Zum Geburtstag

Das Internet im Jahr 2069: openHPI bittet um Prognosen

InternetanwendungenPotsdam, Oktober 2019 - Aus Anlass des 50. Geburtstag des Internets startet das Hasso-Plattner-Institut (HPI) eine groß angelegte Mitmach-Aktion: Unter dem Titel "Internet 100" sind alle Teilnehmenden um eine Prognose gebeten, wie das Netz der Netze im Jahr 2069 aussehen wird. Das HPI lädt dazu ein, diese individuellen Vorhersagen und Visionen in einem offenen Diskussionsforum auf seiner Plattform openHPI zu publizieren.

Das Diskussionsforum zur Zukunft des Internets steht den Teilnehmenden des kostenlosen Onlinekurses "Die Technologie, die die Welt veränderte - 50 Jahre Internet" offen. Dieser startet auf der Plattform am 28. Oktober - einen Tag vor dem Welt-Internet-Tag - genau am Tag der festlichen Gala zum 20. Geburtstag des HPI.

"Wie sieht das Internet aus, wenn es 100 Jahre alt und damit doppelt so alt sein wird wie jetzt? Um das vorherzusagen, wollen wir die Schwarm-Intelligenz Tausender nutzen", sagt Internetforscher und HPI-Direktor Prof. Christoph Meinel. Er leitet den Massive Open Online Course (MOOC), für den sich bereits rund 4.000 Personen angemeldet haben. Und die Zahlen steigen täglich.
 

Auch Internet-Miterfinder Vint Cerf (76) steuert Vision bei

"Jede und jeder hat bei uns die Chance, die persönliche Vorstellung, die individuelle Vision vom Internet im Jahr 2069 zu präsentieren und zur Diskussion zu stellen", sagt Meinel, der am HPI das Fachgebiet Internet-Technologien und -Systeme leitet. Er konnte HPI-Fellow Vint Cerf (76), einen der Miterfinder des Internets, bewegen, seine eigene Prognose von der technischen Weiterentwicklung des Netzes abzugeben.

Die ganze Mitmach-Aktion sei zu verstehen als eine Art Aging-Simulation: "Ob Optimisten, Realisten oder Pessimisten - alle können einbringen, welche atemberaubenden weiteren Innovationen sie erwarten oder welche bedenklichen Fehlentwicklungen sie befürchten, wenn das Internet weitere 50 Jahre altert".

Der Potsdamer Informatikwissenschaftler hofft auf einen regen Austausch unter den Teilnehmenden. Diese können nicht nur eigene Stellungnahmen abgeben, sondern auch andere kommentieren und bewerten. "So werden wir gemeinsam Ideen entwickeln, was ein guter Entwicklungspfad des Internets ist und welche Auswüchse unerwünscht sind", hofft Meinel.

 

Prognosen gehen in Publikation des HPI ein

Zusammen mit anderen Wissenschaftlern seines Fachgebiets will er den Verlauf und das Ergebnis der Diskussionen in einer Publikation dokumentieren: "Darauf wird die Welt in 50 Jahren dann als historisches Dokument zurückblicken und erkennen, wie nahe wir in unserer Vorausschau der Realität im Jahr 2069 gekommen oder wie fern wir ihr geblieben sind".

Meinels sechswöchiger Gratis-Kurs in deutscher Sprache liefert als Basis für die Zukunftsprognosen aktuelle Zahlen, Daten und Fakten zur Entwicklung des Internets in den 50 Jahren seit seinem Start. Den Teilnehmenden bietet er zahlreiche Lehrvideos, Selbsttests, Hausaufgaben, Prüfungen und Chancen für den Austausch in einem Diskussionsforum. Wer den Kurs erfolgreich absolviert, erhält etwa eine Woche nach dem Abschluss ein Zeugnis bzw. ein qualifiziertes Zertifikat des Hasso-Plattner-Instituts.

Der Kurs richtet sich an Internetnutzer ohne Vorkenntnisse. "Die Teilnehmenden sollen einerseits das technische Konstruktionsprinzip des Internets verstehen lernen, andererseits aber auch die Notwendigkeit erkennen, dass sie sich in diesem prinzipiell offenen Netz selbst gegen Angriffe schützen müssen", erläutert der Informatikwissenschaftler.

 

"Beim Start des Internets spielte Sicherheit keine wichtige Rolle"

Passend zum Start im Oktober, dem European Cyber Security Month, haben Sicherheits-Aspekte und -Tipps in Meinels Kurs deshalb eine besondere Bedeutung. "Sicherheit war damals bei der Entwicklung des Internets und seiner Datenverkehrsregeln kein primärer Gesichtspunkt", erinnert der Wissenschaftler. Die Komplexität der Protokolle und Anwendungen sowie die Abhängigkeit der Wirtschaft und Gesellschaft vom Netz der Netze sei seitdem ständig gestiegen. "Das macht es Angreifern heute leicht. Sie sind gut vorbereitet und organisiert, ihre Werkzeuge für massive Attacken sind immer ausgereifter und einfacher zu bedienen", stellt der Kursleiter fest.