Blackboard: Die Einsatzgebiete verändern sich
Dubai, Oktober 2010 - (von Kirsten Seegmüller) Das Emirat am Persischen Golf gibt sich gerne modern und international - auch beim Lernen. Daher geht Dubai auch bei seinen Studien- und Bildungsangeboten neue Wege. Am Dubai Women's College (DWC) lernen Frauen beispielsweise BWL, IT, Gesundheit, Erziehung und Kommunikation. Um die jährlich 2000 Studentinnen mit Lernmaterialien auszustatten, nutzt Dubai die Technologie von Blackboard. Alle Studentinnen müssen mit einem Notebook arbeiten, um ihre täglichen Aufgaben - Kommunikation, Recherchen und Lernen - zu optimieren.
Gerade in den arabischen Ländern, in denen Frauen nach wie vor geringere Bildungschancen haben als Männer, erweist sich E-Learning als ein probates Mittel, diese Lücke zu schließen. Die Zahlen sprechen für sich: Das DWC gehört zu einem Netzwerk von 16 Technologie-Hochschulen (HTC) mit mehr als 18.000 Studierenden, zwei Drittel davon sind Frauen. Da die Hochschulen nun viel enger kooperieren können, wird die Geschlechtertrennung beim Lernen zumindest virtuell überwunden.
Dubai hat sich für die Lernplattform von Blackboard entschieden, um den Studierenden Zugang zu allen Lernmaterialien und Aufgaben zu bieten, die sie auch während des Praktikums zu lösen haben. "Das HCT-Netzwerk ist die erste Einrichtung im Nahen Osten, das Lernen auch im Unternehmensumfeld anbietet", erklärt Behjat Al Yousuf, Co-Direktor beim DWC, "und mit dem eLearning-Angebot konnten wir nicht nur das Studium auf dem Campus und zwischen den Colleges verbessern, sondern auch die Diskussion unter den Studierenden stimulieren."
Vor allem die medizinische Fakultät profitiert von der Lernplattform, denn sie ermöglicht den virtuellen Austausch und eine intensive Zusammenarbeit mit internationalen Instituten und anderen Hochschulen weltweit, was im praktischen Teil der Ausbildung von großem Vorteil ist. In Deutschland läuft Blackboard beispielsweise an der Berliner Charité und der Medizinischen Fakultät der Ruhr-Uni Bochum.
Doch auch die anderen Fachbereiche arbeiten gerne mit der Plattform, denn in den zehn Jahren seit der Implementierung haben Lehrpersonal und Studierende sukzessive eine umfangreiche Wissensdatenbank aufgebaut, deren Content für neue Jahrgänge wiederverwendet und aktualisiert werden kann. "Vor dem Einsatz der Plattform mussten die Dozenten jeden Content selbst erstellen und damit das Rad immer wieder neu erfinden", erinnert sich Al Yousuf. Heute können sie auch die Arbeit ihrer Kollegen nutzen und in ihre Vorlesungen einbauen. Und die Studierenden können auf einen stetig wachsenden Recherchepool zugreifen und ihre Erfahrungen mit anderen Kommilitonen teilen.
Blackboard an deutschen Hochschulen
Kommerziell oder Open Source - diese Frage wird an Hochschulen immer wieder diskutiert und unterschiedlich entschieden. Open Source ist zwar kostenlos und flexibel in der Anpassung, aber kommerzielle Angebote kommen meist mit einem umfassenden Service und Support sowie einer Hochverfügbarkeitsgarantie. So bleibt beispielsweise die Freie Uni Berlin Blackboard treu und hat im Sommersemester die Version 9 aufgespielt. Auch die TLA TeleLearn-Akademie führte im März ein Update durch.
Es gibt aber auch zahlreiche Aussteiger: Die Uni Potsdam hat Blackboard bereits im Oktober 2008 durch Moodle ersetzt, das Bildungsportal Sachsen hat sich mittlerweile für Open-Source-Plattform OLAT (Online Learning und Training) entschieden, und in wenigen Wochen, Ende September 2010, startet die Uni Bonn den Testlauf für Ilias. Ab 2012 will Bonn keine Blackboard-Lizenzen mehr erwerben.
Auch die Uni Hamburg stieg aus finanziellen Gründen im April 2010 von Blackboard auf OLAT um. "OLAT hält mit den kommerziellen Lösungen absolut mit", betont Dr. Angela Peetz, eLearning-Beauftragte der Universität Hamburg und Leiterin des Zentralen eLearning-Büros. Um den Support - das Kernproblem bei Open-Source-Software - muss sie sich keine Sorgen machen, den übernimmt die Bildungsportal Sachsen GmbH, ebenso wie die Anpassungen speziell für die Uni Hamburg. Die Auftragsentwicklungen liefert die Firma Frentix, deren Geschäftsführer Florian Gnägi einer der OLAT-Erfinder ist. Damit sitzt Peetz quasi an der Quelle: "Niemand kennt die Software besser als er."
Mehrarbeit entstand lediglich in der Phase der Umstellung, aber es gab deutlich weniger technische Probleme bei den Usern, da OLAT auf Java-Applets verzichtet, sie aber als Content unterstützt. "Inzwischen haben sich auch Dozenten, die am Anfang nicht ganz so glücklich über den Umstieg waren, positiv geäußert", freut sich Peetz.
An der Uni Koblenz fährt man zweigleisig: OLAT wird als Zweitsystem Blackboard zur Seite gestellt. "Aufgrund der guten Erfahrungen stand die Nutzung von Blackboard als Standard-Lernplattform für den Virtuellen Campus Rheinland-Pfalz nie zur Disposition", begründet das Supportteam des Instituts für Wissensmedien (IWM) unter Leitung von Dr. Peter Ferdinand die Doppelstrategie. Allerdings solle die nachhaltige Nutzbarkeit erstellter Online-Kurse und geeigneter eLearning-Werkzeuge gesichert werden. Zum Virtuellen Campus gehören beispielsweise die Unis Koblenz-Landau, Mainz, Trier und Speyer, die FHs Bingen, Kaiserslautern, Ludwigshafen, Mainz, und Trier sowie die TU Kaiserslautern.
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