Wie Personalisierung von Texten zu besseren Lernergebnissen führt
Bad Homburg, März 2023 – ELearning-Agenturen stehen immer wieder vor der Herausforderung, mit knappen Budgets effektive und motivierende digitale Trainings zu konzipieren. Drehbuchautorin Paula Fürstner von Fischer, Knoblauch & Co. erklärt, wie die Personalisierung von Texten dabei eine wirksame Methode sein kann, genau das zu erreichen.
Folgende Situation haben Sie sicher schon unzählige Male erlebt: Ab einem gewissen Punkt in einem Vortrag oder beim Lesen eines Textes haben Sie die Aufmerksamkeit komplett verloren und wissen überhaupt nicht mehr, was Sie gehört oder gelesen haben. Neben Müdigkeit oder anderen Ursachen liegt der Grund für das Abschweifen allerdings häufig darin, dass Texte in einem formellen Stil präsentiert werden. Sind Sie allerdings in ein direktes Gespräch mit anderen Personen involviert, wird Ihre Aufmerksamkeit vermutlich höher sein und Sie achten intensiver auf den Inhalt des Gesprächs. Unser Gehirn scheint also aufmerksamer zu sein, wenn soziale Aspekte eine Rolle spielen.
Bei digitalen Trainings erleben wir nichts anderes. Wir werden von einem Avatar, oder einfach nur von dem/der Sprecher(in) des Trainings, per "Du/Sie" oder aus der "Ich/Wir" Perspektive auf einer lockeren und sympathischen Weise angesprochen. Dabei merken wir sofort, dass uns das Lernen auf diese Weise irgendwie leichter fällt, wir uns eher mit den Lerninhalten identifizieren und uns im Nachhinein besser an die Lerninhalte erinnern können. Aber warum ist das so?
In der Wissenschaft wird dieser Effekt als Personalisierungseffekt bezeichnet und zählt zu den sozialen Hinweisreizen. So wurde in experimentellen Studien auf Basis der "Cognitive Load Theory" und der "Cognitive Theory of Multimedia Learning" gezeigt, dass konzipierte Lehr- und Lernmaterialien mit sozialen Reizen lernwirksamer sind, d. h. die Lernmotivation und Lernergebnisse positiv beeinflussen. Neben dem visuellen Aspekt von sozialen Hinweisreizen sind verbale Reize besonders dazu geeignet, den Eindruck einer sozialen Lehr-Lern-Situation zu erwecken. Sie finden sich in Sprachstil und Wortwahl eines geschriebenen oder gesprochenen Lerninhalts.
So ist es möglich, z. B. durch eine persönliche Anrede ("Hallo Ben, schau Dir bitte diese Grafik an!") und die Verwendung von Possessivpronomen ("Wie lautet Dein Lösungsansatz?"), Lernenden das Gefühl zu vermitteln, in einer sozialen Situation mit einem Gegenüber zu stehen. Dazu kann der Satzbau eines Textes sozialer wirken, je mehr er dem Konversationsstil gesprochener Sprache entspricht, z. B. indem kürzere und einfachere Sätze verwendet werden. Je nach Zielgruppe eines Trainings kann die Ansprache somit an die jeweilige Sprachebene angepasst werden und einen Lerninhalt stärker in einen sozialen Kontext bringen.
Und worin steckt das Potenzial des Personalisierungseffekts für die Erstellung von digitalen Trainings?
Da das Budget auf Kundenseite meistens beschränkt ist und bestimmte Inhalte in einer vorgegebenen Zeit vermittelt werden müssen, ist für aufwendigere didaktische Ansätze wie bspw. Storytelling oder Gamification häufig wenig Kapazität vorhanden. Mithilfe der Personalisierung von Texten haben wir hingegen wirksame und in der Produktion weniger aufwendige Stellschrauben, um die Aufmerksamkeit und Identifikation mit den Lerninhalten zu erhöhen und die Lernergebnisse zu verbessern, ohne dabei die Inhalte in Geschichten mit umfassenden Charakteren einbetten zu müssen.
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