Mit Open Access in die wissenschaftliche Zukunft?
München, September 2008 - Obwohl Open Access Medien bei Wissenschaftler hoch angesehen sind, werden sie nur sehr verhalten für die Publikation ihrer Forschungsergebnisse genutzt. Warum das so ist, ermittelte ein Team von Wirtschaftsinformatikern rund um Prof. Hess von der Ludwig-Maximilians-Universität, München in der Studie "Mit Open Access in die wissenschaftliche Zukunft? - Eine neue Publikationsform zwischen hoher Wertschätzung und verhaltener Nutzung".
Universitätsbibliotheken erlauben Studenten und Wissenschaftler üblicherweise einen kostenlosen Zugriff auf Artikel in wissenschaftlichen Zeitschriften. Für die Abonnements dieser Fachzeitschriften müssen die Bibliotheken allerdings teils hohe Gebühren entrichten, was sich in Zeiten krasser Budgetkürungen zunehmend zu einem Finanzierungsproblem entwickelt.
Auf der Suche nach Alternativen rücken zunehmend auch Open Access Publikationen in den Fokus. Grundgedanke des Open Access Prinzips ist der kostenlose und barrierefreie Zugriff auf wissenschaftliche Literatur. Die meisten Wissenschaftler wollen sich jedoch nur zögerlich mit dieser Publikationsform anfreunden.
Um mehr über die Beweggründe für Akzeptanz und Nutzung von Open Access Publikationen bei Wissenschaftlern zu erfahren, führten Florian Mann, Benedikt von Walter, Thomas Hess und Rolf T. Wigand, Wirtschaftsinformatiker der Ludwig-Maximilians-Universität München, eine Befragung unter 688 Wissenschaftler aus 49 Ländern durch.
Akzeptanz und Nutzung von Open Access - Ergebnisse der Studie
Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die Einstellung gegenüber dem Open Access Prinzip sehr positiv (rund 90% der Befragten) ist. Demgegenüber wies nur etwa ein Drittel der Befragten Erfahrung mit der Publikation in Open Access Medien auf - die tatsächliche Nutzung sei also gering. Ebenfalls etwa ein Drittel der Befragten gab an, in den kommenden sechs Monaten in Form von Open Access publizieren zu wollen.
Die Befragten erklärten, dass sie durch Open Access eine schnellere Verbreitung ihrer Forschungsergebnisse (79%) und eine große Leserschaft (75%) erwarten.
Sie sehen jedoch auch Nachteile für ihre Karriereentwicklung (60%) und beim Erwerb von Forschungszuschüssen (64%). Rund 50% der befragten Wissenschaftler sind der Meinung, dass Open Access noch eine zu geringe Bekanntheit genießt, um als Publikationsform für die eigenen Forschungsergebnisse infrage zu kommen.
Als Nachteile wurden ebenfalls die mangelnde Garantie der Langzeitverfügbarkeit der Open Access Publikationsmedien und der begrenzte Impact Factor genannt. Zentrales Ziel der Wissenschaftler ist jedoch der Aufbau von Reputation und dafür ist der Impact in Form von Zitationen eine wichtige Voraussetzung. Nur rund 44 Prozent der Befragten erwarten eine höhere Zitationshäufigkeit. Um die Anzahl der Zitationen zu erhöhen, sind Qualität und Reichweite der Publikation von großer Bedeutung. Defizite wurden auch hinsichtlich der Qualitätseinschätzung geäußert.
Weiter unterstellen die Befragten Open Access Publikationsmedien eine im Vergleich zu traditionellen Publikationsmedien unterlegene Fähigkeit, die Kernzielgruppe des Fachkollegiums zu erreichen. Insbesondere relevant für die zögerliche Nutzung dieses neuen Publikationswegs scheint überdies die bislang geringe Nutzung durch Kollegen zu sein.
Auf Basis der Ergebnisse empfehlen die Verfasser der Studie, dass Wissenschaftler sich über die zusätzliche Publikation ihrer traditionell veröffentlichten Beiträge, beispielsweise auf ihren eigenen Webseiten ("self-archiving") oder universitären Open Access Datenbanken informieren sollten. Hierdurch könnten auf mittlere Frist die Vorteile "beider Welten" nutzbar gemacht werden und es könnte eine auf Erfahrung basierte Evaluation des Open Access Modells erfolgen.
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