CeLTech arbeitet am "Fliegenden Klassenzimmer"
Hamburg/Saarbrücken, November 2010 - Privatdozent Dr. Christoph Igel, Gründungsdirektor des Centre for eLearning Technology (CeLTech) der Universität des Saarlandes und des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz GmbH (DFKI) beschäftigt sich mit der Frage: Wie kann das Lehren, Lernen und Prüfen durch entsprechende Innovations- und Zukunftstechnologien anders, besser, lerneffektiver gestaltet werden. Auf der Campus Innovation in Hamburg wird er über seine Suche nach dem "Fliegenden Klassenzimmer" sprechen.
Die Campus Innovation fokussiert die Chancen und Grenzen von Kooperation und Wettbewerb in Studium und Lehre. Wie sehen Sie dieses Thema für CeLTech?
Dr. Christoph Igel: Das Centre for eLearning Technology ist das gelebte, faktische Beispiel für Kooperation und Wettbewerb. Als mein Kollege Prof. Jörg Siekmann und ich mit den Planungen für das neue Institut begannen, waren wir geleitet von der Grundidee der thematischen Kooperation und des Wettbewerbs verschiedener Standorte - und dies sowohl im nationalen wie auch internationalen Kontext. CeLTech ist ja ein Joint Venture der Universität des Saarlandes und des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz und vernetzt sich seit Anfang 2010 mit weiteren Hochschulen und Unternehmen zum Thema Education Technologies.
Derzeit existieren 17 Laboratories an sieben Standorten - in Deutschland, den USA und in China. Gemeinsame Ideen, gemeinsame Projekte in Forschung und Entwicklung, in angewandter Grundlagenforschung, in Aus- und Weiterbildung oder in Beratung und Services sind die Basis der Entwicklungen des neuen Instituts. Fast immer arbeiten Wissenschaft und Wirtschaft in den Projekten zusammen. Und da wir nahezu ausschließlich von Antrags- und Auftragsforschung leben, ist Wettbewerb ohnehin selbstverständlich. Selbst zwischen den verschiedenen CeLTech-Labs ist dies bei Förderprogrammen etwa der EU oder des Bundes nicht auszuschließen.
Ihr Vortrag konzentriert sich in diesem Jahr auf Innovationstechnologien in Lehre und Studium, insbesondere Mobile Devices und 3D Lernumgebungen. Welche Potenziale bringen diese neuen Technologien mit sich?
Dr. Christoph Igel: Die Potenziale von Zukunfts- und Innovationstechnologien sind immer nur so gut, wie wir diese verständlich machen können - und wie gut es uns gelingt, die Nutz- und Mehrwerte für den Dozierenden oder Studierenden zu verdeutlichen und in Alltagsprozesse des Lehrens, Lernens und Prüfens ohne Brüche - technologisch, personal, institutionell - zu integrieren.
Mobile Devices sind in der Generation der Digital Natives sehr weit verbreitet, Nutzungsverhalten von Technologien, bei der Suche von Informationen, beim Lehren und Lernen wie auch bei Kommunikation und Kollaboration gestalten sich für diese Generation grundlegend anders. Das oft proklamierte "anytime - anywhere" erhält hier meines Erachtens nochmals eine andere Dimension und Bedeutung für Generationen junger Menschen.
Offen gestanden bin ich als Digital Immigrant aber nicht sicher, ob ich das, was da so alles geschieht, noch wirklich verstehe. Wie auch immer - Bildungsprozesse und Bildungsinstitutionen müssen diese geänderte und sich permanent auch weiterhin verändernde Realität anerkennen und sich darauf einstellen. Hier ist Forschung und Entwicklung, hier sind Modellprojekt und Wirkungsanalysen erforderlich. In meinem Verständnis ist dies eine der hoheitlichen Aufgaben von Wissenschaft. Aber auch eine Verantwortung und Verpflichtung der Unternehmen, die zu dieser Entwicklung beitragen.
"Eher mobil oder doch lieber in 3D" heißt es in Ihrem Vortragstitel - das hört sich nach einem 'Entweder-Oder' an. Wie ist das zu verstehen?
Dr. Christoph Igel: Kein Entweder-Oder - eher die Frage: Wie kann das Lehren, Lernen und Prüfen durch entsprechende Innovations- und Zukunftstechnologien anders gestaltet werden, optimalerweise besser, schlussendlich lerneffektiver. Bei aller Neigung zur Technologie wird gerade dieser Aspekt manchmal vergessen. Wie auch immer: In Saarbrücken verfügen wir am CeLTech über ein 3D-Cave, in dem dreidimensionale Lernobjekte erlebt werden können.
Und wenn man erstmals durch eine Wirbelsäule hindurchgegangen ist, wenn man erstmals durch die Schädeldecke in die Nervenkanäle geschaut hat und zukünftig dies auch anfassen, verändern und gemeinsam mit Dritten in Konsultationssituationen erleben kann, versteht man sehr schnell das Potenzial dieser Innovationstechnologien für das Lehren und Lernen. Wir arbeiten hier derzeit mit dem Stuttgarter Fraunhofer Institut an entsprechenden Entwicklungen im Bereich der Medizin.
Es wird spannend und die Ergebnisse werden das Lernen und Lehren nachhaltig verändern - davon bin ich überzeugt. Lassen Sie es mich so formulieren: Das "Fliegende Klassenzimmer" von Erich Kästner wird durch diese Technologien in einigen Jahren Realität sein - aber wohl ganz anders, als dies sich der Autor im Jahr 1933 vorgestellt hatte.
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