Qualitätsstandards für Online-TrainerInnen wichtiger denn je
Rostock, Oktober 2020 - Susanne Schestak ist Diplom Pädagogin und seit 17 Jahren beruflich im digitalen Lernen und eLearning unterwegs. Die geprüfte Fachtrainerin im Berufsverband für Trainer, Berater und Coaches (BDVT) bietet in Kooperation mit dem Institut für neue Lehr- und Lernmethoden VIRTUS aus Rostock einen neuen Kompaktkurs für Online-TrainerInnen an. Er richtet sich an TrainerInnen, FreiberuflicherInnen, Consultants und Bildungsverantwortliche, die in einem Intensiv-Training die wichtigsten Online-Kompetenzen erwerben und optimieren wollen, um im Anschluss selbständig Live-Online-Trainings oder Online-Seminare durchzuführen. Hauptaugenmerk im Kompaktkurs liegt auf der besonderen Methodik und Didaktik sowie dem persönlichen Auftritt als Online-TrainerIn.
Frau Schestak, wie ist die aktuelle Situation für Online-TrainerInnen? Boomt die Branche, weil Präsenzlernen der Pandemie zum Opfer fällt oder tummeln sich schon zu viele Fische im Online-Becken?
Susanne Schestak: Die Nachfrage nach Online TrainernInnen hat seit April/Mai mit der Pandemie deutlich zugenommen, keine Frage. Inzwischen ist man darüber hinaus zu der Erkenntnis gelangt, dass es auch in diesem Bereich gewisser Qualitätsstandards bedarf und diese gehalten werden müssen. Denn nicht jedeR Online-TrainerIn oder ModeratorIn hat eine Ausbildung, viele sind Autodidakten und unterrichten ohne fachlichen Hintergrund. Dabei gibt es die Online-TrainerInnen - Ausbildung in Deutschland bereits seit 2012. Ja, es werden Dozenten gesucht, aber nur welche mit Knowhow. Diese weiterzubilden ist das Ziel unseres Kompaktkurses.
Welche Fähigkeiten muss einE Online-TrainerIn mitbringen?
Susanne Schestak: Dadurch, dass Mimik und Gestik im virtuellen Klassenraum wegfallen, ist es besonders wichtig, relevante Lerninhalte auf den Punkt zu bringen und Inhalte interessant zu machen. Außerdem hat die Sprache eine extreme Bedeutung, denn sie transportiert im Grunde alles. Online-TrainerInnen sind zugleich Motivatoren und Moderatoren, aber auch Wissensvermittler und Dramaturgen – sie schreiben das Drehbuch, um den Spannungsbogen zu erzeugen.
Kann jede Person Online-TrainerIn werden?
Susanne Schestak: Es kann sich jede und jeder Mensch zum Online-Trainer oder zu Online-Trainerin weiterentwickeln. Vorteilhaft ist, wenn man bereits in der Erwachsenenbildung tätig war oder Workshops geleitet oder vor Menschen etwas präsentiert hat. Aber – man kann in die Sache hineinwachsen. Gerade junge Menschen sind häufig sehr kreativ, probieren neue Tools aus und haben damit großen Erfolg.
Welche Themen eignen sich für die Online-Trainings besonders, welche gar nicht?
Susanne Schestak: Im virtuellen Klassenraum und in einem Online-Training kann man fast alle Themen unterrichten, aber nicht alle Inhalte. So sind alle kognitiven Lerninhalte recht gut vermittelbar, bei allen persönlichen und sozialen Kompetenzen wird es aber schwierig. Die Auswahl der richtigen Methoden ist wichtig, um Themen rüberzubringen – gerade das ist das Knowhow, was qualifizierte Online-TrainerInnen mitbringen sollten.
Dos and don´ts: Was sind die größten Fehler, die Online-TrainerInnen vermeiden sollten?
Susanne Schestak: Ein immer wiederkehrender Fehler ist, dass Foliensätze aus den analogen Seminaren 1:1 in das Online-Training übernommen werden. Das ist fatal, weil häufig zu viel Inhalt drauf ist, zu wenig Interaktion, keine Fragen und auch keine Übungen enthalten sind. Es muss spannend und kurz sein! Das Auge "isst" mit! Die Lernmedien stehen bei einem guten Online-Training im Vordergrund.
Und natürlich auch das eigene Gesicht. Eine gute Kameraeinstellung, ausreichend Licht und ein ansprechender Hintergrund sind enorm wichtig, aber auch der Lippenstift - schließlich hängen die Lerner der Trainerin ja quasi an den Lippen. Zumindest "oben rum" sollte man sich businesslike präsentieren. Auch finde ich eine technische Einführung und ein Checkup am Anfang sehr wichtig, um spätere Probleme zu vermeiden. Das ist im Grunde vergleichbar mit dem Prüfen des Raumes und der vorhandenen Technik bei einer Präsenzveranstaltung.
Haben Sie ein paar Tipps, wie es gelingt, die Nähe zu den Lernenden herzustellen und sie auch bei der Stange zu halten?
Susanne Schestak: Na klar. Z.B. hatte ich vor Kurzem ein Online-Training, in dem der Trainer bei jeder Session aus einem anderen Raum gesendet hat – mal aus der Küche, dann aus dem Garten oder aus dem Wohnzimmer – er hat dann immer kurz erklärt, wo wir sind und warum – das war nicht nur spannend, vor allem lustig und es hat Nähe geschaffen.
Humor und Überraschungen sind wichtige Element für Online- Trainings! Versuchen Sie, Emotionen auszulösen, denn gemeinsames Lachen verbindet und schafft Nähe. Auch ist der Einsatz verschiedener und abwechslungsreicher Methoden sehr wichtig. So können eine Umfrage oder Gruppenarbeit zwischendurch recht auflockernd wirken.
in weiterer Tipp ist: Klären Sie gleich zu Beginn die Du- oder Sie-Frage, also wie sie sich ansprechen wollen untereinander. Ein "Du" trägt häufig zu mehr Nähe bei, kommt aber nicht bei allen Teilnehmenden gut an.
Was ist das Besondere an diesem Kurs, was andere nicht haben?
Susanne Schestak: Das Kompakte. In nur einer Woche lernen die Teilnehmenden sehr viel über Methodik und Didaktik im Online-Training, durch die Hausaufgaben und interaktiven Übungen wird das Wissen gezielt vertieft. Die kleine Kursgruppe mit maximal acht Teilnehmenden ermöglicht nicht nur ein persönliches Feedback des Dozenten, auch der Mitlerner.
Besonders ist auch, dass wir unsere "Lehrprobe" am Ende des Kurses aufzeichnen, so dass sich jeder selber hören und sehen und besser reflektieren kann. Pluspunkt ist auch der Praxisbezug des Kurses: am besten bringen die Teilnehmenden gleich ein konkretes Einsatzszenario mit, so dass wir darüber sprechen und es austesten können. Außerdem gibt es bei uns am Ende ein Zertifikat eines staatlich anerkannten Bildungsträgers !
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