Willkommen in der Krise!
München, August 2009 - (von Mathias Otte und Dr. Hubert Vogt, Accenture GmbH) Man könnte fast schon sagen: Alle Jahre wieder! Die letzte Krise ist den meisten noch in bester Erinnerung und schon haben wir eine neue Krise. Erstes Opfer innerhalb der Unternehmen ist zumeist der Personalbereich - allen voran die Fort- und Weiterbildung. Oft wird die Frage gestellt: Wie können wir Fort- und Weiterbildung in der Krise "kostengünstiger" gestalten? Die Antwort scheint zunächst einfach: Keine Bildung ist die kostengünstigste Bildung!
Aber diese Form der Fort- und Weiterbildung kann sich heute niemand mehr erlauben. Der sich vollziehende Wandel von der Dienstleistungs- zur Wissensgesellschaft, Verknappung der Ressourcen, Verlagerung der Wertschöpfung auf neue Wirtschaftszweige, demographischer Wandel und dazu noch eine Krise stellen die Forderung nach einer zielgerichteten Weiterbildung.
Um gestärkt aus der Krise hervorzugehen, müssen Wege gefunden werden, Bildung gezielt, wirksam und nachhaltig zu vermitteln, den Erfolg von Bildung nachzuweisen, Lernen und Weiterbildung mit den strategischen Zielen des Unternehmens zu verknüpfen und Wissen im Unternehmen zu teilen. Denn letztlich geht es darum, vorhandene erfolgskritische Kompetenzen im Unternehmen zu behalten und neue aufzubauen.
Gerade in der heutigen Zeit braucht Bildung wieder einen (Business) Case, und dieser sollte bestimmen, dass das Notwendige richtig getan wird. Worum geht es im Kern? Lernen ist dort am wirksamsten, wo es direkt angewendet werden kann. Lernen sollte also unmittelbar am Arbeitsplatz stattfinden. Hierbei kommt es auf das richtige Augenmaß und Verhältnis an. Lerninhalte und Methoden müssen sich am Bedarf des Lernenden und am Lerngegenstand orientieren, einen Beitrag zum Aufbau erfolgskritischer Kompetenzen und zur Entwicklung des Unternehmens insgesamt leisten (Orientierung am strategischen Imperativ).
Wissen darf nicht bei einzelnen Kompetenzträgern gebündelt bleiben, sondern es muss in die Unternehmung hinein getragen werden. Wissen zielgerichtet und effizient zu teilen, ist gerade vor dem Hintergrund der knapper werdenden Personalressourcen in den Unternehmen eine der größten Herausforderungen. In der Praxis hat sich gezeigt, dass dies am besten durch die wirksame Verknüpfung ausgewählter Bildungsmethoden und den Einsatz neuer Lerntechnologien erreicht wird. Wie kann dies realisiert werden?
Moderne Lerntechnologie eröffnet den Zugang zu innovativen Lernformen, die sich mit den traditionell ausbilderzentrierten Lernformen allein nicht verwirklichen lassen. Mit der Integration von modernden Lerntechnologien (Lernen 2.0) in die "Arbeitsoberfläche" des Lernenden hat dieser zielgerichteten Zugriff auf die für ihn notwendigen Lernressourcen zum Bedarfszeitpunkt. Die Bereitstellung von Lernmaterialien orientiert sich damit am Arbeitsablauf - sie integriert sich nahtlos in den Arbeitsprozess.
Das Gelernte kann sofort angewendet und erprobt werden. Training on the Job rückt wieder in den Vordergrund - und damit eigentlich ein althergebrachtes Prinzip der Bildung, allerdings aufbereitet und optimiert für das moderne Arbeitsleben. Lernen über gemachte Erfahrungen und damit nachhaltiges Lernen wird ermöglicht. Hier darf die "Innovation" aber nicht anhalten. Lernsysteme, die das Lernen an den Arbeitsplatz und passend zum Arbeitsprozess liefern, müssen auch eine Verknüpfung zum Wissensmanagement und damit letztendlich den Zugang zu Experten ermöglichen.
Von den Erfahrungen anderer lernen - das alte Prinzip der Meisterschaft - kann somit realisiert werden. Technologie per se ist allerdings nicht der Erfolgsfaktor, sondern Technologie zielgerichtet eingesetzt in Verbindung mit dem richtigen Vermittlungskonzept verheißt Erfolg.
Ein gutes Beispiel hierfür ist ein gemeinsames Projekt von Accenture, des Zentrum für technologiegestützte Bildung (ZTB) an der Helmut-Schmidt-Universität / Universität der Bundeswehr Hamburg und der Bundeswehr. Hier konnte gezeigt werden, dass ausgewählte Lehrgänge mit einem innovativen Methodenmix auf der Grundlage des Fernausbildungskonzeptes des ZTB so gestaltet werden können, dass sie eine bessere Aufbereitung und Kommunikation der Lerninhalte ermöglichen. Die Verschmelzung von Moderner Ausbildungstechnologie und Methoden der Fernausbildung zu einer effektiven Lernarchitektur sind die Basis für wirksames Lernen, das den Transfer des Gelernten in den Arbeitskontext durch Probehandeln unter Praxisbedingungen fördert.
Die Identifizierung von Wissensträgern im Lernprozess trägt zum Prinzip der Meisterschaft (Experten unterschiedlicher Ausprägung) bei. Gezeigt hat sich im Projektverlauf auch, dass eine konsequente Begleitung der Organisation und die frühzeitige Einbeziehung von Ausbildern (Trainer) unabdingbar ist, um rechtzeitig ein Verständnis und Akzeptanz für die neue Ausbildungsform und deren Mehrwerte zu erreichen.
Fazit: Es geht nicht um Streichung, Verknappung oder die Verlagerung des betrieblichen Lernens allein auf die Eigeninitiative der Mitarbeiter, sondern darum, den Unternehmen erfolgskritisches Wissen und Fähigkeiten strukturiert zu sichern. In Zeiten der Krise werden daher Möglichkeiten, die moderne Lerntechnologien bieten, besonders gebraucht. Sie eröffnen in besonderer Weise die Chance, Wissen und Fähigkeiten im Unternehmen zu entwickeln, zu erhalten und verfügbar zu machen.
Damit diese Stärken zum Tragen kommen, sind innovative Ausbildungskonzepte notwendig, die moderne Lerntechnologien zielgerichtet einbinden. Lernen wird damit kosteneffizient, adressatengerecht und anwendungsbezogen. Es wird stärker auf die Deckung des Bedarfs des Unternehmens ausgerichtet sein und damit für alle Beteiligten weiter an Relevanz gewinnen.
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