Storytelling im Lernprogramm schafft Mehrwert
Denkendorf, März 2010 - Sich technische Sachverhalte einprägen zu müssen, ist für so manchen Lernenden ein Kampf. Ein Kampf mit der Eigenmotivation, mit dem (teilweise) trockenen Stoff und mit der Vorstellung der Anwendung des Gelernten. Hartmut Braun von der Festo Didactic GmbH erläutert am 17. März um 14 Uhr im Forum eLearning im Rahmen der didacta, warum storybasierte Lernprogramme in der industriellen Aus- und Weiterbildung bessere Lernergebnisse erzielen können als jene, die ausschließlich fachsystematische Ansätze nutzen.
Wie kamen Sie bei Festo Didactic auf die Idee, den sogenannten Storytelling-Ansatz zu verwenden?
Hartmut Braun: Die letzten zehn Jahre waren im eLearning-Bereich geprägt durch die Hersteller der Learning-Management-Systeme (LMS). Irgendwann haben die Kunden jedoch festgestellt, dass es mit der Investition in die Technik nicht getan war. Dann erst richtete sich die Aufmerksamkeit auf die Inhalte. Wir, bei Festo Didactic haben in den letzten Jahren einen Focus auf die Entwicklung von multimedialen Lernprogrammen im Bereich Automatisierungstechnik und Mechatronik für die Aus- und Weiterbildung gesetzt.
In jüngster Zeit werden die Evaluationsmöglichkeiten der Ergebnisse der Lernprogramme immer wichtiger. Lehrer, Ausbilder oder jene, die eine Lernmaßnahme anordnen, wollen wissen, was die Teilnehmer und mit welchen Erfolgen gemacht haben. Und so stellt sich den Entwicklern von Lernprogrammen die Frage, wie sie Fachinhalte noch besser verständlich und adaptierbar aufbereiten können.
Welche Vorteile hat der Storytelling-Ansatz gegenüber anderen?
Hartmut Braun: Geschichten kann man sich einfach besser merken. Sie machen Verhaltensweisen transparenter und integrieren die Handlungsorientierung. Für bestimmte Themen, speziell im technischen Bereich, eignet sich der Ansatz optimal. Dabei ist die Kunst des Erzählens ja uralt. Wissen in Form von Geschichten gab es ja schon immer.
Und wie sieht das konkret aus? Können Sie ein Beispiel geben?
Hartmut Braun: Wir haben etwa eine Geschichte zum Thema -želektrische Schutzmaßnahmen-œ entwickelt. Hier handelt es sich um trockene Normen, die jeder Elektroinstallateur und alle, die mit Strom zu tun haben, kennen und verinnerlichen muss. Hier rankt sich die Geschichte um einen Menschen, der zuhause ein Bügeleisen in Betrieb nimmt. An diesem alltäglichen Beispiel werden die Gefahren des Stroms anschaulich dargestellt, ebenso die Maßnahmen aufgezeigt, die in einem Fehlerfall zu ergreifen sind. Ein anderes Lernprogramm befasst sich mit der Thematik -žElektrische Antriebe-œ. In diesem Lernprogramm werden die unterschiedlichsten Motortypen vorgestellt. In diesem Fall wird in einer virtuellen Firma ein neuer Hausmeister gesucht, der für die Wartung und Instandhaltung dieser Geräte zuständig ist.
Ist die Produktion derartiger Lernprogramme teurer als die herkömmlicher Entwicklung von Web based Trainings (WBT)?
Hartmut Braun: Ja, das kann man sagen. Eine Geschichte um ein Lernprogramm herumzuspinnen ist aufwendiger als ein rein problem- oder fachsystematischer Ansatz. Da müssen Grafiken oder Animationen erstellt und integriert werden, um die Geschichte glaubhaft zu erzählen. Die Geschichte muss ja lebendig werden. Das erreicht man nur durch verschiedene multimediale Ansätze. Je nach Umfang und Thema kann eine solche Produktion bis zu 30 Prozent teurer werden. Doch der Lernerfolg rechtfertigt diese Investition. Unsere Storytelling-Programme sind innerhalb der letzten zwei Jahre entstanden. Die Erfahrungen sind bisher eindeutig positiv.
Wo und wie setzen Sie diese Lernprogramme ein?
Hartmut Braun: Festo Didactic ist weltweit in der Aus- und Weiterbildung gleichermaßen aktiv. Wir bieten jede Möglichkeit des computergestützten Lernens an, die unser Kunde braucht: ASP- und Hosting-Modelle, LMS und Inhalte, die auf dem kundeneigenen Server laufen, wenn nötig auch Versionen als CD-ROM. In Blended Learning Szenarien kann man nach dem Einstieg durch das Lernprogramm im Nachvollziehen der Abläufe in Versuchsaufbauten optimale Lernerfolge erzielen. Doch generell lautet unsere Devise: Fang an, Lernprogramme zu nutzen, denn mit der wachsenden Erfahrung wird sich das Einsatzspektrum verändern.
Was die Inhalte angeht, bin ich überzeugt, dass die Zukunft in neuen Gestaltungsformen liegt: anschauliche Beispiele aus dem Alltag, die technische Sachverhalte leichter aufnehmbar machen. Denn so manches bestehendes Lernprogramm ist zwar fachsystematisch gut aufgebaut aber langweilig. Hier entsteht Mehrwert durch Storytelling.
2024 neigt sich dem Ende zu und damit starten die Vorbereitungen für das nächste Jahr. Welche Trends werden in 2025 die L&D Branche prägen? Was sind die größten Herausforderungen für Personalentwickler:innen und wie können sie ihnen begegnen? Nehmen Sie sich fünf Minuten Zeit!