frentix GmbH

OLAT im Gesundheitswesen des Kantons Zürich

Zürich, Dezember 2006 - (von Florian Gnägi) Die frentix GmbH als Expertin für das Open Source LMS OLAT wurde bei der Neugründung und -konzeption des Zentrums für Ausbildung im Gesundheitswesen des Kantons Zürich (ZAG) mit hohen Anforderungen konfrontiert. Hier der Erfahrungsbericht.




Die Ausgangslage

Im Sommer 2005 wurden die Türen des Zentrums für Ausbildung im Gesundheitswesen des Kantons Zürich (ZAG) erstmals ihren Studierenden geöffnet. Zuvor war die Ausbildung im Kanton Zürich auf diverse spezialisierte Standorte verteilt gewesen und wurde nun in einem lange vorbereiteten Prozess auf die zwei Standorte Zürich und Winterthur reduziert.


Bei der Planung dieser neuen Ausbildungsstätte war von Anfang an im Betriebskonzept ein klares Wissensmanagement formuliert worden. Dies beinhaltete neben der Kommunikation gegenüber Externen auch einen Bereich eLearning und Intranet.


Die Herausforderungen

Als die frentix GmbH als Expertin für das LMS OLAT mit dieser Fragestellung kontaktiert wurde, waren verschiedene Herausforderungen zu meistern. Die grösste Problematik war gleichzeitig auch eine grosse Vereinfachung: das ZAG war noch ein Papierprojekt: noch wurde an den Räumlichkeiten gebaut, noch war der Stundenplan unklar und die Rektorin wurde eben erst benannt. Ein Projekt also quasi auf der grünen Wiese. Die Schwierigkeit hierbei war, dass die Personen, welche das Betriebskonzept beim Kanton sehr gewissenhaft erarbeiteten, später gar nicht in der Schulleitung vertreten waren.


Die Anforderungen waren demnach nicht getrieben von realen Anforderungen der Alltagswelt, sondern sehr vage und offen formuliert. Dieser Sachverhalt war wiederum eine Chance, weil die internen Prozesse und Abläufe noch nicht festgefahren, sondern eben erst im Entstehen begriffen waren. Dies ist ein nicht unerheblicher Faktor bei der Einführung einer umfassenden Softwarelösung.


Bei der Definition des eLearning Systems war also ein enorm hoher Spielraum vorhanden und so konnte das Learning Management System (LMS) OLAT ohne grosse Anpassungen optimal positioniert und implementiert werden.


Eine zweite Herausforderung stellte die Integration des LMS OLAT in die IT Infrastruktur des ZAG dar. Hier war wiederum das Problem, dass die Infrastruktur noch in einer Definitions- und Aufbauphase war. Der Aufbau des Netzwerkes in den Räumlichkeiten und die Definition der Sicherheits- und Authentifizierungsmethoden genoss aus zeitlichen Gründen eine weit höhere Priorität als die Frage, wie denn das eLearning System optimal integriert werden könnte.

Man entschied sich daher vorerst, das LMS OLAT extern durch frentix GmbH betreiben zu lassen und verzichtete auf eine engere Integration in die lokalen Netzwerke und Dienste.


Das Open Source LMS OLAT

Als Bildungsinstitution mit der Kernkompetenz Wissen zu Vermitteln liegt es auf der Hand, sich bei der Wahl eines Learning Management Systems nicht auf eine Herstellerabhängigkeit einzulassen. Ein Open Source System wie OLAT bietet sich deswegen nicht nur wegen niedrigerer Kosten als ein kommerzielles System an. Man darf sich hier keinen Illusionen hingeben: Open Source Produkte haben zwar kein Vendor Lock-In, sehr wohl aber ein Produkt Lock-In. Ist ein Produkt einmal eingeführt, kann es äusserst schwierig und kostspielig sein auf ein anderes System zu wechseln.


Im Gegensatz zu einem kommerziellen Produkt, bei dem man der Lizenzpolitik des Anbieters gnadenlos ausgeliefert ist, hat man mit Open Source Software jederzeit eine Exitstrategie: Wartungsverträge können gekündet und der Betrieb des Systems selbst in die Hand genommen werden.


ELearning ist eine komplexe Angelegenheit. Es bedarf viel Know How auf Seiten der Autoren wie auch der Administratoren. Zum einen, weil die Autoren durch eLearning ganz neue didaktische Möglichkeiten in die Hände gelegt bekommen, und zum anderen, weil die enorme Fülle an Funktionen eines LMS wie OLAT ein Expertenwissen auf Systemebene für betriebliche Fragen bedingt.


Es ist also ein entscheidender Faktor bei der Wahl eines LMS, was andere relevante Institutionen im selben Fachbereich einsetzen. Hier kommt OLAT zu gute, dass an der Universität Zürich das Ausbildungsportal der Medizin (Virtuelle Ausbildung Medizin VAM) und das auf gleicher Ebene wie das ZAG angesiedelte CAREUM ebenfalls OLAT einsetzen. Der Austausch von Know How und eLearning Content wird somit massiv vereinfacht.


Auf technischer Ebene ist zudem die Situation gegeben, dass die im selben Gebäude eingemietete Abteilung Informatik der Schule BBW, mit der die IT Infrastruktur gemeinsam genutzt wird, ebenfalls OLAT einsetzt und so auf administrativer Ebene Synergieeffekte zu erwarten sind.


Der Open Source Prozess


Es wurde entschieden, das eLearning System des ZAG auf einem externen Server zu betreiben. Hierfür hat sich das ZAG bei einem Hoster eingemietet und frentix GmbH hat das LMS OLAT installiert.


Im ersten Jahr waren die Projektinvestitionen einmalige Zuschläge: OLAT wurde installiert, es wurden Anpassungen gemacht und kleine Schulungen fanden statt. Updates am LMS OLAT wurden jedes Mal vertraglich neu geregelt und abgerechnet. Es hat sich für beide Seiten gezeigt, dass dieses Vorgehen wenig effizient ist. Darum ist nun das Hosting an frentix GmbH ausgelagert worden und Wartungs- und Supportverträge stellen den reibungslosen Betrieb sicher.


Weil sich das ZAG für ein Update Abonnement entschieden hat, werden diese bei Verfügbarkeit automatisch auf dem Server eingespielt. So kann sich das ZAG ganz auf seine Arbeiten konzentrieren: Wissen erarbeiten und vermitteln. Open Source Software muss entwickelt und gepflegt werden. Der Wartungsvertrag erlaubt der Firma frentix GmbH Geld für die Weiterentwicklung bereitzustellen.


Es kann nicht oft genug betont werden: Open Source Software ist nicht gratis. Software muss gepflegt und weiterentwickelt werden, sonst wird sie die nächsten Jahre nicht überstehen und ist bald obsolet. Das ZAG hat hier vorbildlich seine Verantwortung als innovativer Nutzer von Open Source wahrgenommen und direkt in die Weiterentwicklung von OLAT durch die Finanzierung eines neuen HTML Editors investiert.


Die frentix GmbH und das LMS OLAT


Als Spin-Off Unternehmen aus dem OLAT Projekt der Universität Zürich hervorgegangen, positioniert sich frentix GmbH als Expertin für die Entwicklung von OLAT basierten eLearning Plattformen. An der Universität Zürich hat der Inhaber von frentix GmbH zuvor die Entwicklung des Open Source LMS OLAT während sechs Jahren geleitet.


Für das Produkt OLAT tritt frentix GmbH als Dienstleister und Produktentwickler auf. Die Palette umfasst Hosting, ASP, Wartung, Support, Entwicklung, Customizing, Schulung, Beratung und Contentproduktion.


OLAT ist als strategisches Learning Management System an der Universität Zürich eingeführt und wird von rund 20.000 Schweizer Studierenden in ca. 500 Onlinekursen genutzt. Das System wird von der Universität Zürich zusammen mit Open Source Partnern wie die frentix GmbH in einem gemeinsamen Prozess entwickelt.


OLAT setzt auf ein kompenentenbasiertes, in Java/J2EE entwickeltes Framework und ist äusserst flexibel und leistungsfähig. Während der Entwicklung konnte die Universität Zürich vom Open Source Gedanken überzeugt werden.


Die Open Source Strategie zeigt nun erste Früchte: nebst den offiziell gepflegten Sprachen Deutsch, Englisch, Französisch und Italienisch ist OLAT durch Beiträge aus der Open Source Community auch auf Chinesisch, Dänisch, Farsi, Griechisch, Littauisch, Polnisch, Portugiesisch, Russisch, Spanisch und Tschechisch erhältlich. Daneben konnte eine weitere grosse Entwicklungspartnerin, die BPS Bildungsportal Sachsen GmbH gewonnen werden.