Schwarzes Brett bevorzugt

Indikationsregeln für Lernziele und -methoden

Heidelberg, März 2007 - (von Dr. Annegret Stegmann) Auf Basis der Open Source-Lernplattform moodle haben die Fakultäten der Universität Heidelberg elektronische Lernumgebungen etabliert. Vorwiegend fungieren diese als "virtuelles Schwarzes Brett" für den Austausch von Informationen und Online-Materialien. Nicht voll genutzt ist das Potenzial von Modulen wie der eigen entwickelten Software "Campus", an der medizinische Fallstudien bearbeitet werden können. Die Universität begegnet dem Problem systematisch.




Virtuelle Schwarze Bretter


Der Einsatz virtueller Lernmaterialien ist in Heidelberg differenziert. In einer OpenACS-Struktur (Open Architecture Community System) bietet der Mediaserver Filme oder Aufzeichnungen von Vorlesungen an, im elektronischen Semesterapparat werden Arbeitsmaterialien abgelegt. Die Medizinische Fakultät hat mit ATHENA eine eigene Plattform etabliert, um Veranstaltungen zu organisieren. Der gemeinsame Server schafft eine Infrastruktur, die es erleichtert, Materialien bereitzustellen, wird vorwiegend aber nur als virtuelles Schwarzes Brett genutzt.

Systembedingte Probleme


Ansätze zu einem weitergehenden Einsatz der Neuen Medien sind vorhanden. Wie die Anglistik ergänzen oder ersetzen die Fachbereiche einzelne Seminare mit Online-Modulen. Die medizinische Fakultät verfügt mit "Campus" über eine eigens entwickelte Software: Unterstützt vom Verbundprojekt VIROR (Virtuelle Hochschule Oberrhein), werden medizinische Problemfälle interaktiv bearbeitet und fallbasierte Prüfungen abgelegt.


Durch den Einsatz von moodle werden Kosten bei der Produktion der Lernumgebung eingespart. Dennoch stößt Heidelberg an typische Grenzen: Prof. Funke, Vorsitzender der Rektoratskommission eLearning, bemerkt in einem Workshop, "Es sind nicht nur die nötigen Produktionsmittel, Software, Scanner sowie die Infrastruktur auch für aufwändige Digitalisierungen, die die Schwelle für eLearning-Angebote hoch setzen". Ihr Einsatz hing bisher von der Medienkompetenz der Dozenten ab und von ihrer Motivation, sich selbst über technische und didaktische Möglichkeiten zu informieren.


Diesem Problem begegnet die Universität nun mit einem teilweise virtuellen eLearning-Center. Neben Instrumenten für webbasiertes eLearning wird ein Informationspool bereitgestellt, der dem heterogenen Kenntnisstand der Nutzer gerecht werden soll. Statt mit einer Fortbildung, versucht man durch eine solche Dienstleistung, individuellen Bedürfnissen entgegen zu kommen. Der Politik des "Lasset sie kommen, wenn sie Hilfe benötigen", entspricht umgekehrt die Politik des "Laissez faire", wenn es um die Entscheidung geht, ob eLearning überhaupt eingesetzt werden soll.

Indikationsregeln für den Einsatz von eLearning


Prof. Funke empfiehlt Heidelberg, nicht um jeden Preis auf multimediale Module zu setzen. Ihr Einsatz führe nicht immer zu einer Entlastung der Dozenten, sondern manchmal zu einer Mehrbelastung. "eLearning," erklärt der Psychologe, "wenn man es gut machen will, ist eben doch sehr aufwändig." Ihm ist ein "differenzieller Einsatz" wichtig: "Da wo es sinnvoll ist, soll es eingesetzt werden, da wo nicht wollen wir es nicht."

Indikationsregeln über Lernziel und -methode sollen im Einzelfall bei der Entscheidung helfen. In der Psychologie sei Lernsoftware für die Therapieausbildung nicht sinnvoll. Sie könne wichtige Aspekte der therapeutischen Situation nicht vermitteln. Für Sprachstudiengänge empfiehlt Prof. Funke sie etwa, wenn Übungspartner an weit entfernten Orten aufhielten.