Second Life an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
Köln, September 2007 - Im Wintersemester 2007/08 wird an der Heinrich-Heine-Universität (HHU) Düsseldorf ein Seminar mit dem Titel "Once and Future World - The Middle Ages in Second Life" stattfinden. Düsseldorf reiht sich damit in die Reihe deutscher Universitäten ein, die das didaktische Potenzial von Second Life für die Lehre nutzen.
Das Besondere an diesem Projekt ist, dass es nicht darum geht, eine virtuelle Präsenz der HHU zu erschaffen - vielmehr werden die Teilnehmer dieses literaturwissenschaftlichen Vertiefungsmoduls gemeinsam ein mittelalterliches Dorf auf- und ausbauen. Dort sollen mit Hilfe von Gebäuden und Gegenständen Informationen zu Texten, Genres, historischem Hintergrund und Personen aus der alt- und mittelenglischen Zeit vermittelt werden.
Verantwortliche Lehrende ist Kirsten Reichelt M.A., die mit dem Konzept für das Seminar an den Lehrstuhl für Mittelalterliche Literatur und Historische Linguistik (Prof. Dr. W.G. Busse) herangetreten war und nachfolgend einen Lehrauftrag übernommen hat. Als freiberufliche eLearning-Autorin legt sie großen Wert darauf, neben dem traditionellen Angebot auch neue didaktische Medien zu evaluieren und ist daher seit 2006 in Second Life aktiv.
Eine der ersten Aufgaben während der Planungsphase war die Suche nach einem geeigneten Rahmen für das Projekt. Nach der Prüfung verschiedener Alternativen fiel die Entscheidung auf ein Grundstück beim European University Island, das als virtueller Raum für Wissenschaft und Bildung geschaffen wurde.
Konzipiert ist das Modul als Blended-Learning-Veranstaltung, bei der der wöchentliche feste Termin auf dem Campus ergänzt wird durch tutoriell begleitete Treffen in Second Life und die gemeinsame Nutzung eines Weblogs als Kursplattform. Es basiert auf projekt-orientierter Arbeit in einer Anzahl von Teams.
Eine Herausforderung bei diesem Projekt besteht darin, akademische Inhalte für den Laien attraktiv aufzubereiten und ein breites Publikum einzubeziehen. Die Antwort liegt in der richtigen Mischung der verschiedenen Medien ebenso wie in der Auswahl der geeigneten Werkzeuge und Methoden. So werden Besucher des mittelalterlichen Dorfes geführte Rundgänge unternehmen können, altenglische Rätsel lösen, von Studenten gelesenen Textauszügen lauschen und natürlich mit den Anwesenden interagieren können.
Die wissenschaftliche Arbeit wird selbstverständlich dabei nicht zu kurz kommen. Alle einzubindenden Texte - ob alt- oder mittelenglisch, geschichtlich oder literarisch, sprach- oder literaturwissenschaftlich - werden von den Studierenden selbst recherchiert, evaluiert und aufbereitet werden. Text- und Genreanalysen runden die Auseinandersetzung mit den Studieninhalten ab.
Worin liegt denn nun der Vorteil, ein Seminar auf diese Weise in eine virtuelle Welt zu überführen?
Nicht zu unterschätzen ist sicherlich die Motivation, die für die Teilnehmenden davon ausgeht, dass die Ergebnisse der eigenen Arbeit weltweit zugänglich sein werden; direktes und indirektes Feedback von Besuchern ebenso wie in Weblogs und in der Presse ist eine Erfahrung, auf die Studierende in der Regel verzichten müssen.
Die größte Stärke dieses Ansatzes jedoch besteht darin, dass die Teilnehmer neben der Beschäftigung mit den fachspezifischen Inhalten Schlüsselfähigkeiten trainieren, die in der Berufswelt unverzichtbar sind: Teamarbeit und Projektmanagement, Medienkompetenz und die griffige Aufbereitung komplexer Inhalte sind nur einige Beispiele dafür.
Das Seminar wird Mitte Oktober beginnen; das Gelände steht innerhalb von Second Life jedoch bereits jetzt jedem Interessenten offen.
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