Flexibel studieren
Freiburg, März 2006 - (von Anja Janus) Wie man das Studium flexibler in Bezug auf Lernort und -zeit gestalten kann, ist Thema für die Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Sie setzt dafür gezielt eLectures ein. Wie eine Untersuchung des Nutzungsverhaltens zeigte, "hören" über 80 Prozent der Studierenden am Freiburger Institut für Informatik die eLectures regelmäßig über das Web. Ein Drittel der Studierenden bleibt sogar ganz zu Hause.
Am Institut für Informatik der Freiburger Uni werden mittlerweile alle Vorlesungen im Bachelor- und ein Großteil der Vorlesungen im Masterstudiengang als eLectures angeboten. Die Vorlesungen werden mithilfe eines an der Uni selbst entwickelten Aufzeichnungssystems aufgenommen, und mit den dazugehörigen Folien auf den Server gestellt, auf dem ein zentrales Verzeichnis aller eLectures liegt.
"Das Video des Dozenten sei gar nicht mal so wichtig", sagt Stephan Trahasch, Projektmanager eLearning der Fakultät für Angewandte Wissenschaften der Albert-Ludwigs-Universität. Meistens würden die Videos nicht herunter geladen, sondern nur die Audiodatei und die dazugehörigen Folien und Skripte. Schließlich würden die Studierenden ja ihre Profs kennen.
Ein interessantes Ergebnis hat jedoch eine Untersuchung darüber ergeben, wie viele der Informatikstudenten die eLectures denn nutzen. Das Ergebnis ist überraschend: Denn ein Drittel der Studierenden kommt gar nicht mehr zu den Vorlesungen. Das seien die disziplinierten Lerner, meint Trahasch. Ein weiteres Drittel wechselt zwischen den Web-Vorlesungen und den Live-Vorträgen. Das letzte Drittel besucht regelmäßig die Vorlesungen in Person. Aber auch bei den Präsenzlernern haben die eLectures einen großen Stellenwert, etwa zur Nachbereitung. Erfahrungsgemäß nutzten 80 bis 90 Prozent der Studierenden die elektronischen Vorlesungen, so Trahasch.
Kostengünstige Variante
Das breite Fächerangebot der Freiburger Uni und neue Kombinationsmöglichkeiten durch die Bachelor- und Masterstudiengänge führen zu häufigen Überschneidungen bei den Vorlesungen. Zudem sind viele Studierende zumindest teilweise berufstätig, um ihr Studium zu finanzieren. Anreiz genug für die Uni zu überlegen, wie sie das Studium flexibler gestalten kann. Mit den eLectures hat sich zumindest bei den Informatikern das Problem Vorlesung gelöst. Zu Seminaren oder Übungen ist nach wie vor die Präsenz der einzelnen gefragt. Dass ein Dozent im Fachbereich Informatik seine Vorlesung nicht aufzeichnen wolle, komme praktisch gar nicht mehr vor, denn der Druck von unten, also von den Studierenden, sei mittlerweile groß, berichtet Trahasch.
eLectures seien zudem ein einfaches und kostengünstiges Mittel, das Studium durch Telelernen zu flexibilisieren. WBT's seien nicht nur zeitaufwändiger, sondern auch teurer in Produktion und Wartung, meint Trahasch. Nach Berechnungen der Virtuellen Fachhochschule Nordverbund würde ein WBT für ein Studienmodul mit fünf Creditpoints (ECTS) rund 200.000 Euro in der Produktion kosten. Hinzu kämen rund 50.000 Euro für die jährliche Aktualisierung. Stattdessen hat die Uni Freiburg ihre Hörsäle lieber mit Aufzeichnungspulten und Tablet PCs eingerichtet. Eine Investition von 6.000 Euro pro Raum für die Highend-Lösung. Und die Professoren machen weiterhin das, was die meisten von ihnen nach Meinung von Trahasch am besten können: Vorlesungen halten.
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