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Blended Learning Engineering

Bochum, März 2006 - (von Anja Janus) Lernen Studierende lieber online oder offline, lieber in der Universität oder zu Hause? Diese Frage haben Wissenschaftler am Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik an der Ruhr-Universität Bochum untersucht. Sie wollten wissen, welchen Einfluss Lernmedium und -ort auf Lernerfolg und -zufriedenheit haben. Dabei geht es den Wirtschaftsinformatikern um einen ersten Schritt in Richtung evaluationsbasierter "Feinjustierung" von Präsenz- und Online-Phasen beim Blended Learning.



Die Untersuchung, die die Wirtschaftsinformatiker zusammen mit dem Competence Center eCommerce der RUB im Sommersemester 2005 durchführten, hat ergeben: traditionelle Lernmedien und das Lernen zu Hause brachten den größten Lernerfolg. Zufriedener waren aber die Online-Lerner. Circa 330 Studierende nahmen an der Untersuchung teil. Sie wurden in vier Gruppen eingeteilt.

Zwei Gruppen sollten ein Skript durcharbeiten, eine Gruppe zu Hause und eine an der Uni. Zwei andere Gruppen sollten die gleichen Inhalte mit zwei WBTs durcharbeiten, auch jeweils eine zu Hause und an der Uni. Mittels Eingangstest und Abschlusstest wurde der Lernerfolg gemessen. Die Zufriedenheit wurde per Umfragebogen getestet.

eLearner sind zufriedener


Unabhängig vom Lernmedium, stellte sich der heimische Arbeitsplatz als der bessere heraus. Bessere Resultate im Abschlusstest hatten die Gruppen, die ein Skript durcharbeiten sollten. Den auf den ersten Blick überraschend negativen Ergebnissen für das eLearning in Bezug auf Lernerfolg steht jedoch eine subjektiv empfundene höhere Zufriedenheit mit dem Selbstlernen gegenüber.

Bleibt die Frage, warum die Studierenden zufriedener sind mit eLearning, obwohl sie im Test schlechter abschnitten. Hier können die Wissenschaftler der RUB nur spekulieren. Zum einen glauben sie, dass der Umgang mit WBTs noch ungewohnt sei, dafür aber neu, was wiederum Neugierde weckt. Zum anderen sei vermutlich die Vermittlung praktischer Beispiele positiv empfunden worden, lenkte aber möglicherweise gleichzeitig von Kerninhalten ab.


Interessanterweise führten die gleichen Lernmodule in Blended Learning Kursen zu deutlich besseren Bewertungen und Ergebnissen als beim reinen eLearning. Für Peter Weber, der das Projekt gemeinsam mit Martin Gersch wissenschaftlich begleitet, ein Indiz dafür, dass es eben auf den richtigen Mix von Offline und Online ankommt.

Bereits seit längerem entwickeln der Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik und das Competence Center E-Commerce der RUB Blended Learning-Arrangements. Von besonderem Interesse sind dabei die Auswirkungen von der Digitalisierung der Lehre. Welche Mischung an Online und Offline letztlich den größten Erfolg hat, soll im kommenden Semester unter anderem bei einer gemeinsam mit der Tongji-Universität Shanghai durchgeführten Veranstaltung auch im internationalen Rahmen untersucht werden.

Diese Studie ist lediglich ein erster Schritt zu einem "Blended Learning Engineering". Die Evaluationsmethoden sind auf dem Portal Lernwelt.de erläutert. Die Untersuchung selbst wird im Tagungsband der Multikonferenz Wirtschaftsinformatik 2006 erscheinen, die vom 20. bis 22. Februar in Passau stattfand.

Roland Gabriel, Martin Gersch, Peter Weber, Christian Venghaus: "Blended Learning Engineering: Der Einfluss von Lernort und Lernmedium auf Lernerfolg und Lernzufriedenheit".