iOCTA-Bericht

Thema des Jahres: Daten-Kriminalität allerorten

The Hague (NL), Januar 2010 - Terroristen, Mafiosi und Betrüger aller Art: Der moderne Kriminelle ist ebenso "cyber" wie der moderne Durchschnittsbürger. Doch Europol zufolge wird der weltweite Jahresverlust durch die Tätigkeit Online-Krimineller auf eine Billion Dollar (764 Mrd. Euro) geschätzt. Das WWW und insbesondere das Web 2.0 haben Tätern aller Art ungeahnte Möglichkeiten eröffnet, dubiosen Geschäften nachzugehen. Sicherheit wird dadurch zunehmend eine Frage von Datensicherheit.




Die zwei Hauptargumente, die aus Sicht von Kriminellen für das Internet als Tatort sprechen sind schnell erkannt: Die Zahl potenzieller Opfer ist praktisch unbegrenzt und das Risiko, in der Datenflut erwischt zu werden, ist derzeit noch ungleich geringer als im realen Leben.


Aus denselben Gründen ist das Internet für die Strafverfolgungsbehörden zur Herausforderung geworden. Im erstmals veröffentlichten iOCTA-Bericht wies die europäische Polizeibehörde Europol auf neueste Trends im Cybercrime hin.
So sei ein ganz eigener Kriminalitätszweig entstanden: Europol spricht von einer "digitalen Untergrund-Gemeinschaft", in der Daten die Handelsware sind.


Gestohlene persönliche oder Finanzinformationen, etwa für den Zugang zu existierenden Bankkonten und Kreditkarten, haben einen Geldwert, so die Experten. Die gehandelten Daten umfassen nicht nur Details zur Kreditkarte, sondern auch Adressen, Telefonnummern, Namen, Geburtsdaten und Sozialversicherungsnummern.


Dies treibe eine komplette Untergrund-Infrastruktur an, bestehend aus Autoren böser Codes, spezialisierten Web Hosts und Personen, die in der Lage sind, Netzwerke vieler tausend infizierter Computer für automatische Attacken zu gründen.


Apps, Facebook, Wikis und Echtzeit-Kommunikationsmittel haben der Cyberkriminalität ein weiteres Hoch beschert. Web 2.0 brachte neue Möglichkeiten. Es sei einer der Schlüsseltrends in den vergangenen Jahren, dass immer mehr Crimeware über die sozialen Netzwerke verbreitet wurde, so Europol. Hilfreich für die Täter sei dabei, dass sich User auf Facebook und in anderen sozialen Netzwerken oft in einen geschlossenen Bereich mit Freunden wähnen. Google Earth, Buzz und andere Dienste, die lokalisierte Informationen dienen wiederum den Offline-Kriminellen als Recherchemittel.