10 Jahre SwissVBS: Die etwas andere Wachstumsstrategie
St. Gallen, Oktober 2011 - Die Swiss Virtual Business School (SwissVBS) ist mit ihren unternehmensweiten Aus- und Weiterbildungslösungen an den Standorten St.Gallen und Toronto nunmehr zehn Jahre am Markt. Neben der Entwicklung von kundenspezifischen Lösungen bietet das Unternehmen eine Bibliothek an Management-Kursen zur individuellen Weiterbildung an. Die Kursinhalte entstanden in Zusammenarbeit mit Professoren renommierter Universitäten.
Dr. Sebastian Frankenberger führt als Executive Director EMEA das Europa-Geschäft und reflektierte mit CHECK.point eLearning die Markt- und Unternehmensentwicklung.
Die SwissVBS ist nun seit zehn Jahren als Anbieter von Aus- und Weiterbildungslösungen mit Standorten in der Schweiz und Kanada erfolgreich aktiv. Welche Überlegungen führten zur Expansion in die - allgemein als schwierig geltenden - nordamerikanischen Märkte, an Stelle einer europäischen Wachstumsstrategie?
Dr. Sebastian Frankenberger: Die nordamerikanischen Märkte sind tatsächlich anspruchsvoll. Doch hilft uns gerade dieses Umfeld, unser Angebot zu verbessern und innovativ zu bleiben. Zudem können wir Trends auf beiden Seiten des Atlantiks aufgreifen, so dass wir uns in punkto Medien und Didaktik schneller weiterentwickeln.
Wir haben uns vor sieben Jahren für Toronto entschieden, weil in dieser Medienstadt sehr kreative Köpfe, führende Instructional Designer und Medienentwickler zu Hause sind. In Kombination mit Schweizer Professionalität und Zuverlässigkeit ergibt sich daraus eine einzigartige Mischung, die sich spürbar vom Mitbewerb abhebt - sowohl in Europa als auch in Nordamerika.
Und was bedeutet dies nun für die weitere regionale Wachstumsstrategie?
Dr. Sebastian Frankenberger: Wir sehen nicht nur in den nordamerikanischen Märkten Kanada und USA sehr viel Potenzial, sondern insbesondere im deutschsprachigen Raum. Obwohl wir erst vor zwei Jahren mit einer systematischen Marktbearbeitung begonnen haben, können wir bereits jetzt beachtliche Erfolge vorweisen. Dazu haben auch die Messeauftritte auf der Swiss Professional Learning im April 2010 sowie der LEARNTEC in diesem Jahr nachhaltig beigetragen. Mit Hilfe zusätzlicher Fachkräfte wollen wir unsere Position kontinuierlich ausbauen und uns als qualitativ hochwertiger, innovativer Partner etablieren. In einem Markt mit überwiegend regional tätigen Anbietern können wir als "global player" zudem den Vorteil der gelebten Sprachvielfalt einbringen und nutzen.
Management-Weiterbildungen und Lernlösungen für das Gesundheitssystem haben im Content-Produktportfolio der SwissVBS einen hohen Stellenwert. Haben sich diese Fokussierungen aus der Kundennachfrage abgeleitet?
Dr. Sebastian Frankenberger: Ja, das ist richtig. Wir haben bereits vor zehn Jahren begonnen, mit der Universität St. Gallen anspruchsvolle Online-Kurse zur betriebswirtschaftlichen Aus- und Weiterbildung von Führungskräften zu entwickeln. Schon damals konnten wir damit einen deutlichen Vorsprung vor anderen Business Schools wie Harvard oder Insead sicherstellen. Im Gesundheitssektor haben wir vor allem in Nordamerika viele interessante Projekte gewonnen, da diese Branche sehr früh auf innovative eLearning-Lösungen setzte. Neben Produkt- und Prozessschulungen gehörten auch gesundheitliche Weiterbildung oder Customer Care zu unserem Themenportfolio. Es gab sogar Zeiten, in denen einige unserer Instructional Designer fest davon überzeugt waren, selbst eine Wirbelsäulenoperation durchführen zu können ...
Gelten diese Schwerpunkte auch heute noch?
Dr. Sebastian Frankenberger: Unser Fokus hat sich im Laufe der letzten Jahre verschoben. Heute arbeiten wir überwiegend mit Unternehmen aus dem Bereich der Finanzdienstleistung und Informationstechnologie sowie Automobilherstellern und Energielieferanten zusammen. Im vergangenen Jahr konnten wir beispielsweise in Deutschland fünf DAX Konzerne als Neukunden begrüßen, die alle in den vorgenannten Branchen tätig sind. Dennoch machen wir täglich die Erfahrung, dass nicht der Industriesektor von Bedeutung ist, sondern die konkrete Kundensituation. Aktuell sehen wir sehr großen Bedarf für "Sales Force Enablement", ganzheitliche Führungskräfteschulungen und unternehmerische Nachhaltigkeit. Global tätige Organisationen beauftragen außerdem die Begleitung organisatorischer und strategischer Wandelprozesse sowie Produkt- und Technikerschulungen.
Geben Sie uns bitte ein Beispiel für die "ganzheitliche Führungskräfteschulung" nach neuem Format.
Dr. Sebastian Frankenberger: Gerne. Ein gutes Beispiel ist die "Business Academy 2.0". Dieses modulare, ausbaufähige Konzept eignet sich vor allem für mittelgroße und große Unternehmen, die die unternehmerischen Fähigkeiten ihrer Führungskräfte entwickeln, verbessern oder auch auffrischen möchten. Unsere Kunden können sich dabei ihre individuelle Lösung bedarfsgerecht konfigurieren: freie Auswahl an Kursen, Support durch eMentoren, Präsenzveranstaltungen im "Performers' Track", kundenspezifischen Lernsequenzen, Qualifizierungscontrolling sowie eine integrierte LMS Plattform sind nur einige der Vorteile.
Daneben bietet die SwissVBS auch Technologiemanagement an. Bezieht sich dieser Service in erster Linie auf das Open Source LMS ILIAS oder beraten Sie auch zu anderen Systemen?
Dr. Sebastian Frankenberger: Wir sind in erster Linie ein Anbieter von Inhalten, der seinen Kunden auch die notwendige technische Infrastruktur bereitstellen kann. Zu viele Unternehmen haben schlechte Erfahrungen damit gemacht, sich eine kostspielige LMS Infrastruktur aufzubauen und dann verzweifelt nach Inhalten zu suchen. Deshalb sollte in unseren Augen ein eLearning-Projekt mit der Qualifizierung des konkreten Bedarfs, der Schulungsziele und -inhalte beginnen, die anschließend für eine zuvor definierte Zielgruppe optimal aufbereitet werden.
Wir bieten daher immer häufiger "hosted solutions" an. Auf diese Weise können unsere Kunden ihr Augenmerk auf Inhalte lenken, weil hohe Anlaufinvestitionen für eine leistungsfähige Lernplattform entfallen. Wir nutzen die ILIAS Basis, eine Open Source Software, die wir in den vergangenen sieben Jahren maßgeblich weiterentwickelt haben. Kurz: mit SwissVBS erhält der Kunde die Vorteile einer Open Source Lösung in Verbindung mit professionellem Support. Selbstverständlich haben wir zu den anderen gängigen Systemen eine Meinung, bieten jedoch in der Regel keine Systemberatung an.
Das Mentoring-Programm der SwissVBS soll effektives Lernen garantieren. In wieweit unterscheidet sich die Tätigkeit der eMentoren von bekannter, herkömmlicher tutorieller Betreuung?
Dr. Sebastian Frankenberger: Nachdem wir anfangs auf freiberufliche Tutoren und Mentoren gebaut haben, konnten wir in den letzten drei Jahren ein exzellentes Team mit fest angestellten Mitarbeitern aufbauen. Die Resonanz der Kunden hat uns geholfen, unsere Services weiter zu entwickeln, so dass wir heute eine breite Unterstützung anbieten können, die von der kompetenten Beantwortung der Teilnehmerfragen zur proaktiven Lernbegleitung und Organisation von Diskussionsforen reicht. Ebenso wichtig erscheint mir die Tatsache, dass unsere Mentoren immer häufiger fest in ein ganzheitliches Blended Learning-Konzept eingebettet sind. Damit stehen sie beispielsweise mit den verantwortlichen Trainern in engem Kontakt und können diese bei der Vorbereitung von Präsenzveranstaltungen unterstützen.
Welche unternehmerischen Ziele verfolgt die SwissVBS für die kommenden Jahre?
Dr. Sebastian Frankenberger: Als Unternehmen wollen wir der führende Anbieter von qualitativ hochwertigen Kommunikations- und Bildungslösungen sein. Wir sind überzeugt, dass wir diese Zielsetzung durch die Verbindung fundierter pädagogischer Ansätze mit kreativen, innovativen, in der Regel medien- und technologiegestützten Lösungen erreichen können. Darüber hinaus möchten wir der bevorzugte Arbeitgeber in der Branche werden, der individuelle Entwicklungsmöglichkeiten in einem offenen, unternehmerischen und internationalen Kontext ermöglicht. Da wir täglich sehen, wie Menschen ihr Leistungspotenzial durch Bildung entfalten, möchten wir auch dazu beitragen, Wissen vielen zugänglich zu machen. Mir persönlich liegt ein nachhaltiges Engagement in Afrika am Herzen, das wir hoffentlich in nicht allzu ferner Zukunft in Angriff nehmen können.
Welche technischen Mittel und pädagogischen Strategien werden dabei eine tragende Rolle spielen?
Dr. Sebastian Frankenberger: "One size does not fit all" - das gilt auch für Pädagogik und Technik. Deshalb passen wir unsere Lösungen immer der Zielgruppe, den Lernzielen und -inhalten sowie dem Lernkontext an. Trotzdem verfolgen wir pädagogische Grundprinzipien, die wir soweit wie möglich mit innovativer Mediengestaltung verknüpfen. Sicher, in der Grundausbildung werden formelle und gut strukturierte Web-based Trainings auch zukünftig von Bedeutung sein.
Allerdings denken wir, dass sich flexible, kürzere Lernsequenzen, Simulationen oder "Web 2.0" Elemente, die bedarfsgerecht genutzt werden, durchsetzen. Eine der wichtigsten Entwicklungen ist aus unserer Sicht das "Mobile Learning", wobei wir die technische Komponente als den einfacheren Baustein betrachten. Schon heute sind wir in der Lage, hochwertige, flash-basierte Kurse als Multi-Plattform Lösung zu erstellen - egal, ob nur für Android oder iOS. Interessanter ist die Frage nach der pädagogisch-didaktischen Gestaltung entsprechender Kurse.
Es kann nicht das vorrangige Ziel sein, denselben Kurs auf PC, Tablet und Smartphone abspielen zu können. Vielmehr müssen die Möglichkeiten der einzelnen Endgeräte ideal genutzt und kombiniert werden. Das interaktive Lernerlebnis ist das Ziel!
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