Fallbasiertes eLearning in der Medizin
Ulm, Juli 2007 - Praxisbezogenes Lernen spielt im medizinischen Bildungssektor eine zentrale Rolle. Das Arbeiten an konkreten Fallkasuistiken wird ebenso gefordert wie die Transferleistung aus gewonnenen Erfahrungen in neue Situationen. Für das Erreichen dieser Ziele bietet insbesondere eLearning ein weitreichendes Instrumentarium.
Neben den multimedialen Möglichkeiten elektronischer Medien ist es vor allem die hohe Interaktivität, mit der Lernende in virtuellen Fallstudien gefordert werden. Sie schlüpfen in die Rolle eines Arztes und müssen schon nach einer kurzen Beschreibung des Erstkontakts eigene Entscheidungen treffen: Welche Fragen stelle ich meinem Gegenüber? Wann ist der richtige Zeitpunkt für weiterführende Untersuchungen? Habe ich genügend Informationen für eine Diagnose?
Alexander Seitz und Matthias Dannenberg, Gründer der Soon-Systems GmbH haben sich auf die Umsetzung solcher Szenarien spezialisiert. Für sie ist nicht nur die Simulation von Behandlungssituationen wichtig, sondern auch eine sinnvolle didaktische Begleitung von Lehrfällen. Lässt man Lernenden Freiheiten, um ihre Entscheidungskompetenz zu trainieren, darf man sie damit nicht alleine lassen, sondern muss an den entscheidenden Stellen Feedback und Hilfestellung geben.
Realisieren lassen sich diese Anforderungen mit dem Einsatz eines virtuellen Tutors, der zu jedem Zeitpunkt über den Wissensstand und die bisherigen Aktivitäten des Lernenden in einem Lehrfall Bescheid weiß. Mit ihm kann man über Differentialdiagnosen oder potentielle Behandlungswege diskutieren. Gleichzeitig kommentiert er individuell die Antworten auf Multiple Choice-Fragen, beurteilt den Weg, den die Lernenden bei ihrem Vorgehen einschlagen, und führt sie, wo es notwendig erscheint. Das Feedback des virtuellen Tutors bezieht sich dabei immer auf den Verlauf der Fallbearbeitung.
Ein entscheidender Punkt ist für die zwei Spezialisten aber auch die Einbettung in einen menschlichen Kontext. Die Ergänzung von Fallbeispielen durch betreute Diskussionsforen, Chatrooms, Kleingruppenarbeiten oder Tutorien liefert einen nicht zu vernachlässigenden Beitrag für optimierte Lernprozesse.
Die Soon-Systems GmbH pflegt den Kontakt zur Wissenschaft, waren seine Gründer doch selbst langjährig in einem Forschungsprojekt zum Thema eLearning in der Medizin tätig. Kooperationen wie die Unterstützung der Studie FAPROLINT zur fallorientierten Messung der Problemlösungskompetenz und Arbeitsprozesswissen bei Intensivpflegekräften sind für sie selbstverständlich.
In enger Zusammenarbeit des Kompetenzzentrums für eLearning in der Medizin Baden-Württemberg mit der Soon-Systems GmbH wurde nun auch eine große Anzahl an virtuellen Lehrfällen dauerhaft nutzbar gemacht, deren Inhalte vorab in fünf Jahren intensiver Projektarbeit entstanden sind. Sie finden ihren Einsatz sowohl in der Einführung von Erstsemestern wie auch bei der Veranstaltung spezieller Themenseminare. Dies ist sicherlich ein wichtiger Meilenstein in der Etablierung von fallbasiertem eLearning in der Medizin, das in der Zukunft noch weit mehr erreichen kann.
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