Neue Lobbyarbeitsstrukturen für die eLearning-Branche
Essen, Juni 2012 - Einstimmig hat der D-ELAN auf seiner jüngsten Mitgliederversammlung beschlossen, einer Kooperationsanfrage des BITKOM zu entsprechen und seine Fachkompetenz künftig in den ITK- und Medienverband einzubringen. Um die Kräfte im Zukunftsfeld des Digitalen Lernens zu bündeln, scheint die Zusammenführung des 2004 gegründeten eLearning-Verbandes mit dem schlagkräftigen Dachverband BITKOM eine optimale Lösung für beide Seiten. Dr. Lutz Michel, bisher Vorsitzender des D-ELAN, stand CHECK.point eLearning hierzu Rede und Antwort.
Welche Argumente haben die D-ELAN-Mitglieder bewogen für eine Fusion mit dem BITKOM zu stimmen?
Dr. Lutz Michel: Die beiden wichtigsten Argumente für das Zusammengehen mit dem BITKOM sind seine gute Vernetzung in Wirtschaft und Politik und die organisatorische Kraft dieses Hightech-Bundesverbandes. Davon können alle unsere Mitglieder profitieren, die kleinen und hochspezialisierten ebenso wie die größeren, breit aufgestellten eLearning-Produzenten.
Darüber hinaus spielt es sicher auch eine Rolle, dass unser Thema, das Lernen mit elektronischen Medien, sich inzwischen aus der Nische heraus entwickelt hat und zu einem Querschnittsthema in vielen Unternehmen und Organisationen geworden ist. Hier bietet die Nähe zu vielen interessanten Arbeitskreisen des BITKOM - etwa Social Media oder Games oder Personalentwicklung - für unsere Mitglieder einen zusätzlichen Reiz.
Was wird sich in der künftigen Verbandsarbeit für die Vertreter der kleinen deutschen eLearning-Branche verändern?
Dr. Lutz Michel: Nach unseren intensiven Gesprächen mit dem BITKOM und unseren ersten Erfahrungen mit der Gremienarbeit in diesem Verband gehe ich davon aus, dass in rein organisatorischer Hinsicht sich keine fundamentalen Veränderungen in der Verbandsarbeit ergeben werden. Wie bisher wird es auch in Zukunft eine entscheidende Rolle spielen, ob sich ein Mitglied aktiv engagiert oder ob es die Vorteile der Mitgliedschaft eher passiv genießen möchte.
Für die weniger Aktiven gibt es allerdings eine Reihe von Benefits, die sich ein kleiner Verband wie der D-ELAN nicht leisten kann. Außerdem - und das ist natürlich auch der entscheidende Punkt - kommen hier Akteure von großen und kleinen Playern zusammen, um gemeinsam Themen voranzubringen. Und jedes Mitglied kann in verschiedenen Arbeitskreisen des BITKOM seine Kompetenzen einbringen - also auch über eLearning hinaus.
Erwarten Sie ein stärkeres Gewicht des Themas in der Öffentlichkeit oder läuft die eLearning-Branche jetzt Gefahr zu einer "Randnotiz" im großen IT-Umfeld zu werden?
Dr. Lutz Michel: Ganz im Gegenteil! Der BITKOM hat die Themen Bildung und eLearning ganz oben auf der Agenda. Deshalb ist der BITKOM ja auch an den D-ELAN mit der Anfrage nach einem Zusammenschluss herangetreten. Dennoch haben wir diese Frage natürlich ausführliche diskutiert. Die ersten Erfahrungen mit dem neuen BITKOM-Arbeitskreis "Learning Technologies" (das ist der Arbeitstitel für diesen AK, der noch in der Diskussion steht) haben uns gezeigt, dass es dem BITKOM sehr ernst ist mit seinem Engagement in diesem Themenfeld.
Das wird auch aus dem Statement des Hauptgeschäftsführers Bernhard Rohleder deutlich, der das Thema eLearning in den großen Zusammenhang von Bildungspolitik und Bildungspraxis stellt - Themen, die angesichts der demografischen Entwicklung und des Fachkräftemangels nicht nur für die ITK-Branche von großem Interesse sind. Hier setzt der BITKOM auf die große Fachkompetenz, die der D-ELAN einbringen kann.
Welchen Nutzen erhoffen sich die frisch gebackenen eLearning-BITKOM-Mitglieder in Bezug auf konkrete politische Interessensvertretung und Lobby-Arbeit?
Dr. Lutz Michel: Wie Sie wissen, hat der D-ELAN in den mehr als acht Jahren seit seiner Gründung eine Vielzahl von Aktivitäten entwickelt, um das Thema eLearning in Politik, Wirtschaft und Öffentlichkeit bekannt zu machen und hier die Werbetrommel zu rühren. Ich glaube, dass wir damit auch durchaus erfolgreich waren. Wir mussten aber auch feststellen, dass wir sehr viel Aufwand betreiben mussten, um zum Beispiel einen Termin in einem Bundesministerium zu bekommen. Hier setzen wir auf die große Bekanntheit und die sehr gute Vernetzung des BITKOM, etwa wenn es um den IT-Gipfel der Bundesregierung oder den nächsten Bildungsgipfel geht.
Der D-ELAN weist auf seiner Website 45 Mitglieder aus. Der BITKOM erwartet
30 Neumitglieder durch die Fusion. Gab es eLearning-Anbieter, die den Weg in
den Hightech-Verband nicht mitgehen wollen oder unterhielten diese Unternehmen
bereits eine Mitgliedschaft in beiden Organisationen?
Dr. Lutz Michel: Mir ist kein einziges ordentliches Mitglied des D-ELAN bekannt, das sich gegen die Mitgliedschaft im BITKOM entschieden hat. Wir dürfen also mit mehr als 30 Neumitgliedern im BITKOM rechnen. Und ich kann mir vorstellen, dass bald auch weitere Unternehmen, die bisher mit dem D-ELAN geliebäugelt haben, unserem Schritt folgen werden. Aber zunächst einmal freuen wir uns jetzt auf den Start in unserem neuen Umfeld, auf das Kennenlernen und den Austausch mit vielen neuen Kolleginnen und Kollegen im BITKOM.
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