Zu viel Wissen geht in den Ruhestand
Karlsruhe, Oktober 2006 - Jede Verrentung kostet deutsche Unternehmen rund ein Drittel des Wissens, das der Mitarbeiter in seinem Arbeitsleben gesammelt hat. Das ist eines der alarmierenden Ergebnisse des LEARNTEC Monitors "Ageing Workforce", der in Frankfurt veröffentlicht wurde. Die repräsentative Befragung von 157 Bildungsverantwortlichen untersucht Konsequenzen des demografischen Wandels für das Bildungs- und Wissensmanagement deutscher Unternehmen.
Auftraggeber ist die LEARNTEC als führende Kongressmesse für Bildungs- und Informationstechnologie im deutschsprachigen Raum. Durchgeführt wurde die Studie vom Essener mmb Institut für Medien- und Kompetenzforschung.
Dramatisch wird die Abwanderung von Know-how in den Ruhestand, wenn sich in den überalterten Belegschaften der Zukunft große Alterskohorten gleichzeitig verabschieden. Denn schon in wenigen Jahren werden die über 50-Jährigen in vielen Unternehmen die Mehrheit der Belegschaft stellen. Der deutschen Wirtschaft droht ein Wissensverlust in bisher ungekanntem Ausmaß.
Neue Konzepte, dem entgegenzuwirken, sind bislang Mangelware. Nur rund sechs Prozent der befragten Unternehmen setzen auf Wikis und zehn Prozent auf Weblogs, um informelles Wissen zu bewahren. Immerhin 46 Prozent nutzen digitale Datenbanken. 23 Prozent planen, in Zukunft verstärkt Wissensmanagement-Technologien einzusetzen, um die Lernfähigkeit ihrer Organisation zu erhöhen.
Lernfähigkeit ist für 87 Prozent der befragten Entscheider ein strategisches Ziel von hoher oder sehr hoher Bedeutung. Allerdings klaffen Anspruch und Wirklichkeit noch weit auseinander: Durchschnittlich nehmen in den Unternehmen weniger als die Hälfte der beteiligten Mitarbeiter (46%) an systematischer Weiterbildung teil. Ältere sind besonders häufig davon ausgeschlossen: 40 Prozent der Unternehmen schulen weniger als 20 Prozent ihrer über 50-jährigen Mitarbeiter.
"Der demografische Wandel wird Unternehmen zwingen, effizienter mit ihrem Wissen umzugehen und ältere Mitarbeiter aktiver in den unternehmensinternen Wissensaustausch einzubinden", resümiert Prof. Uwe Beck, wissenschaftlicher Leiter der LEARNTEC. "An digitalen Technologien führt dabei kein Weg vorbei. Altersgerechte Inhalte und Systeme für Wissensmanagement und eLearning sind eine Marktlücke mit großem Potenzial."
"Ageing Workforce" ist der erste Teil einer breiter angelegten Studie, die auf der nächsten LEARNTEC am 13. bis 15. Februar 2007 in Karlsruhe vorgestellt wird.
2024 neigt sich dem Ende zu und damit starten die Vorbereitungen für das nächste Jahr. Welche Trends werden in 2025 die L&D Branche prägen? Was sind die größten Herausforderungen für Personalentwickler:innen und wie können sie ihnen begegnen? Nehmen Sie sich fünf Minuten Zeit!