Bildungsverband

Initiative "didacta international" will gestalten

Augsburg/Darmstadt, Juni 2008 - Prof. Dr. mult. Wassilios E. Fthenakis bleibt Präsident der Didacta - Verband der Bildungswirtschaft. Die Jahresmitgliederversammlung bestätigte den Vorstand für die nächsten zwei Jahre im Amt. Prof. Fthenakis formuliert im Interview die nächsten Ziele und Perspektiven der Verbandsarbeit, zu denen verstärkte Auslandsaktivitäten der deutschen Bildungswirtschaft zählen.




Welche Ziele hat sich der wiedergewählte Vorstand für die kommenden Jahre gesetzt?

Wassilios E. Fthenakis: Der wiedergewählte Vorstand wird die Interessen der Verbandsmitglieder in den Mittelpunkt seiner Aktivitäten stellen. Wir stehen vor der Aufgabe, den Didacta Verband (DV) weiterzuentwickeln zu einem Bildungsverband. Dies kann beispielsweise mit einer
stärkeren Beteiligung des DV an den fachlichen und bildungspolitischen Debatten in Deutschland erreicht werden.

Die Kooperation mit dem VdS Bildungsmedien stellt eine weitere Aufgabe dar, um mit diesem Partner die didacta 2009 in Hannover und 2010 in Köln zu planen und erfolgreich durchzuführen.

Der DV bietet seit diesem Jahr zwei Publikationsorgane an, das "didacta Magazin für lebenslanges Lernen" und die "kinderzeit", um unsere Anliegen besser kommunizieren zu können und mittels dieser Publikationen die Diskussion um die Reform des Bildungssystems mitzugestalten.

Wir werden uns verstärkt darum bemühen, den Interessen unserer Mitglieder auch im Ausland Geltung zu verschaffen, die Kommunikation mit ihnen zu optimieren, die Satzung und die Verbandsstruktur den Herausforderungen der Gegenwart und vor allem der Zukunft anzupassen.

Die Kooperationen mit der Leipziger Buchmesse und der Frankfurter Buchmesse im Ausland ergänzen dieses Bild. Insbesondere die bereits erfolgreich eingeleiteten Aktivitäten im Ausland, wie beispielsweise in China, Thailand, Vietnam, Russland und den Arabischen Emiraten, um nur einige zu nennen, werden einen Schwerpunkt unserer Arbeit bilden.

Wie sollen diese Ziele erreicht werden?

Wassilios E. Fthenakis: Ich habe bereits darauf hingewiesen, dass wir in diesem Jahr zwei neue Instrumente entwickelt und realisiert haben. Mit der "kinderzeit" erreichen wir alle Kindergärten und bald auch alle Grundschulen bundesweit. Wir können damit die Fachkräfte über die vielfältigen Aktivitäten des DV informieren und mit den entsprechenden Artikeln zur Steigerung der Bildungsqualität beitragen. Viele namhafte Autorinnen und Autoren haben sich bereit erklärt, honorarfrei an diesem interessanten Projekt mitzuwirken.

Das "didacta Magazin für lebenslanges Lernen" fokussiert ebenfalls aktuelle Bildungsthemen und möchte die Diskussionen über das deutsche Bildungssystem konstruktiv begleiten.

In Zukunft werden wir noch mehr Veranstaltungen für pädagogische Fachkräfte planen und durchführen, sei es mit den Kultusministerien der Länder oder mit anderen Partnern, wie beispielsweise Focus Schule. Und nicht zuletzt bietet die didacta - die Bildungsmesse mit ihren zahlreichen Veranstaltungen die Möglichkeit, unsere Themen zu kommunizieren und die Position des DV zu stärken.

Welchen Beitrag kann die Bildungswirtschaft leisten, um die Qualität der Bildung weiter anzuheben?

Wassilios E. Fthenakis: Die Bildungswirtschaft mit ihren qualitativen Produkten, ihrer innovativen Arbeit und dem Willen nach Weiterentwicklung hat zu allen Zeiten einen unverzichtbaren Beitrag zur Bildungsqualität geleistet. Derzeit stehen wir vor der Herausforderung, dass sowohl die Bildungssysteme als auch die dort gebotene Bildungsqualität sich im Umbruch befinden. Dies bedingt auch die Entwicklung neuer Produkte.

Wir müssen bis 2013 für etwa 35 Prozent der Kinder unter drei Jahren einen Platz für außerfamiliäre Bildung und Betreuung bereitstellen. Dafür brauchen wir neue Konzepte und diese wiederum legen die Entwicklung neuer Materialien nahe. Die Umsetzung der neueren Bildungspläne verlangt nach Handreichungen, nach Instrumenten der Beobachtung und der Dokumentation kindlicher Bildungsprozesse.


Die Professionalisierung der Fachkräfte ist nach wie vor ein ungelöstes Problem. Dies wird jedoch ohne den Einsatz moderner Technologien nicht zu bewältigen sein. Neue Bildungskonzepte beschränken Bildung nicht nur auf die etablierten Bildungsinstitutionen, sondern berücksichtigen auch andere Lernorte. Damit erweitert sich der Lernraum und dies bedingt die Erweiterung auch des Lernangebots und der Lernmittel.


Nicht zuletzt wird die Familie als der zentrale Lernort, vor allem für kleine Kinder, angesehen. Angebote für die Bildung in der Familie müssen noch entwickelt werden. In allen diesen sowie in vielen anderen Bereichen kann und wird die Bildungswirtschaft ihren unverzichtbaren Beitrag leisten. Und sie wird die Qualität ihrer Produkte unter Beweis stellen.

Sie sprachen bereits von internationalen Aktivitäten des DV. Welchen Stellenwert nimmt der internationale Markt für die deutsche Bildungswirtschaft ein?

Wassilios E. Fthenakis: Internationale Aktivitäten gewinnen zunehmend an Bedeutung für unsere Mitglieder. Der Markt hat sich längst globalisiert und es bilden sich bereits weltweit bestimmte Schwerpunkte, die unsere Mitglieder in besonderer Weise interessieren. Ob Peking, Bangkok, Basel, Dubai, Shanghai oder Hanoi: Die Messen in diesen
Städte werden von immer mehr Mitgliedsunternehmen besucht und die in den deutschen Pavillons vertretenen Firmen berichten über eine positive Entwicklung im Auslandsgeschäft.

Wie bereits angedeutet, wird der DV mit der Frankfurter Buchmesse im Auslandsgeschäft stärker kooperieren. Unser Verband ist auch Partner der von der Bundesregierung ins Leben gerufenen Initiative "edvance", die darauf zielt, dem Exportartikel "Bildung Made in Germany" den Stellenwert zu geben, der ihm zusteht. Die Engländer haben es uns auf diesem Gebiet vorgemacht und wichtige Märkte bereits besetzt. Da wir relativ spät damit begonnen haben, gilt es jetzt umso mehr, unsere Auslandsaktivitäten zu intensivieren.


Der DV hat deshalb die Initiative "didacta international" ins Leben gerufen und einen entsprechenden Arbeitskreis konstituiert, der diese Entwicklung gestaltend begleiten wird.


Wo steht der didacta - Verband der Bildungswirtschaft 2010?

Wassilios E. Fthenakis: Wer nicht über Visionen verfügt, kann die Gegenwart nicht bewältigen. Der Vorstand möchte die Marke "didacta" noch weiter stärken und bekannter machen als sie ohnehin ist. Er wird den Verband zu einem Bildungsverband weiterentwickeln und dabei neue Kooperationspartner suchen. 2010 wird der DV noch besser vernetzt und eine feste Größe im In- und Ausland sein.

In zwei Jahren wird der DV eine reformierte Satzung mit neuen Organen aufweisen und über eigene erfolgreiche Kommunikationsinstrumente verfügen, die es ihm erlauben, einen konstruktiven Beitrag zur Weiterentwicklung des Bildungssystems in Deutschland zu leisten. Und die didacta 2010 in Köln wird die erfolgreichste in ihrer langen Geschichte werden.


Wenn Sie sich etwas von den Verantwortlichen der Bildungspolitik wünschen dürften, was wäre das?

Wassilios E. Fthenakis: Die Politik sollte die seit geraumer Zeit geführte Bildungsdebatte nutzen, um (a) mehr, gezielter und nachhaltiger in die Bildung zu investieren. Sie sollte (b) die längst fällige Reform des Bildungssystems einleiten und es nicht allein bei kosmetischen Korrekturen belassen. Und (c) sollte sie die Bildungsinstitutionen und deren Ausstattung modernisieren.

Die Bildungswirtschaft würde einen solchen Prozess begrüßen und fachkompetent begleiten, im Interesse der Kinder und der Zukunft unseres Landes.