Open University: Verbraucheraufklärung & Weiterbildung
München/London, November 2008 - In Großbritannien laufen angesichts der Finanzkrise öffentlich geförderte und von der Finanzregulierungsbehörde genehmigte Fernseh- und Weiterbildungsprogramme an, um Anleger und Kreditnehmer über Risiken aufzuklären. So wurde die beliebte Open University- und BBC-Co-Produktion "The Money Programme" jetzt auf BBC 2 übertragen. Mit diesen neuen TV-Folgen möchte die OU Business School einen verbraucherorientierten Beitrag zur Aufklärung in der Finanzkrise leisten.
Es geht um eine Reihe von gleichermaßen informativen wie auch brisanten Themen: Warum werde es den britischen Verbrauchern zu leicht gemacht, Schulden zu machen? Wieso haben viele Anleger nicht genau hingesehen, als ihnen Bankberater "faule" Finanzanlagen verkauften? Weshalb sind Zehntausende Eigenheimbesitzer - trotz Hilfen der britischen Regierung - von Zwangsversteigerungen betroffen? Fast 40 Prozent der Briten wohnen in Eigentum. Gut 8,2 Millionen Haushalte haben Hypotheken aufgenommen.
Die Autoren der Serie stellen die kritische Frage, warum der Besitz eines eigenen Hauses so stark in der britischen Mentalität verwurzelt ist, dass die meisten lieber extrem hohe Schulden in Kauf nehmen, als zur Miete zu wohnen, auch wenn sie es sich nicht leisten können. "Hier sind Aufklärung und eine Änderung der Einstellungen bitter nötig", erklärte Janette Rutterford, Professorin für Finanzmanagement an der OU Business School und Ratgeberin der TV-Produktion, ihren 40 Gästen, die ihrem Vortrag zur weltweiten Kreditkrise in Frankfurt am Main im Oktober besuchten.
Die Deutschen seien von der Schuldenfalle nicht so stark betroffen wie viele Engländer oder Amerikaner, meint Rutterford. "Zahlungsunfähige Wohnungs- oder Hauseigentümer in Großbritannien schieben ihre Schulden fürs Häuschen zwischen ihren sechs oder sieben Kreditkarten hin und her und zahlen auf ihre Hypothekenzinsen 25 - 30 Prozent Kleinkreditzinsen an die Kreditkartenbank", führte die Finanzexpertin aus. Dies könne weder für den Einzelnen noch für die Kreditkartenkonzerne lange gut gehen.
So sei es in England durchaus üblich, mehrere Kreditkarten zu haben. Oft sind es Menschen, die mit Geld nicht so gut umgehen können. Wenn dann das Auto auf Leasing, das Haus auf Kredit und die Einkäufe über die verschiedenen Kunden- und Kreditkarten laufen, ende das schnell in einer finanziellen Katastrophe. Die Professorin kritisierte in diesem Zusammenhang auch die englischen Banken, die oft sehr leichtfertig Karten ausstellten, ohne die Bonität ihres Kunden zu überprüfen. "Wir leisten auf beiden Seiten Wissensvermittlung und Aufklärung", sagte die Professorin.
Erst kürzlich erhielt die Open University 100.000 Britische Pfund vom Verband der britischen Wirtschaftsprüfer (Association of Chartered Certified Accountants) zur Erstellung weiterer Schulungs- und Aufklärungsmaßnahmen in der Finanzkrise. Dabei handelt es sich um ganz unterschiedliche Programme.
So wurden Finanz-Blogs für Jedermann auf der offenen OU-Open2.net-Website eingerichtet. Hier veröffentlichen OU Business School-Experten, so auch Professor Rutterford, allgemeine Informationen zur Wirtschaft, zum Umgang mit Geld und Finanzprodukten, beantworten Fragen und moderieren Foren. Die Zielgruppen und Programme der Open University sind unterschiedlich. "Wir haben Weiterbildungsprogramme für den Durchschnittsverbraucher, für ethnische Minoritäten, für unsere Studenten, aber auch für Manager und Geschäftsführer eingerichtet", erklärt Rutterford.
Ein Kurs mit Abschlusszertifikat richtet sich speziell an Finanzserviceberater in Call Centern oder bei Banken. Für Fach- und Führungskräfte bietet die OU Business School auch bestimmte Module auf akademischem Niveau an, so beispielsweise der Kurs "Investment in a Uncertain World". Banker, Führungskräfte im Management oder Selbstständige können auch einen anerkannten Abschluss in Finanzdienstleistungen abschließen. Innerhalb der MBA- oder Finance-Masterprogramme kommen ihnen Module wie "Kernpunkte der internationalen Finanz- und Investmentwelt" zugute.
Die Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers hat auch vielen Anlegern in Deutschland schmerzhaft vor Augen geführt, dass nicht immer alle Bankprodukte sicher sein müssen. Wiederholte Hinweise von Verbraucherschützern haben viele Anleger, aber auch offenbar die Berater nicht sonderlich ernst genommen. Besonders in der Kritik stehen Banken, die falsch beraten haben sollen und Anlegern Produkte anboten, die an ihrem Bedarf vorbeigingen. "Nur, letztendlich ist jeder individuell selber verantwortlich, was er kauft. Wissen ist Macht, für Käufer und Verkäufer gleichermaßen", sagt Janette Rutterford.
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