Game Changer im EdTech Bereich
Saarbrücken, März 2020 - (von Dr. Volker Zimmermann, NEOCOSMO GmbH) Die EdTech Industrie macht derzeit riesige Innovations- und Professionalisierungs-Schritte. Man hat das Gefühl, sie ist neu erwacht. Aus Technologiesicht gibt es drei Treiber: Erstens: Bildungsplattformen mit filmreif produzierten Videokursen; zweitens: Micro Learning-Portale und drittens: intelligente Chat-Bots.
Erstens: Bildungsplattformen mit filmreif produzierten Videokursen. Sie zielen auf ein emotionales Lernerlebnis bei den besten Dozenten eines Themas. Sie sind bequem mobil zugänglich und nutzbar: einmal Mitglied oder registriert, lassen sich Kurse kostenlos oder in einem Pauschalabo belegen. Beispielhaft seien genannt Masterclass, Meet your Master (ein Copycat von Masterclass), Pluralsights oder Masterplan. Eine der Bekanntesten ist vielleicht LinkedIn Learning.
Diese Plattformen sind inspiriert von den MOOC-Plattformen wie Coursera oder edX – und stehen teilweise zu diesen im Wettbewerb. Klassische katalogbasierte Kursplattformen mit komplizierten Registrierungs- und Bezahlprozessen für Blended Learning Seminare mit Terminauswahl muten im Vergleich dazu veraltet an.
Zweitens: Micro-Learning-Portale, in denen die Nutzer Wissen bedarfsorientiert – also "On Demand" - nachschlagen können. Passend zu ihrem Wissensbedarf finden sie relevante Fachartikel, Lernvideos oder "Micro-Kurse", über die sie selbstgesteuert einen Kompetenznachweis erwerben können. Videos und Kurse sind in den Plattformen thematisch sortiert. Lernvideos aus Youtube oder TEDx sind eingebunden.
Den Nutzern werden Empfehlungen gegeben, welche Inhalte zu ihrem individuellen Wissensbedarf oder ihrer Aufgabe im Unternehmen passen könnten. Inhalte sind zu Lernpfaden gebündelt. Diese Bündelung erfolgt entweder mit der Intelligenz von Fachexperten oder auf Basis von Empfehlungsalgorithmen mit Methoden der künstlichen Intelligenz. Micro-Learning-Portale sind vor allem im Unternehmensumfeld zu finden. Sie sind mit der Suche im Unternehmens-Intranet verknüpft oder sogar integrierter Teil des Intranets.
Drittens: intelligente Chat-Bots. Im Dialog erhalten Nutzer Antworten auf ihre Fragen oder werden zu Antworten und passenden Lerneinheiten geführt. Dann sprechen wir von "FAQ-Bots". Hinterlegt sind in diesen Bots hunderte immer wieder kehrender Nutzer-Fragen mit passenden Antworten. Ein gutes Dialogmanagement zeichnet diese Bots aus.
Ist der Bot sogar so intelligent, dass er auch das aktuelle Wissen eines Nutzers analysieren kann, und ihn oder sie im Dialog zu neuem Verhalten führt, dann sprechen wir von "Intelligent Tutoring" in Form eines Bots. Von letzterem sind wir sicherlich noch entfernt, aber geforscht wird bereits daran. In bestimmten Domänen sind intelligente Tutorentechnologien auch schon da, z.B. beim Mathe-Lernen.
Diese drei Innovationstreiber bringen die Akademien und Personalentwicklungen in Unternehmen nun vor die Herausforderung, ihre künftige Lernstrategie komplett zu überdenken:
- Wie sollen sie all die externen und internen Angebote auf unterschiedlichen Plattformen für ihre Mitarbeiter sortiert bekommen.
- Wie können sie die Angebote technologisch zusammenführen, insbesondere wie binden Sie Kurse auf den diversen Plattformen so ein, dass die Mitarbeiter diese gut finden?
- Wie bekommen sie aus den verschiedenen Systemen die Ergebnisse in ihre Verwaltungssysteme integriert?
- Wie gestalten Sie ihr eigenes Micro Learning-Portal, denn ein Großteil des Lernens findet inzwischen außerhalb von formellen Kursen statt?
- Wie binden sie all das dann in Ihr modernes Intranet ein, um letztlich einen Digital Workplace für Kommunikation, Wissen und Zusammenarbeit zu haben?
Hier kommen Learning Experience Plattformen ("LXP") ins Spiel. Sie führen unterschiedliche Inhalte aus internen LMS Systemen und externen Plattformen unter einem gemeinsamen Zugangs-Portal mit modernster User Experience zusammen – am besten gleich integriert in das eigene Intranet. LXP übernehmen also die Rolle der "Front-Door" zu Wissen. Sie bieten Mitarbeitern einen personalisierten Überblick über relevante Inhalte in Form von Videos, Kursen und lösen "Wissens-Silos" auf, ohne sie technologisch notwendigerweise abzulösen.
Gleichzeitig werden diese Angebote mit Micro-Inhalten in Form von Videos zu kompetenzorientierten Lernpfaden verknüpft. Empfehlungen helfen den Mitarbeitern sich zu orientieren und persönlich relevantes Wissen sowie passende Kurse zu finden. Auch intelligente Chat-Bots werden Teil dieser LXP-Plattformen, so dass die Nutzer zu ihren Fragen Antworten finden, zu Kursen geführt und in einem Kurs von einem "intelligenten Tutor" unterstützt werden – was den Betreuungsaufwand im Unternehmen reduzieren kann.
Learning Experience Plattformen stehen gerade am Anfang der Entwicklung. Aber das große Angebot an externen Bildungsplattformen, die alle für sich in Anspruch nehmen, die einzige passende Lösung zu sein, plus die Vielzahl an internen Technologien machen es nötig, eine Klammer über diese Lösungen zu bilden. Insofern werden LXP in den nächsten Jahren eine hohe Relevanz erlangen.
Der Markt für diese Technologien wird 2020 auf 350 Mio. US-Dollar geschätzt (Josh Bersin, Deloitte) und soll sich jedes Jahr verdoppeln. Zudem verändert er sich schnell. Das bietet Unternehmen jetzt aber die Chance, Einfluss auf die Entwicklung zu nehmen und sie so zu gestalten, dass die eigenen Ziele bestmöglich integriert werden. Mit der Plattform PIIPE Learning bietet NEOCOSMO eine entsprechende Lösung an, deren Kern ein Micro Learning-Portal darstellt und bei der die Inhalte in dem Portal mit Kursen aus internen und externen Bildungsplattformen verknüpft werden kann. Die Lösung kann zudem optimal in ein Social Intranet oder eine Digital Workplace Plattform integriert werden.
Auf den ersten Blick könnte man Learning Experience-Plattformen als Weiterentwicklung von LMS-Systemen ansehen, schließlich bieten beide Technologien digitale Lernerlebnisse an. Viele denken deshalb auch, dass sie perspektivisch zusammengeführt werden. Aber es gibt doch fundamentale Unterschiede: Learning Experience-Plattformen setzen das Suchen und Finden von allen Arten von Inhalten in den Vordergrund. Sie sind eher Teil von Digital Workplace Lösungen. LMS Systeme fokussieren auf die Administration und sind eher Teil von HCM Lösungen.
In der LXP entscheiden Nutzer selbstbestimmt und selbstorganisiert, was sie interessiert und mit welchen Themen sie sich beschäftigten. Inhalte können ggf. sogar vom Mitarbeiter selbst bereitgestellt oder empfohlen werden. Das Teilen, Weiterempfehlen, Bewerten und Kommentieren von Inhalten und Lernressourcen wird von der Plattform motiviert, nicht kontrolliert. Die Plattform wird mit möglichst wenig personellem Administrationsaufwand betrieben.
Und: das System ist offen für Inhalte außerhalb der Organisation. Gerade hier liegt das Potenzial. Online-Kurse, Lernmodule aus Webbibliotheken, Lernvideos aus Youtube oder auch formelle digitale Kurse von MOOC-Plattformen können den Mitarbeitern direkt angeboten gemacht werden. Experten im Unternehmen übernehmen die Aufgabe, die Inhalte zu kuratieren, so dass die Mitarbeiter sich die Zeit sparen, die Inhalte selbst zusammenzusuchen.
Der Fokus von LXP-Systemen liegt auf schnellem Wissenstransfer im Unternehmen. Integrierte Tests und Quiz dienen der kritischen Reflektion und nicht primär dem Abprüfen einer Lernleistung oder eines Kompetenzlevels, wobei auch das möglich ist. Die Inhalte sollen bei Bedarf genutzt werden und nicht aus Gründen der Verpflichtung – um für eine hohe Akzeptanz zu sorgen.
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