: Wir möchten das Angebot für Mitarbeiter auf jeden Fall weiter ausbauen. Neben Deutschland macht es auf jeden Fall Sinn, die Lernplattform auch international für das Wissensmanagement einzusetzen. Dabei wird eLearning aber die klassische Präsenzschulung nicht ersetzen können. Menschen wollen in der Gemeinschaft persönlich miteinander diskutieren und lernen.

Aber die Vor- und Nachbereitung im Internet kann Präsenzschulungen effizienter machen. Das kann so manchen Termin einsparen helfen. Außerdem wollen wir die Kosten für neue Lernmodule senken und deren Produktionsgeschwindigkeit erhöhen. Wissen veraltet schließlich rasch. Die größte Herausforderung liegt aber meines Erachtens darin, die Eigenmotivation der Lernenden zu stimulieren und zu erhalten.