Jugendliche werden das Handy zum Lernen nutzen
Hagen/Köln, Februar 2010 - Informationen zum Thema "Mobiles Lernen" finden sich auf der diesjährigen didacta vom 16. bis 20. März 2010 in allen Hallen. Maciej Kuszpa, Mitglied der Forschungsgruppe Mobile Learning an der FernUniversität in Hagen, gibt im Vorfeld der Bildungsmesse einen Einblick, welche Formen und Ausmaße das Mobile Lernen seines Erachtens annehmen wird.
Herr Kuszpa, zuvor eine Begriffsbestimmung: Was ist eigentlich mobiles Lernen?
Maciej Kuszpa: Es gibt viele Definitionen, aber nach meinem Verständnis ist es das Lernen auf dem Handy, auch auf dem Nintendo DS oder dem iPod, also auf Geräten, die man in die Hosentasche stecken kann. Dabei steht aber das Handy im Fokus.
Ist denn das mobile Lernen in Deutschland überhaupt schon ein Thema?
Maciej Kuszpa: Ja, man kann auf dem Markt schon etliche Produkte von den Verlagen finden, zum Beispiel zum Fremdsprachenlernen - kleine Programme, die man sich aufs Handy herunterladen kann, um zwischendurch lernen zu können.
Es gibt aber auch einzelne Anbieter, die für bestimmte Fachthemen oder Zielgruppen Angebote offerieren, zum Beispiel speziell für die Abiturprüfung oder für die Führerscheinprüfung. Das gibt's schon länger. Das ist doch die ideale Zielgruppe: Die Siebzehn-/Achtzehnjährigen sind alle mit Handys ausgestattet und haben gleichzeitig eine große Motivation, den theoretischen Teil der Führerscheinprüfung zu bestehen. Außerdem ist die Führerscheinprüfung standardisiert.
Es geht also vorwiegend um Fragen, die man mehr oder weniger auswendig lernen muss und das kann man wunderbar mit diesem Gerät machen. Als meine kleine Schwester vor zweieinhalb Jahren ihren Führerschein gemacht hat, haben unsere Eltern - genau wie bei mir damals - ein Vorbereitungsbuch und die passenden Fragebögen gekauft. Aber sie hat einfach nur eine kleine Anwendung heruntergeladen und hat dann im Bus oder in der Pause die Aufgaben auf dem Handy gelöst. So hat sie den theoretischen Teil gelernt und die Prüfung bestanden, obwohl alle im Vorfeld erst mal skeptisch waren.
Also geht es beim mobilen Lernen in erster Linie um standardisierte Lernangebote?
Maciej Kuszpa: Man findet vorwiegend solche standardisierten Angebote. Es liegt auch nahe, dass man auf dem Handy keine komplexen Sachen neu lernen kann - allein aufgrund der begrenzten Möglichkeiten von Display und Kapazität. Wir sehen das zum Beispiel im Hochschulbereich als Ergänzung und nicht als Ersatz. Sie werden kein BWL-Studium auf dem Handy absolvieren können, sondern ergänzend kleine Lernsequenzen haben, um den Lernfortschritt überprüfen zu können oder um standardisierte Fragen zur Prüfung wiederholen zu können. Noch sind es Multiple-Choice-Frage oder Lückenaufgaben oder Definitionen, die Sie zuordnen müssen.
Sie erwähnten vorhin Fremdsprachenlernen, also ein typisches Weiterbildungsthema. Ist denn das mobile Lernen auch für die berufliche Weiterbildung interessant?
Maciej Kuszpa: Ja, es gibt bereits Anwendungen für den beruflichen Alltag. Zum Beispiel für Außendienstmitarbeiter im Pharmabereich. Wir haben jetzt an der FernUniversität in Hagen ein Forschungsprojekt gestartet, bei dem es darum geht, wie Lkw-Fahrer ihre Wartezeiten sinnvoll für eine berufliche Qualifizierung nutzen können.
Die Berufskraftfahrer müssen nämlich immer wieder kleine Prüfungen zur Arbeitssicherheit und zum Arbeitsschutz ablegen. Vorbereiten könnten sie sich dann mit Lernprogrammen auf dem Handy. Wir haben im Vorfeld Befragungen über ihren Arbeitsalltag durchgeführt, und darüber, was sie sich zutrauen und wie es mit ihrer Medienkompetenz bestellt ist.
Im nächsten Schritt wollen wir die entsprechenden Inhalte für die mobilen Geräte aufbereiten, die dann in einer kleinen Gruppe ausgewählter Berufskraftfahrer zum Einsatz kommen. Wenn dann Ergebnisse vorliegen, können wir das Angebot weiterentwickeln, damit es auch für andere Speditionen infrage kommt.
Wird auch in den Schulen das mobile Lernen schon thematisiert?
Maciej Kuszpa: Da gibt es ein Problem: Viele Schulen haben mittlerweile ein Handyverbot, das ist eine echte Hürde für das mobile Lernen. Wir haben aber ein Projekt mit einer Berufsschule gestartet. Dabei geht es um die Elektronikerausbildung und um die Frage, wie weit wir den Schülern helfen können, sich auf größere Prüfungen vorzubereiten. Das Handy wird allerdings nicht im Unterricht selbst genutzt, sondern es wird in den Betrieben eingesetzt, wo die Auszubildenden zum Beispiel bestimmte Arbeitsprozesse dokumentieren müssen.
Trotz gegenwärtigem Handyverbot an Schulen, glauben Sie, dass das mobile Lernen im Schülerleben in Zukunft eine größere Rolle spielen wird?
Maciej Kuszpa: Ja, das glaube ich. Wir arbeiten heute ganz selbst verständlich mit dem PC, sowohl beruflich als auch privat, und die Jugendlichen sind ein Stück weiter, sie haben das Handy für sich vereinnahmt. Es ist ein ganz normales Medium für sie und ich kann mir gut vorstellen, dass sie es auch in der Schule und im Beruf ganz selbstverständlich einsetzen werden. Sie haben keine Distanz gegenüber der Technologie, weil sie damit aufgewachsen sind.
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